Großes Jubiläum in St. Sebald: Schrein wird geöffnet

16.7.2019, 05:35 Uhr
Die Reliquien des Heiligen Sebald waren vor etlichen Jahrhunderten ein großer Publikumsmagnet: In Scharen pilgerten die Gläubigen nach Nürnberg, um den sterblichen Überresten nahe zu sein.

© Harald Sippel Die Reliquien des Heiligen Sebald waren vor etlichen Jahrhunderten ein großer Publikumsmagnet: In Scharen pilgerten die Gläubigen nach Nürnberg, um den sterblichen Überresten nahe zu sein.

Die evangelische Gemeinde St. Sebald begeht das Jubiläum richtig groß: In der Kirche findet am Treitag, 19. Juli, ein wissenschaftliches Treffen mit vielen Vorträgen statt. Am Samstag um 10 Uhr dann der eigentliche Höhepunkt: Pfarrer Martin Brons schließt den Schrein auf, der nur etwa alle 30 Jahre geöffnet wird. Bei dieser sogenannten Visitation werden die 13 Seidensäckchen mit den Knochen des Stadtheiligen untersucht.

Ob es wirklich seine sterblichen Überreste sind, ist allerdings nicht bekannt. Denn im Mittelalter wurde ein schwunghafter Handel mit Reliquien betrieben. Und dabei wurden den Gläubigen auch Fälschungen angedreht.

Bei einer Testöffnung des Schreins im April bekamen die Beteiligten einen Schrecken: Im Inneren - dort befinden sich zwei hölzerne Behälter - stellten sie Schimmelbefall fest. In einem Fachlabor ließ man die Art des Schimmels analysieren. Das Ergebnis: Für die Menschen sind die Sporen ungefährlich.

Es sind also keine besonderen Schutzmaßnahmen bei der Visitation oder für Besucher nötig, erklärt Alexandra Fritsch, Baumeisterin von St. Sebald. Sie glaubt nicht, dass sich der Schimmel auf die Knochen in den Seidensäckchen ausgebreitet hat. Die Reliquien des Heiligen Sebald waren vor etlichen Jahrhunderten ein großer Publikumsmagnet: In Scharen pilgerten die Gläubigen nach Nürnberg, um den sterblichen Überresten nahe zu sein. Bereits Martin Luther kritisierte den Heiligenkult und heute ist diese Tradition vielen Menschen unverständlich.

Videoleinwand zur Übertragung

Martin Brons, der evangelische Pfarrer von St. Sebald, erklärt seinen Zugang zu dem religiösen Ritual so: "Der Begriff des Heiligen ist uns zwar fremd geworden. Aber Heilige geben Beispiele, wie man mit den Herausforderungen unseres Lebens umgeht. Zum Beispiel, wie man angesichts von Trauer und Unglück jeden Tag wieder fröhlich angehen kann."

Für den Geistlichen ist wichtig, dass die Visitation erstmals öffentlich stattfindet. Alle Interessierten können in dem Gotteshaus gegenüber dem Rathaus Wolffscher Bau teilnehmen. Über Videoleinwand wird die Zeremonie aus dem Chor ins Hauptschiff übertragen.

Nach der Liturgie können Besucher an dem abgesperrten Bereich rund um das Sebaldusgrab Konservatoren zuschauen, die den Inhalt des Schreins untersuchen. Außerdem sind die Reliquien nicht nur für einen kurzen Moment, sondern bis Sonntagabend um 18 Uhr zu sehen. Hartmut Voigt

Mehr zum umfangreichen Programm "500 Jahre Sebaldusgrab" unter: https://www.sebalduskirche.de/wp-content/uploads/2019/04/Sebald-Festwoche.pdf

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