"Herzensangelegenheit": Altstadtfreunde im Rathaussaal

22.4.2014, 05:57 Uhr
Für Altstadtfreunde-Vorstand Karl-Heinz Enderle ist die Ausmalung des Historischen Rathaussaals eine Herzensangelegenheit.

© dpa Für Altstadtfreunde-Vorstand Karl-Heinz Enderle ist die Ausmalung des Historischen Rathaussaals eine Herzensangelegenheit.

Franz Wolff ist einer von fünf Experten, die Interessierte durch den sonst verschlossenen Saal lotsen. Der Mann mit den grauen Haaren sagt’s, nach einem kurzen Blick ins Karteikärtchen, lieber volkstümlich. „Der Dürer selber hat hier gar nix gmalt. Der hat höchstens seim Lehrbum gsagt, dass er hier und dort a weng heller pinseln soll.“

Sei’s drum, für Franz Wolff steht ohnehin fest, wie das Bürgerbegehren zum Thema am 25. Mai ausgehen soll: In einen alten Saal gehöre ein altes Bild. Ein farbiges natürlich, wie das in der Renaissance üblich war. Für die Rekonstruktion der großflächigen Malereien zu stimmen, empfiehlt er auch seinen Zuhörern. Zitat: „Entweder gscheit alt oder gar ned.“

Nicht nur Lotse Franz Wolff hat hier graue Schläfen. Es ist die Generation 60 Plus, die sich vier Stunden lang in kleinen Grüppchen durch den Saal mit der zwölf Meter hohen Tonnendecke führen lässt. Ein Straßenfeger ist das Thema nicht, das hat Altstadtfreunde-Chef Karl-Heinz Enderle auch nicht erwartet. Aber es sei eine Herzensangelegenheit. Er wischt den oft gehörten Experten-Vorwurf, die oft restaurierten und veränderten Bilder seien nicht authentisch, beiseite: „Der Mensch hat auch ein Herz.“ Und das schlage bei vielen für den prächtigen Triumphzug, für die Allegorien und Gerichtsszenen, die Dürer 1521 entworfen hat.

Herz oder Verstand? Saal-Besucher Erich Hilz gibt Letzterem vorläufig den Vorzug. Erst wenn man die Kosten kenne, könne man über den Plan reden, sagt er. Ansonsten könne man einstweilen nach Augsburg fahren und sich für 2,50 Euro Eintritt den perfekt restaurierten Goldenen Saal im Rathaus ansehen. Bei Hilz ruft der Altstadtfreunde-Vorstoß Erinnerungen an den einst verhinderten Augustinerhof hervor. „Wär’ besser, der stünde heute.“

Ehefrau Gertraud Hilz gehört ebenso wie ein Paar aus Schwanstetten oder wie Dietrich Hahn aus Erlangen der anderen Fraktion an. Unbedingt müsse ausgemalt werden, sagen sie, auch wenn sie als Auswärtige nicht darüber abstimmen dürfen.

Wie viele Teilnehmer war auch Dietrich Hahn bislang noch nie im Historischen Rathaussaal. Es sei eine Schande, schimpft er mit Blick auf die weißen Wände über der hellen Holztäfelung. „Hier fehlt doch was!“ titeln die Altstadtfreunde in einer neuen Broschüre, auf die sie mächtig stolz sind. Der Großteil der Kosten könne durch Spenden gedeckt werden, steht darin. Beim Pellerhof habe man damit beste Erfahrungen gemacht.

Einer, der den Saal 1943 noch unversehrt gesehen hat, ist der 87-jährige Joseph Süß. Er habe als Jugendlicher die Altstadt gezeigt bekommen, weil er dort Brandbomben von den Dächern werfen sollte. Bis heute erinnern rußige Stellen im Saal an diese schlimme Zeit. Keine Frage, Joseph Süß wird fürs Ausmalen stimmen.

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