Grundstückspreise in Nürnberg: Es geht munter weiter bergauf

4.5.2021, 05:57 Uhr
Das frühere Coca-Cola-Gelände an der Ostendstraße aus der Vogelperspektive: Neben dem Seepark der Diakonie Mögeldorf (li.) entsteht hier der "Seetor"-Komplex mit - unter anderem - an die 200 Eigentumswohnungen. 

© Oliver Acker Das frühere Coca-Cola-Gelände an der Ostendstraße aus der Vogelperspektive: Neben dem Seepark der Diakonie Mögeldorf (li.) entsteht hier der "Seetor"-Komplex mit - unter anderem - an die 200 Eigentumswohnungen. 

Objektiv und interessensneutral - so ermittelt der Gutachterausschuss für Grundstückswerte beim Wirtschaftsreferat der Stadt Nürnberg die Preisentwicklung. Dazu erhält er anonymisierte Abschriften sämtlicher Notarurkunden. Im vergangenen Jahr wechselten 4720 Häuser, Wohnungen und noch unbebaute Grundstücke die Besitzer - ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr.

"Das entspricht allerdings den üblichen Schwankungen und ist, soweit erkennbar, nicht auf die Pandemie zurückzuführen", erläutert Frank Seidler, der Leiter des Amts für Geoinformation und Bodenordnung und Vorsitzender des Gutachterausschusses. Die Käufer blätterten insgesamt 2,9 Milliarden Euro hin, nur etwas weniger als im bisherigen Rekordjahr 2019.

Seine Erhebungen veröffentlicht der Ausschuss Jahr für Jahr im Grundstücksmarktbericht, alle zwei Jahre wird eine Bodenrichtwertkarte erstellt. Das Stadtgebiet wird dabei in 1266 einzelne Bodenrichtwertzonen eingeteilt und jeweils ein Bodenrichtwert aus den getätigten Grundstückskäufen ermittelt. Die jüngste Karte - zum Stichtag 31.Dezember 2020 - wurde jetzt parallel zur ausführlichen, knapp 160 Seiten starken Marktübersicht veröffentlicht.

Steigerungen in fast allen Teilbereichen

Die entscheidende, allerdings wenig überraschende Botschaft: In nahezu allen Teilbereichen sind weiterhin zum Teil deutliche Steigerungen zu verzeichnen. Um satte 25 Prozent in nur zwei Jahren legten die Preise für Wohnbauflächen mit bis zu zweigeschossiger Bauweise zu. Lockerungen in der bayerischen Bauordnung sollen Bauherren demgegenüber seit Anfang Februar wenigstens eine bescheidene Entlastung bringen.

Die Übersicht belegt, dass Grundstücke ganz allgemein und solche für Wohnungsbau im besonderen weiterhin knapp und gefragt sind. "Auch wenn die Einwohnerzahl im vergangenen Jahr leicht von 535.000 auf 532.000 gesunken ist, bleibt die Lage so angespannt, dass der Wohnungsbau energisch vorangetrieben werden muss", stellt Wirtschaftsreferent Michael Fraas fest. Verschärfend wirkt die Konkurrenz um den allzu knappen Platz, fehlen doch zugleich auch Grün- und Gewerbeflächen.

Seit 1990, so zeigen die Statistiken, sind die Preise in den meisten Bereichen um das Zwei- bis Dreifache geklettert, am stärksten seit 2014/2015. Allein seit 2019 sind für unbebaute wie bebaute Grundstücke samt Wohnungen und Häusern Steigerungen zwischen sieben und zwölf Prozent zu verzeichnen - im Durchschnitt. Im einzelnen reicht die Spanne beispielsweise bei Bauflächen für ein- bis zweigeschossige Nutzung von 220 Euro am Hahnenbalz (Buchenbühl) bis zu 1600 Euro jeweils pro Quadratmeter in Erlenstegen. Auch bei Bestandsobjekten ist die Streuung enorm. Aber selbst in einfachen bis mäßigen Lagen werden für Wohneigentum 2800 Euro pro Quadratmeter im Bestand verlangt, 4900 Euro bei Neubauten - im Durchschnitt.

In der City geht es mehr um Mieten

Bemerkenswerte Preise werden weiterhin in den Geschäftslagen der Altstadt erzielt, zum Beispiel 4100 Euro/qm am Trödelmarkt, 4400 Euro/qm am Kornmarkt und 14.000 Euro/qm an der nördlichen Königstraße. Die aktuellen Probleme scheinen hier noch keine Auswirkungen zu zeigen. Einsamer Spitzenreiter ist die Breite Gasse mit 18.000 Euro/qm. "Allerdings gab es in der Innenstadt verhältnismäßig wenige Verkäufe, bestimmte Kategorien werden auch nur alle zwei Jahre ausgewertet", erläutert Seidler. Eine viel größere Rolle spielt hier die Entwicklung bei den Gewerbemieten. Die werden von der Stadt ebenfalls eingehend beobachtet, der nächste Bericht dazu ist für den Herbst angekündigt.

Weil der Preisanstieg in etwa den Rückgang der Fallzahlen kompensierte, blieb der Umsatz bei Wohnungseigentum im Jahr 2020 mit 804 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr nahezu stabil. Wurden im Jahr 2012 noch 860 Neubauwohnungen verkauft, so waren dies im vergangenen Jahr nur noch 604. Bei gebrauchten Wohnungen sank die Zahl im gleichen Zeitraum von 2.937 auf 2.201 Einheiten.

Unter 2000 Euro pro Quadratmeter nur "Ramsch"

Mehrfamilienhäuser werden, so die Erhebung, fast nur im gebrauchten Zustand veräußert. Im langjährigen Vergleich legten in diesem Marktsegment die Preise am deutlichsten zu, im vergangenen Jahr um sieben Prozent auf etwa 850.000 Euro bis 2,7 Millionen Euro. Bei einem heute beobachteten Bodenwertanteil von rund 1200 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche sei der Preisanstieg der vergangenen zehn Jahre (bei Neubauwohnungen ein Plus zwischen 2.300 und 4.000 Euro/qm) nicht alleine über Bodenpreissteigerungen zu erklären, merkt Seidler an. Für weniger als 2.000 Euro/qm sind nur noch Wohnungen zu haben, die älter als 80 Jahre sind oder sich in weniger gefragten Lagen beziehungsweise in einem ungepflegten Zustand befinden.

Der Grundstücksmarktbericht 2020 kann ab sofort beim Amt für Geoinformation und Bodenordnung, Bauhof 5, 90402 Nürnberg, Tel. 0911/232-4445 für 60 Euro als Druck oder als PDF bestellt und erworben werden - auch online unter www.gutachterausschuss.nuernberg.de. Eine persönliche Abholung ist derzeit nicht möglich. Die Bodenrichtwertkarte hängt bis Ende Mai im Schaufenster des Dienstleistungszentrums BAU in der Lorenzer Straße 30 öffentlich aus. Alternativ kann man auch gebührenpflichtige Einzel- oder Dauerauskünfte über Bodenrichtwerte bestellen.

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