Griechen sind doch reformfähig

19.5.2011, 00:00 Uhr
Griechen sind doch reformfähig

© Eduard Weigert

Umsonst dazu den obligatorischen Ouzo sowie Syrtos-Gedudel vom Band. Das ist preiswert, bewährt — und einfallslos.

Nun gehört die hellenische Küche nicht zu den kreativsten, doch sie ist weit besser als ihr Ruf — und sie ist reformfähig. Diese eher seltene griechische Eigenschaft beweist aufs Schönste das Restaurant „eleon“ (altgriechisch: Olivenöl). Auch äußerlich. Kein Antik-Kitsch, kein Firlefanz in der Gaststube, sondern edle Schlichtheit in Braun und Weiß. Der begrünte Hofgarten hinterm Haus sorgt fürs mediterrane Urlaubsgefühl.

Doch die eigentliche Reform der Verführung liegt auf dem Teller. Auf vielen Tellern, in Tiegeln und Töpfchen. Mezedes heißen die kleinen Mengen verschiedener warmer und kalter Gerichte, die ein Essen einleiten oder daraus bestehen. Diese Appetithappen, zu denen Ouzo gereicht wird, sind den spanischen Tapas verwandt und natürlich den türkischen Meze. Mezedes bestimmen die neue griechische Küche — im „eleon“ sind sie Konzept.

Die beliebten Kleinigkeiten können schlicht Oliven mit Feta sein, ein Schälchen Olivenöl mit warmem Pitabrot, aber auch Hähnchenbrust mit Thymian und Schafskäse überbacken (12,90 Euro), Fleischbällchen mit frischen Kräutern (5,90 Euro) oder Lammschulter mit Artischocken und Zitronen-Eier-Sauce (15,30 Euro). Je mehr Gäste, umso größer der Genuss. Die aktuellen Tagesgerichte stehen auf der Schiefertafel, je ein Fleisch- und Fischgericht, was mit Meeresfrüchten und was Vegetarisches.

Sind Sie nur zu zweit, rate ich Ihnen zu einer kleinen Platte Mezedes (10,30 Euro) mit etwas Salat, Feta, Rogencreme und Bauernwurst, zu Rinderleber mit roten Zwiebeln in Weißwein (6,40 Euro) sowie Schweinefleisch in Rotweinsauce mit Lorbeerblättern, Pfeffer und Paprika (6,60 Euro), als Beilage Tomatenreis (2,90 Euro) — das ist rundum gelungen und einfach köstlich. Und bitte sagen Sie der Bedienung: Alles auf einmal auf den Tisch. Dazu trinken Sie den Hauswein — ob rot oder weiß, er schmeckt prima und kostet schoppenweise 3,80 Euro.

Der Wirt mit dem so melodischen wie beziehungsreichen Namen Apostolos Kassiteropoulos hat sein Mezedes-Konzept bereits vier Jahre lang erfolgreich in der Wiesentalstraße erprobt, wo ihm die Leute die Bude einrannten. Aus Platzmangel zog er schließlich im letzten Sommer in die Kleinweidenmühle um, wo zuletzt mit wenig Fortune das „Oggi“ residierte. Und auch hier strömen jetzt die Besucher ins „eleon“, als könnten sie nicht genug kriegen von leckeren hellenischen Kleinigkeiten. Ob drinnen oder draußen: Plätze müssen unbedingt reserviert werden.

Wie auch immer die Schuldenkrise in Griechenland bewältigt wird, derzeit mag es für den deutschen Gast eine Genugtuung sein, wenn er für seine Euros noch einen genüsslichen Gegenwert erhält.

Unterm Strich:

Wie schön, wenn endlich die Poseidon-Platten und Dionysos-Teller im Fluss Lethe verschwinden. Das Restaurant „eleon“ zeigt, wie leicht, frisch und aromatisch griechische Kost sein kann — fast italienisch. Und doch wird hier nicht Gastro-Arroganz zelebriert, sondern landestypische Hausmannskost mit meist biozertifizierten Zutaten. Der Service ist freundlich — aber bisweilen ein wenig mundfaul: Lassen Sie sich unbedingt eine Mezedes-Variation nach Ihrem Gusto empfehlen.

Mehr Informationen über das Eleon in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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