Heißes Pflaster? Die Südstadt ist besser als ihr Ruf

8.4.2014, 08:53 Uhr
Heißes Pflaster? Die Südstadt ist besser als ihr Ruf

© Eduard Weigert

Sicherheit auf Straßen und Plätzen, das ist ein Grundbedürfnis aller Bürger. 27 Prozent der Deutschen machen sich laut Sicherheitsreport 2013 "große Sorgen" vor Gewaltverbrechen wie Körperverletzung oder Raubüberfällen. 25 Prozent sehen in Verbrechen wie Diebstahl oder Einbruch eine Gefahr für ihre persönliche Sicherheit. In einer Online-Umfrage der NZ zum Thema: „Fühlen Sie sich in Nürnberg sicher?“ nahmen im vergangenen Monat  680 User teil. Mit "Ja" antworteten gerade mal 21,2 Prozent, mit "Nein" 78,8 Prozent.

Tatsächlich zeigen die aktuellen Zahlen: 2013 ist die Kriminalität in Nürnberg erneut leicht gestiegen. Sorgen machen der Polizei besonders Raubüberfälle, Taschendiebstähle, Einbrüche und Schlägereien im Suff. Die Statistik besagt: Im vergangenen Jahr wurden in Nürnberg jeden Tag an die 123 Straftaten gezählt.

Allerdings: Verglichen mit anderen deutschen Großstädten darf man in Nürnberg, Fürth und Erlangen mit Blick auf die Zahlen etwas entspannter sein.  "In Nürnberg kann man abends sicher nach Hause gehen", sagt  Elke Schönwald, Pressesprecherin der Polizei Mittelfranken. "Bei uns Opfer einer Straftat auf der Straße zu werden ist absolut die Ausnahme."

Dass es einem nachts an gewissen Orten etwas mulmig werden kann, ist nicht ungewöhnlich. Die gefühlte Unsicherheit in der Nacht sieht die Polizei  eher als ein psychologisches Problem.  "Es gibt eben einen großen Unterschied zwischen der gefühlten Sicherheit und der tatsächlichen", so Schönwald. "Die Leute fühlen sich da unsicher, wo es dunkel ist, zum Beispiel in Parkhäusern. Dort gibt es bei uns aber kaum Straftaten. Die Tiefgarage ist kein Ort, an dem man sich gefährdet fühlen muss. Das mangelnde Licht, das ist sehr oft ein Faktor, der Angst macht. "

Ein weiterer Ort, an dem sich viele Bürger unwohl fühlen: Die U-Bahn-Stationen bei Nacht. Am Plärrer oder am Hauptbahnhof treiben sich gerade am Wochenende durchaus illustre Gestalten herum, eine Bedrohung sind aber nur die allerwenigsten.

Laut Polizei zeigt etwa das im Herbst 2012 eingeführte Alkoholverbot am Hauptbahnhof eine Entspannung dieser Problematik. "Die Fahrgäste fühlen sich sicherer, wenn kein Alkohol im Spiel ist. Wir beurteilen das Verbot durchaus positiv", zieht Schönwald denn auch ein nicht überraschendes Fazit.

Kein "Glasscherbenviertel"

Wie sieht es in den einzelnen Stadtvierteln aus? Ist Erlenstegen sicherer als Gibitzenhof? Ist die Südstadt so schlecht wie ihr Ruf als "Glasscherbenviertel"? Da muss Schönwald widersprechen. "Es ist nicht so, dass einzelne Stadteile viel krimineller wären als andere. " Entgegen weitläufiger Meinung sei die Nordstadt auch nicht sicherer als der Süden:  "Es gibt keinen konkreten Problembezirk in der Stadt."

Die Nürnberger Polizei listet Straftaten nicht detailliert nach Stadtteilen auf, fest steht aber: Die meisten Delikte zählt die Polizei in der Innenstadt, aus naheliegenden Gründen. Zwischen Bahnhof und Kaiserburg verkehren Tag für Tag die meisten Menschen, hier gibt es eine Vielzahl an Geschäften, die Fluktuation ist hoch - und damit auch die Zahl der Tatgelegenheiten.  Besonders auffällig in der Innenstadt: Taschendiebstähle sind eklatant gestiegen.  "Die Zahlen sind hier seit einiger Zeit sehr hoch, die Leute sind zu unbekümmert beim Einkaufen. Trotz Gedränge laufen sie mit offener Tasche durch die Stadt", so Schönwald.

Stadtviertel, in denen sich bestimmte Delikte häufen, gibt es auch anderswo: So registriert die Polizei überdurchschnittlich viele Körperverletzungen beispielsweise in Klingenhof. Mitunter auch als Nachtjackenviertel verschrieen, lockt das Ausgehareal im Industriegebiet junges Partyvolk in Clubs und Discotheken - wenig verwunderlich, dass sich hier handgreifliche Auseinandersetzungen am Wochenende häufen.

Regelmäßige Kontrollen in den Ausgehvierteln sind deshalb auch 2014 ein Schwerpunkt der Nürnberger Polizeiarbeit. "Die Kontrollen zeigen in Sachen Alkoholkonsum Wirkung. Wenig verwunderlich, dass Stadt und Polizei die Alkoholverbotszonen weiter ausdehenen wollen.

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