Großer Andrang beim Casting für Nürnberger Uni-Musical

30.10.2019, 11:26 Uhr
Großer Andrang beim Casting für Nürnberger Uni-Musical

© Foto: Johannes Hirschlach

Alle Augen sind auf Freya Burdack gerichtet. Einen Moment lang ist es still, dann setzt das Klavier ein. Burdack atmet kurz durch und fängt an zu singen: "Never Enough" aus dem Musicalfilm "The Greatest Showman". Stifte kratzen auf Papier, prüfende Blicke beobachten ihre Performance. Nach zwei Minuten ist es vorbei. Burdack bekommt ein freundliches "Danke" zu hören und verlässt den Raum. Erleichtert klopft sie sich mit der Hand auf die Brust. "Boa, bin ich froh, dass das jetzt rum ist", bricht es aus ihr heraus.

Burdack will eine Rolle im Musical "Hair", das die Uni Erlangen-Nürnberg unter Leitung von Wolfgang Pfeiffer produziert. Premiere ist am 24. April 2020. Inzwischen zum zehnten Mal castet der Musikpädagogik-Lehrstuhl Studenten für die alle zwei Jahre stattfindende Show-Reihe. "Es ist das größte Uni-Musical Deutschlands und vielleicht sogar Europas", betont Pfeiffer. Insgesamt 20.000 Zuhörer in Dutzenden Vorstellungen werden auch für "Hair" erwartet.

Großer Andrang beim Casting für Nürnberger Uni-Musical

© Foto: Johannes Hirschlach

Was es für ein Gefühl ist, auf der Bühne zu stehen, weiß Freya Burdack. Die 22-jährige Lehramtsstudentin war als Ensemble-Mitglied schon 2018 im Nürnberger Uni-Musical "The Wiz" dabei. "Das ist so eine hammermäßige Erfahrung", schwärmt sie. Jetzt eine größere Rolle zu spielen, sei ihr Traum.

Auch die Ausstrahlung zählt

Auch Michelle Neumann und Sarah Oamen wollen auf die Bühne. Sie haben – wie etwa zwei Drittel der 63 Bewerber – noch in keiner Musikshow der Universität mitgewirkt. Mitmachen dürfen grundsätzlich alle Studentinnen und Studenten. "Ich bin sehr nervös", gesteht Neumann und tigert auf dem Flur auf und ab. Oamen macht sich derweil Sorgen, ob sie mit "House of the Rising Sun" ein gutes Lied vorbereitet hat. Als aus dem Casting-Raum eine rockige Stimme dröhnt, lauschen alle gebannt an der Tür. "Wow", flüstert eine der Zuhörerinnen.

Die Konkurrenz ist groß. Jeder zweite Bewerber bekommt keine Rolle. Trotzdem ist Vorerfahrung nicht alles, sagt Regisseur Peter Kirchner. "Natürlich: Wenn man nicht singen kann, hilft alles nichts", sagt er. Beim Casting sei aber auch die persönliche Ausstrahlung wichtig. "Ich achte darauf, ob die Leute etwas auszusagen haben und nicht nur Töne singen", erklärt Kirchner. Wenn sich die fünf- bis siebenköpfige Jury über die Sängerinnen und Sänger berät, fallen Aussagen wie "schöner, klarer Tenor", "knuffig" und "sympathisch – und der hat auch noch Haare!" Das ist eine gute Voraussetzung für ein Musical, das den Namen "Hair" trägt.

Fliegende Haare und schnelle Drehungen

Ein Stockwerk tiefer kommt es auf ganz andere Dinge an: "Bei uns geht es um die Präsenz", sagt Sigi Turba. Sie leitet mit ihrer Kollegin Eva
Kragler die Choreografie der Show. Bei ihnen müssen die Bewerber im Casting ihr Rhythmusgefühl unter Beweis stellen. In 20 Minuten lernen die Anwärter einige Tanzschritte, die auch in "Hair" wichtig sind. Aus den Boxen pumpen skandinavische Ethno-Klänge. Neumann, Oamen und Burdack schütteln dazu die Haare, werfen die Arme in die Luft und vollführen schnelle Drehungen. Danach heißt es: Warten. Die Rollenverteilung gibt die Jury erst einige Stunden später bekannt.


FAU ist eine der innovativsten Unis weltweit


Die Profis geben sich viel Mühe bei der Besetzung. Immerhin soll der Charakter der Person auch zur Bühnenfigur passen, sagt Regisseur Kirchner. In der Umsetzung soll die Uni-Produktion nahe an der Broadway-Fassung bleiben. "Aber im modernen Sound", verrät Pfeiffer. "Das Original rumpelt schon ziemlich nach ‚Siebzigerjahre‘." Das Musical "Hair" wurde 1968 am Broadway uraufgeführt. Darin geht es um langhaarige Hippies in New York, die
den Kriegsdienst verweigern und sich mit ihren pazifistischen Idealen gegen das Bürgertum auflehnen.

Fortsetzung des Projekts ist ungewiss

Klar, dass Pfeiffer noch einmal alles geben will. Für ihn ist es das
letzte Uni-Musical. 2022 geht der Leiter in Pension. Ob das Projekt ohne ihn fortgesetzt wird, "hängt von der Universität und meinem Nachfolger ab", sagt er.

Während für Pfeiffer also der Endspurt bevorsteht, geht es für Freya Burdack jetzt erst so richtig los. Neumann und Oamen sind bei der Rollenvergabe leer ausgegangen. Doch für Burdack ist am Nachmittag klar: Sie bekommt die Rolle der "Dionne". Damit ist wohl auch ein Solo-Stück für sie drin. "Ich bin total begeistert", freut sie sich. Viel Zeit zum Durchatmen bleibt ihr nicht: Die erste Probe ist schon Anfang November.

Verwandte Themen


Keine Kommentare