Happy End: Nürnberger Obdachloser bekommt kleine Wohnung

27.11.2019, 06:00 Uhr
Lange war diese Bank sein Zuhause - Willi Vogelbacher am Friedrich-Ebert-Platz

© Sabine Ebinger Lange war diese Bank sein Zuhause - Willi Vogelbacher am Friedrich-Ebert-Platz

Es ist eine Geschichte, die vielen zu Herzen geht: Der Obdachlose Willi Vogelbacher, der auf einer Bank am Friedrich-Ebert-Platz schläft, geht regelmäßig zum Aufwärmen in den nahen "Mr. Bleck"-Coffeshop - kommt dort mit der Prokuristin Birgit Wegner ins Gespräch und findet dank ihrer Hilfe einen Job.

Die 42-Jährige war anfangs gar nicht so sehr erfreut über den Gast, der sich stundenlang an seinem leeren Kaffeebecher festhielt. Doch die sympathische Art des 62-Jährigen überzeugte Birgit Wegner: Sie drückte ihm kurzerhand 20 Euro für einen Friseurbesuch in die Hand und organisierte dann ein Vorstellungsgespräch bei der Großbäckerei "Beck". Durch sein ruhiges und freundliches Auftreten nahm Willi Vogelbacher schnell die Stammgäste von "Mr. Bleck" für sich ein, die ihm immer wieder Getränke oder ein kleines Essen spendierten.

Birgit Wegner von "Mr. Bleck" hat sich mit Erfolg für Willi Vogelbacher eingesetzt.

Birgit Wegner von "Mr. Bleck" hat sich mit Erfolg für Willi Vogelbacher eingesetzt. © Sabine Ebinger

Alkohol rührt der 62-Jährige nicht an - für ihn ist das auch ein Grund, nicht im Obdachlosenheim Unterschlupf zu suchen. Erste Medienberichte über den Obdachlosen, der durch den Café-Besuch zum Job kam, lösten ein großes Echo aus. Zeitungen, Radio- und Fernsehsender riefen bei Birgit Wegner an. Auch auf nordbayern.de gab es ungewöhnlich viele Rückmeldungen und großes Lob für die Hilfsaktion von Birgit Wegner. Zudem erhielt die Prokuristin in den vergangenen Tagen an die 50 Mails von Menschen, die mit Geld oder Sachspenden helfen wollten.

Trotz der Erfolgsgeschichte: Eine Sorge bleibt

Sie habe jede einzelne Mail beantwortet, berichtet Birgit Wegner. Anstrengende Tage liegen hinter ihr, doch sagt sie auch: "Ich bin sehr überrascht von den vielen positiven Reaktionen. Ich hätte nicht gedacht, dass es noch so viel Hilfsbereitschaft gibt." Und auch der größte Wunsch von Willi Vogelbacher, endlich wieder eine eigene Wohnung zu finden, geht bald in Erfüllung. Ein privater Immobilienunternehmer und die städtische Wohnungsgesellschaft wbg boten ihre Hilfe an. Die wbg hat eine kleine Einzimmer-Wohnung in Nähe des Friedrich-Ebert-Platzes, nun soll der Mietvertrag unterschrieben werden.

In den nächsten Tagen soll bei der Bank ein neues Konto eröffnet werden. Und auch die Arbeit als Hilfsarbeiter für die Großbäckerei scheint Willi Vogelbacher zu gefallen. Alles gut also? Ein bisschen in Sorge ist Birgit Wegner schon, wie sie bekennt: "Das hat eine ziemliche Dynamik bekommen." Ihr Schützling müsse sich nun wieder an einen strukturierten Tagesablauf gewöhnen: "Ich hoffe, dass er mit den großen Veränderungen in seinem Leben gut umgehen kann."

2 Kommentare