«Hobby-Rennsport finanzieren wir nicht, die Leistung zählt»

25.4.2009, 00:00 Uhr
«Hobby-Rennsport finanzieren wir nicht, die Leistung zählt»

© Zink

NZ: Herr Lang, mal provokativ gefragt: Warum sollen Jugendliche oder gar Kinder ausgerechnet mit Motorsport in Berührung kommen? Wären andere Sportarten da nicht besser geeignet?

Hans Lang: So provokativ finde ich die Frage gar nicht. Es liegt mir am Herzen, dass man Jugendlichen eine Chance gibt, irgendeinen Sport auszuüben. In meiner langjährigen Jugendarbeit, auch im eigenen Klub als Sportleiter, habe ich sehr gute Erfahrungen mit Jugendlichen gemacht, die in einem Verein integriert waren. Es spielen nicht alle Fußball, es spielen nicht alle Tennis, und wir machen eben Motorsport. Hier ist der Vorteil, dass man auch auf das spätere Leben vorbereitet wird.

NZ: Wodurch?

Lang: Der Sport wirkt sich zum Beispiel auf das Verhalten im Straßenverkehr aus – ein ganz wichtiger Faktor in der heutigen Zeit. Ich habe das selber erlebt mit vielen Jugendlichen, die sich am Wochenende ausgetobt haben beim Wettbewerb und so gar keine Veranlassung hatten, unter der Woche irgendwo herumzurasen. Die mussten dann ihre Geräte wieder in Ordnung bringen, haben technisches Knowhow und Fahrtechnik erworben. Vor allem ist auch die gesellschaftliche Komponente sehr wichtig. Es ist gut, sich gleich in jungen Jahren im Vereinsleben anzupassen. Das ist es, was heute oft fehlt und die Familien gar nicht mehr leisten können.

NZ: Ab welchem Alter können Kinder mit Motorsport beginnen?

Lang: Das ist von Disziplin zu Disziplin unterschiedlich. Im Motocross etwa fangen wir mit sechs Jahren an. Wir haben so kleine Maschinen mit 50 Kubik, es gibt separate Kurse und Fahrstrecken. Je nach Alter der Kinder haben wir verschiedene Strecken, leichte und anspruchsvollere.

NZ: Ist Motorsport nicht eine besonders gefährliche Sportart?

Lang: Gefährlich ist sicher jede Sportart, egal ob jemand schwimmt oder etwas anderes macht. Wichtig ist: Wir achten streng darauf, dass die Fahrer eine komplette Ausrüstung anziehen. Durch die großen Auslaufzonen, die Kleidung, die Schutzhelme, sind die Fahrer heutzutage schon gut abgeschirmt von den Gefahren. Dass einer vom Motorrad runterfällt, lässt sich aber nicht ganz vermeiden.

NZ: Für die Ausrüstung, aber auch für Reparaturen, Reisen, Startgebühren, etc. ist einiges an Geld nötig. Wie kostenintensiv ist der Motorsport?

Lang: Sehr kostenintensiv. Da versucht der ADAC so weit wie möglich, diese Jugendlichen zu unterstützen, gerade mit Zuschuss zur Kleidung, Zuschuss zum Nenngeld. Und je nach Erfolg gibt es am Jahresende nochmal gewisse Prämien. Aber es ist ein sehr teurer Sport, das wird den einen oder anderen davon abhalten.

NZ: Müssen die Jugendlichen bestimmte Leistungen vorweisen, um gefördert zu werden?

Lang: Es geht schon nach Leistung. Man muss den Rennsport richtig betreiben und sich anstrengen, dann fördern wir. Man muss sehen, da geht was vorwärts – Hobbys finanzieren wir nicht! Wenn die Leistung nicht da ist und der finanzielle Hintergrund bei den Eltern fehlt, dann erledigt sich das aber sowieso von selbst, derjenige geht dann unter.

NZ: Was raten Sie Eltern, die merken, ihr Kind hat Spaß am Motorsport und scheint auch Talent zu haben – wie müssen die vorgehen?

Lang: Wir beim ADAC Nordbayern bieten Schnupperkurse in verschiedenen Disziplinen an, unter anderem auch im Mini Bike. Da haben die Eltern null Kosten außer für die Anreise. Das Gerät wird zur Verfügung gestellt, außerdem die Klamotten, also die Kombis. Es sind Instruktoren da, die bewerten die Fahrer, und dann sagen wir o. k.. Wir sagen den Eltern klar und deutlich, was es kostet, was auf sie zukommt. Und dann müssen die Eltern entscheiden.

NZ: Würden Sie es begrüßen, wenn sich mehr Mädchen melden würden? Das Beispiel Susi Steibl zeigt ja, dass Mädchen genausoviel Talent haben können wie Jungs . . .

Lang: Frauen haben in der Tat sehr viel Talent für sowas. Es ist zwar immer noch eine Männerdomäne, aber es gibt Frauen, die sehr gut sind. Wir haben zum Beispiel eine Weltmeisterin im Trial. Es gibt im Endurobereich und im Motocross eine Mädchengruppe. Auch im Straßen-Motorsport nimmt die Zahl der Frauen und jungen Mädchen zu. Es tut sich schon was, aber eigentlich ist das im Verhältnis zu wenig. Fragen: Melanie Scheuering

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