Polizei ermittelt wegen Tötungsversuch

Hammerwurf in Nürnberger U-Bahn: So hat ein Augenzeuge die Tat erlebt

22.9.2021, 12:10 Uhr
Durch diese Scheibe ist am Montagabend der Hammer ins Innere der U-Bahn geflogen. Foto: privat

© privat Durch diese Scheibe ist am Montagabend der Hammer ins Innere der U-Bahn geflogen. Foto: privat

Der Schock sitzt tief. Auch als die U-Bahn längst zum Stillstand kommt, ist der Schrecken vielen Fahrgästen noch anzusehen, sagt Sebastian W. (Name geändert). Er sitzt am Montagabend in der U-Bahn, durch deren Fenster kurz nach der Abfahrt vom U-Bahnhof Rathenauplatz ein Hammer fliegt und auch in die gegenüberliegende Scheibe knallt. "Die U-Bahn fuhr los, aber nach zwei, drei Metern hat ein junger Mann die Notbremse gezogen", sagt der 32-Jährige.

Arzt und Sani zufällig da

Sebastian W. ist Arzt, auch ein Sanitäter ist zufällig im Waggon. Die beiden sind sofort zur Stelle, um Erste Hilfe zu leisten. "Wir haben nachgefragt ob jemand verletzt ist." Sie versorgen einen älteren Mann mit einem Kratzer am linken Ohr, "wahrscheinlich vom zersplitterten Glas", sagt W. Auch ein 16-Jähriger wird leicht verletzt, teilt die Polizei später mit.

Unter Schock ist aber vor allem die 27-Jährige, neben der der Hammer einschlägt. Auch zwei jungen Mädchen geht es nicht gut, erinnert sich der Arzt. "Eine hatte Kreislaufprobleme, ihre Freundin eine Panikattacke." Mit vereinten Kräften helfen der Arzt und der Sanitäter, sie wieder zu beruhigen, ehe nach sieben Minuten Polizei und Rettungsdienst eintreffen.

Täter hinter dem Automaten

Sebastian W. bleibt ruhig, als Arzt kenne er solche Stresssituationen leider gut. "Die anderen Passagieren waren schon ziemlich erschrocken." Sie können das, was gerade passiert ist, gar nicht fassen. Der junge Mann, der die Notbremse gezogen hat, glaubt, den Täter hinter dem Automaten gesehen zu haben und dass er von dort aus den Hammer geworfen hat.

Mehr Klarheit soll die Auswertung der Videokameras im U-Bahnhof bringen, die am Mittwoch noch nicht abgeschlossen ist. "Noch ist der Täter flüchtig", teilt Polizeisprecherin Janine Mendel mit. Erste Hinweise sind nach dem Zeugenaufruf der Polizei zwar eingegangen, aber auch die werden noch überprüft. Fest steht mittlerweile, dass Polizei und Staatsanwaltschaft die Tat als versuchtes Tötungsdelikt einstufen, erklärt Mendel.

Die Polizei bittet Zeugen, welche den Vorfall beobachtet haben oder Hinweise zur Identität des Unbekannten geben können, sich unter der Telefonnummer 0911 2112-3333 mit dem Kriminaldauerdienst Mittelfranken in Verbindung zu setzen.


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