Biodiversität
Heimat für seltene Baumart im Tiergarten Nürnberg
22.5.2021, 15:07 UhrIm Biologieunterricht lernt man etwas über die Darwin-Finken auf den Galapagos-Inseln, auf einer Urlaubsreise erfährt man etwas über Pflanzen, die nur an diesem speziellen Ort vorkommen.
Endemiten nennt man Tier-, Pflanzen- oder Pilz-Arten, die nur in einem bestimmten Gebiet vorkommen. Aber auch direkt vor unserer Haustüre wachsen Bäume, die nur in einem ganz kleinen Gebiet, manchmal nur auf einem Felskopf vorkommen. Es handelt sich um Mehlbeeren. Acht verschiedene Arten wurden bisher im Naturpark Fränkische-Schweiz-Veldensteiner-Forst entdeckt.
Standort am Gehege der Dybowskihirsche
Eine von ihnen ist "Schnizleins Mehlbeere" (Sorbus schnizleiniana N.Mey), die nur in der Hersbrucker Alb vorkommt und stark gefährdet ist. Der Botanische Garten Erlangen versucht die seltenen Bäume zu erhalten und hat dem Tiergarten Nürnberg nun ein Exemplar überlassen. Bürgermeister Christian Vogel, der für den Tiergarten zuständig ist, und der stellvertretende Tiergarten-Direktor Jörg Beckmann pflanzten die Rarität nun an der Anlage der Dybowskihirsche ein.
Die Esskastanie ist ein Multitalent
Etwas über zwei Meter ist der etwa fünf Jahre alte Jungbaum groß. Rund zehn Meter wird er irgendwann seine Äste in den Himmel am Schmausenbuck strecken. "Für die Forstwirtschaft sind die Mehlbeer-Bäume als Holzlieferant nicht interessant. Sie tragen jedoch zur Biodiversität bei und erfüllen wichtige ökologische Aufgaben, etwa als Bienenweide", erklärt Jörg Beckmann. Aber auch im Ökosystem Wald spielen sie freilich eine wichtige Rolle: Sie liefern Sauerstoff, binden CO2, speichern Wasser und schützen den Boden vor Erosion, erklärt der stellvertretende Tiergartendirektor.
"Schnizleins Mehlbeere" steht stellvertretend für die Strategie des Tiergartens, die Artenvielfalt zu erhöhen und sich für die Herausforderungen des Klimawandels zu wappnen. "In der Baum- und Waldstrategie haben wir festgelegt, die Vielfalt der Baumarten auf vier Arten pro Flächeneinheit zu steigern", so Jörg Beckmann. Der Tiergarten will die Rarität auch vermehren, falls möglich: Vögel fressen die Beeren, die der Vogelbeere ähneln, recht gerne. Die Mitarbeiter werden sie an gefiederte Tiergartenbewohner verfüttern, anschließend den Kot einsammeln und an geeigneter Stelle ausbringen – so der Nachzuchtplan.
Erlangen: Baumpflanzung für Natur und Kunst
Bürgermeister Christian Vogel sagt: "Biodiversität ist unsere Lebensgrundlage und sorgt dafür, dass Ökosysteme anpassungsfähig und stabil bleiben. Denn nur so können sie auf sich ändernde Umweltbedingungen etwa durch den Klimawandel passend reagieren. Natürlich ist da der Erhalt unserer heimischen Pflanzen ganz besonders wichtig. Ein Beispiel ist die Mehlbeere."
Im Tiergarten lernen die Besucherinnen und Besucher Biodiversität also einmal anhand der vielen verschiedenen Tierarten aus der ganzen Welt kennen. Wenn die Zoo-Mitarbeiter Gehege anlegen, achten sie aber auch auf die Bepflanzung: Sie soll sich möglichst am natürlichen Lebensraum der Tiere orientieren. So wachsen an den Weihern Weiden und Erlen, auf den Sandsteinkuppen im oberen Bereich der Anlage dagegen Kiefern und Eichen – und nun am Dybowskihirsch-Gelände eben "Schnizleins Mehlbeere".
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