Große Bühne für Elftligist: Amateur tritt gegen Club-Legenden ab

8.10.2020, 15:53 Uhr
Er ist Vorstand, Spieler, Trainer. Und nebenbei mäht David Günther für seinen SV Traktor Schlalach sogar den Rasen.

© privat, NNZ Er ist Vorstand, Spieler, Trainer. Und nebenbei mäht David Günther für seinen SV Traktor Schlalach sogar den Rasen.

Am Samstag um 13.30 Uhr betritt David Günther zum letzten Mal als Spieler ein Feld. Und nicht irgendeines: Sein Verein, der Elftligist SV Traktor Schlalach aus Brandenburg, spielt im Max-Morlock-Stadion. Gegner: die Traditionsmannschaft des 1. FC Nürnberg. Günther hat bei der Aktion "Mein Abschiedsspiel" der Nürnberger Versicherung gewonnen. Nun tritt der 36-Jährige Papa von zwei Töchtern auf großer Bühne ab.

Herr Günther, schon einmal im Max-Morlock-Stadion gewesen?
David Günther: Tatsächlich nein. Obwohl ich schon in vielen Stadien war. Und tatsächlich fußballverrückt bin.

Wie äußert sich das?
Günther: Ich schaue wirklich alles, was im Fernsehen übertragen wird - und wenn ich lese, dann auch nur Fußball. Ich habe die 11 Freunde abonniert und bin ungefähr 100 Mal am Tag auf kicker.de.

David Günther bei der Taktikbesprechung.

David Günther bei der Taktikbesprechung. © privat, NNZ

Um dort über welchen Lieblingsverein zu lesen?
Günther: Den 1. FC Kaiserslautern.

Oje, das tut mir leid. Und das will etwas heißen, wenn ein Clubfan Mitleid hat.
Günther: Schon ok. Ich bin Fan seit ich fünf Jahre alt war, habe also auch die guten Zeiten mitgemacht. Die Meisterschaft nach dem Aufstieg, die Champions League. Auch wenn es jetzt gerade in der Dritten Liga nicht so gut aussieht.

Immerhin haben Sie noch einen Verein: den SV Traktor Schlalach. Wo liegt der Ort eigentlich?
Günther: Im Südwesten Brandenburgs, 50 Kilometer von Potsdam entfernt, auf einer kleinen Anhöhe. Bekannt ist die Region für den Beelitzer Spargel.

Spargel hat bei uns auch Tradition. Apropos: Der SV Schlalach wurde ja erst 2002 gegründet. Wieso heißt er Traktor?
Günther: Weil es ihn früher schon gegeben hat. Aber mit der Wende hat sich der Verein zerschlagen. Als wir später die Chance hatten, wieder ein Vereinsgelände aufzubauen, haben wir den Verein wiedergegründet. Mit dem klassischen DDR-Namen Traktor haben wir uns auf unsere Wurzeln berufen.

Und Sie sind von Anfang an dabei.
Günther: Richtig, Gründungsmitglied und von Beginn an auch im Vorstand. Außerdem kümmere ich mich um den Rasen.

Oha, ein Gärtner.
Günther: Eigentlich ich arbeite in der Radiologe an der Charité in Berlin. Dort erlebt man schon auch unschöne Situationen. Die drei, vier Stunden auf dem Rasenmäher helfen mir, das zu verarbeiten. Dabei schalte ich ab. Außerdem mag ich einen gepflegten Rasen.

Das freut auch die Gegner.
Günther: Absolut. Der Rasen ist ein Markenzeichen des Vereins, dafür bekommen wir Komplimente.

Auf den Rasen wollen Sie aber bald nicht mehr.
Günther: Ich habe 17 Saisons für Schlalach gespielt, war immer da, außer als ich mich von einem Kreuzbandriss erholen musste. Am Ende der vergangenen Saison habe ich entschieden: Jetzt ist Schluss. Aber nur als Spieler. Jetzt trainiere ich die Mannschaft.

Am Samstag werden aber noch mal die Fußballschuhe geschnürt - im Max-Morlock-Stadion. Wie kam es dazu?
Günther: Ich hab von der Aktion "Mein Abschiedsspiel" im kicker gelesen. Du wirst im Dorf mit dem Mannschaftsbus des FCN abgeholt, ziehst dich in der Kabine um, spielst im Stadion. Das ist, wie wenn eine Fee dir einen Wunsch erfüllt.

Sie wurden dann unter mehreren Bewerbern ausgewählt. Aufgeregt?
Günther: Natürlich! Wir spielen in der elften Liga! Die ganze Mannschaft freut sich riesig, wir kommen schon am Freitagabend und schauen uns Nürnberg an.

Aber gediegen. Am Samstag ist um 13.30 Uhr Anpfiff. Worauf freuen Sie sich besonders?
Günther: Natürlich auf Spieler wie Michael Wiesinger, der eine tolle Karriere gehabt hat. Wir stehen auch mit Bundesliga-Torschützenkönig Marek Mintal auf dem Platz. Wahrscheinlich aber ist es alles. Und die Athmosphäre beim Einlaufen. Ich durfte auch das Einlauflied aussuchen.

Was wird's?
Günther: Can't stop von den Red Hot Chili Peppers.

Nicht aufzuhalten sind sicher auch die Fans. Wie viele kommen?
Günther: 400 sind zugelassen, 150 kommen aus Schlalach - also das halbe Dorf. Wir haben uns schon überlegt, dass jemand währenddessen auf den Ort aufpassen muss.

Und sehen die Fans dann einen Sieg?
Günther: Uns geht's darum, diese Erlebnisse zu genießen, viele Eindrücke mitzunehmen. Gewinnen müssen wir in Liga elf. Da sind wir aktuell Zweiter!

Viel Erfolg!

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