Hilfe für Obdachlose: "Keiner muss draußen übernachten"

10.2.2021, 10:55 Uhr
Selbst bei strengem Frost harren manche Obdachlose auch in Nürnberg im Freien aus - ihre Zahl ist, soweit bekannt, zum Glück überschaubar. 

© Paul Zinken Selbst bei strengem Frost harren manche Obdachlose auch in Nürnberg im Freien aus - ihre Zahl ist, soweit bekannt, zum Glück überschaubar. 

Streetworker sind gerade in diesen Tagen unterwegs, um Menschen an ihren mehr oder weniger versteckten Lagerplätzen aufzuspüren und sie zu überzeugen, schützende Räume aufzusuchen. "Wir können jedem und jeder ein Dach über dem Kopf bieten", beteuert der Leiter von der Abteilung Wohnungslosenhilfe beim Amt für Existenzsicherung (Sozialamt), Thorsten Bach. Freilich kann keiner gezwungen werden - und eine Handvoll Betroffene, derzeit knapp 20 in der Altstadt und unter Brücken, zieht das Ausharren im Freien - und in der Freiheit - der Unterkunft mit anderen vor.


Obdachlos in Nürnberg: Ein Leben ganz unten


Um auch für die knackige Kälte gerüstet zu sein, hat das Sozialamt vorübergehend noch eine neue Not-Unterkunft am Schleifweg gemietet - mit der Option, den Platz weiter aufzustocken. Schließlich sollen in allen Einrichtungen jeweils etwas weniger Leute als sonst unterkommen, damit alle ausreichend Abstand halten können. Ebenfalls neu ist das von den Johannitern betriebene "QuarTier", das 20 Obdachlosen mit ihren Hunden aufnehmen kann.

Dauerhaft stehen rund 150 Plätze für Männer und 30 für Frauen zur Verfügung - im Haus Großweidenmühlstraße, bei der Heilsarmee, beim Verein Hängematte und im Domus Misericordiae der Caritas an der Pirckheimer Straße. Neu hinzugekommen sind seit knapp einem Jahr Räume in einer zuvor als Asylunterkunft genutzten Immobilie an der Dianastraße (für Männer) sowie einer Übergangseinrichtung für Frauen an der Hermannstraße. Und um einer Verbreitung des Corona-Virus möglichst vorzubeugen, werden Infizierte und positiv Getestete schnurstraks in einer Quarantäne-Unterkunft mit 21 Einzelzimmern in Leyh untergebracht.

Entlastung für Wärmestube

Mit fast 100 Hilfesuchenden pro Nacht ist die neue Einrichtung in Gibitzenhof besonders gefragt; sie ist auch eine Art Vorbote für den zweiten Tagestreff, der ab Frühjahr die Wärmestube in der Köhnstraße entlasten soll. "Soweit uns bekannt, sind aber ohnehin nur noch um die zwei Dutzend Personen dauerhaft im Freien", sagt Roland Stubenvoll, der Leiter der Caritas-Straßenambulanz.

Über die eigentlichen Notschlafstellen hinaus gibt es in Nürnberg zahlreiche Pensionen, Heime und Wohnungen, teils der Stadt oder von freien Trägern, teils privat betrieben, die insgesamt rund 2400 Menschen Unterschlupf bieten. Weniger wegen der Kälte als wegen der Pandemie bleiben die Notschlafstellen auch tagsüber geöffnet; anders als sonst üblich, werden die Obdachlosen also nicht einfach morgens vor die Tür gesetzt. Sie sollen so auch tagsüber möglichst Kontakte vermeiden und Abstand halten können.


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Zudem bieten die Einrichtungen auch Möglichkeiten zum Waschen und Duschen, so dass diese Angebote in der Wärmestube und Straßenambulanz derzeit sogar etwas weniger gefragt sind. Die medizinische Versorgung wird von der Caritas-Straßenambulanz sichergestellt. Ihren Tagestreff darf sie corona-bedingt allerdings nicht öffnen, sondern Mahlzeiten nur "to go" abgeben. Ähnlich die Regelung für die damit kombinierte Kleiderkammer: "Für die Ausstattung in Notfällen ist selbstverständlich gesorgt, aber reguläre Öffnungen sind derzeit leider noch nicht wieder möglich", bedauert Stubenvoll.

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