Hitzige Debatte in Nürnberg: Investor plant hier riesigen Büroturm

9.3.2021, 21:01 Uhr
Hitzige Debatte in Nürnberg: Investor plant hier riesigen Büroturm

© Rurik Schnackig

Wenn man an ein Grundstück denkt, das 17 Stockwerke hat - genau so viele Etagen wie der Norikus - dann stellt man sich auch ein entsprechend dimensioniertes Grundstück vor. Doch die Fläche, auf die Jürgen Eckert zeigt, nachdem er sein Fahrrad abgestellt hat, hat das Auge schnell erfasst: Nördlich der Rothenburger Straße in unmittelbarer Nähe zum Tiefen Feld zwischen Rothenburger Straße, Virnsberger Straße und der Bahnlinie Nürnberg Rangierbahnhof liegt die Brachfläche, um die es geht. Ein Areal, das viele vor allem durch die anliegenden Geschäfte kennen: Fressnapf, Tevi-Markt, real.

Fußballfeld sprengt den Platz

Auf den 5000 Quadratmetern Brachfläche würde man ein länderspieltaugliches Fußballfeld nicht komplett unterbekommen - wohl aber ein Bürohochhaus, das 17 Geschosse umfasst. So sieht es der Bebauungsvorschlag vor, der nun der Verwaltung zur Prüfung vorgelegt wurde. Für die Nutzung sind ausnahmslos Büroräume vorgesehen. Konferenz-Etagen, Erholungsflächen sowie eine "Rooftop-Bar" mit Weitblick an der Spitze des Gebäudes inklusive. 20 oberflächliche Stellplätze sind vorgesehen und eine Tiefgarage mit 216 Stellplätzen.

Das Wirtschaftsreferat empfiehlt die Realisierung. Gerade die hoch dimensionierte Bauweise sei ein gutes Entree zu den Gebietsentwicklungen am Tiefen Feld beziehungsweise entlang der Neuen Rothenburger Straße. Außerdem mangele es Nürnberg an modernen Büroflächen.

Um es vorwegzunehmen: Der Ferienaussschuss folgte mehrheitlich dem Beschlussvorschlag, die weitere Prüfung des Standorts für das Projekt vorzunehmen. Wenn auch mit Einschränkungen: "Frei von Euphorie stimmen wir zu", sagte etwa der SPD-Vorsitzende Thorsten Brehm. Ihm sei die Notwendigkeit klar, dass Nürnberg in die Höhe wachsen müsse.

Besser bei der Stadt lassen

CSU-Stadtrat Kilian Sender störte, dass kein Wohnraum entstehe, während der Grünen-Stadtrat Marc Schüller mit mehreren Argumenten die Gegenstimme seiner Fraktion untermauerte. Er findet es ungeschickt, dass die Stadt Flächen verkauft. In diesem Fall müsste sie 1500 Quadratmeter veräußern, der Rest ist in privater Hand. "Wir sollten auf Flächen für künftige Gestaltungen Zugriff haben.” Ärgerlich aber sei, dass dieses Projekt für die angestrebte Verkehrswende nicht förderlich sei. "Ich gehe davon aus, dass die 240 Auto-Stellplätze auch komplett genutzt werden."

Vor allem aber fürchtet er um negative klimatische Auswirkungen für Nürnberg. Denn laut einer Untersuchung gibt es in Nürnberg sieben relevante Kaltluftleitbahnen. Durch diese können in den heißen Sommermonaten kühle Winde für Erfrischung sorgen. Eine davon grenzt östlich an das Plangebiet an. Wie sich der Bau auswirke, müsse noch erforscht werden.

Einfach ein Klotz

Auch Jürgen Eckert, der hier häufig vorbeiradelt, ist nicht glücklich mit den Plänen. Der Vorsitzende des Bürgervereins Nürnberger Westen betont, dass sich der Bürgerverein nicht generell gegen eine Bebauung stemmen will. Doch fürchtet er, dass an dieser Stelle den Planungen folgend "einfach ein Klotz" erbaut wird. "Hier bräuchte es schon eine echte gewinnende Architektur - und nicht einfach nur hoch", sagt er. "Wenn es dem Titel ,Tor zum Tiefen Feld’ gerecht werden will, dann soll es diesen Anspruch auch erfüllen."

Zweifel hat er daran, dass in naher Zukunft der Bedarf für soviel Businessraum gegeben ist: "Corona zeigt doch gerade deutlich, dass viele Jobs auch von zu Hause aus geleistet werden können, Firmen überlegen, wie sie Räumlichkeiten einsparen können - und dann soll da ein reiner Büroriese entstehen?"

Die nächsten Schritte

Wie geht es jetzt weiter? Dem Investor wird empfohlen, einen städtebaulichen Wettbewerb durchzuführen. Das Wettbewerbsergebnis soll dann dem Stadtplanungsausschuss vorgestellt werden. Auf Grundlage des Siegerentwurfs könne dann ein Bebauungsplan-Verfahren eingeleitet werden, um die planungsrechtlichen Voraussetzungen für das Vorhaben zu schaffen.

Entschieden ist damit noch nichts - und Jürgen Eckert hofft somit, dass "der Klotz" noch formbar ist.

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