Grüne gewinnen in allen Lagern: So wählte Nürnberg

28.5.2019, 10:58 Uhr
Grüne gewinnen in allen Lagern: So wählte Nürnberg

© Foto: Günter Distler

"So kann man die Europawahl auch zusammenfassen. Barbara Lux-Henseler leitet diese Entwicklung aber auch anhand der Ergebnisse in Nürnberg ab. Die Grünen haben ihre Stimmenzahl gegenüber 2014 mehr als verdoppelt (24,2 Prozent), betont die Leiterin der Stadtforschungsabteilung. Flächenddeckend verzeichnet die Partei "erhebliche Zugewinne". Sie profitiert wie keine andere Partei in allen Hochburgen von den Verlusten der anderen, heißt es in der ausführlichen Wahlanalyse des Amts für Stadtforschung und Statistik. Gerade bei jüngeren Wählerinnen und Wählern und in der Innenstadt ist sie beliebt.

Die Ökopartei schafft es, in Erlenstegen und an der Dianastraße deutliche Zugewinne zu verbuchen. Sie punktet im reichen Villenviertel im Nordosten wie im sozial angespannten Quartier der Südstadt. Wohlhabende Wähler haben ihr Kreuz bei der Grünen gemacht, wie auch prekär Beschäftigte oder gar Arbeitslose. "Die Grünen drücken der Wahl über alle sozialen Gruppen hinweg ihren Stempel auf!", steht in der Analyse. Das hat etwas von Volkspartei.

"Mit Abstand bestes Ergebnis"

Klarer Sieger der Wahl mit 30,2 Prozent ist jedoch die CSU. Im Vergleich der bayerischen Großstädte verbucht sie ihren höchsten Gewinn in Nürnberg (plus 2,5 Prozentpunkte). Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen ist sie die beliebteste Partei, erläutert Wolf Schäfer, Leiter des Amts für Stadtforschung und Statistik. Mit 46,1 Prozent erzielen die Christsozialen in ihren eigenen Hochburgen ihr "mit Abstand bestes Ergebnis".

Die Mobilisierung ist ihr besonders gut gelungen. Sie nutze dabei auch die starken Verluste der SPD (siehe Seite 9). Die CSU schafft entgegen jeder Erwartung auch in den SPD-Hochburgen einen Zuwachs von fünf Prozentpunkten und "ist dort mit 24,1 Prozent stärkste Kraft!". Sie ist in drei von fünf vom Statistikamt definierten Quartieren erfolgreichste Partei: in "etablierten Familienquartieren", "neuen Wohnquartieren" und in "gemäßigten Quartieren".

AfD gewinnt in sozial angespannten Quartieren

Die AfD (8,8 Prozent) hat dort am meisten Stimmen gewinnen können, wo SPD und Die Linke am heftigsten verloren haben: in den "sozial angespannten Quartieren" und in den "gemäßigten Quartieren". Die höchsten Stimmenanteile erzielt die Partei in den Bezirken Muggenhof (18,8 Prozent), Sündersbühl (16,2 Prozent) und Gibitzenhof (16 Prozent).

In einer speziellen Auswertung haben die Statistiker auch untersucht, ob in Vierteln mit Wahlberechtigten mit Migrationshintergrund die AfD höhere Werte erzielt. Das ist dort der Fall, wo viele Russlanddeutsche wohnen sowie Wahlberechtigte mit Bezug zu Estland, Lettland, Litauen, Slowenien, Polen, Slowakei, Tschechien und Ungarn. Hier kommt die Partei auf über 17 Prozent.


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Die Linke (4,8 Prozent) rutschte aufgrund der höheren Wahlbeteiligung trotz gestiegener Stimmenzahl bei den Stimmenanteilen etwas ab (minus 0,9 Prozentpunkte). Die FDP (3,4 Prozent), die 2014 einen drastischen Stimmenverlust hinnehmen musste, konnte diesen wieder ausgleichen. Nicht wirklich auf dem Schirm und in der Übersicht, räumt Schäfer ein, habe man Die Partei gehabt. Sie erzielt aber auch 3,4 Prozent und liegt mit den Stimmen sogar noch vor den Liberalen. Strenggenommen hätte die FDP unter "Sonstiges" firmieren müssen und Die Partei in die Grafik gehört, sagt er.


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