"Höhle der Löwen": So geht es mit Dagmar Wöhrl weiter

4.10.2017, 18:56 Uhr
In ihrer Rolle als Jurorin in der TV-Show "Die Höhle der Löwen" fühlt sich Dagmar Wöhrl gut aufgehoben.

© MG RTL D / Bernd-Michael Maurer In ihrer Rolle als Jurorin in der TV-Show "Die Höhle der Löwen" fühlt sich Dagmar Wöhrl gut aufgehoben.

Fünf Folgen "Höhle der Löwen" wurden mittlerweile ausgestrahlt. Wie zufrieden sind Sie mit ihren Auftritten?

Dagmar Wöhrl: "Es ist immer wieder überraschend, wenn man sieht, was von einer Aufzeichnung am Ende übrig bleibt. Ein Deal dauert im Schnitt eineinhalb bis zwei Stunden und er wird dann auf etwa zehn bis fünfzehn Minuten zusammengeschnitten. Man ist dann schon überrascht, was alles weggeschnitten wurde und was drin bleibt. Aber ansonsten bin ich ganz zufrieden." 

Als Nachfolgerin von Jochen Schweizer sind Sie als neue Jurorin in die Gründershow gekommen. Ein Nachteil?

Wöhrl: "Es ist eine bemerkenswerte Sendung, die die ganze Gründungsproblematik in den Fokus rückt. Daher habe ich mich über die Anfrage sehr gefreut. Leider konnten am Anfang viele von den Gründern mit dem Namen Dagmar Wöhrl als Investorin nichts anfangen. Wenn man mich gegoogelt hat, fand man in der Vergangenheit nur die Politikerin Dagmar Wöhrl. Als ich einmal einen Pitch nicht bekommen habe, kam ein Gründer nach der Show zu mir und sagte, dass er mich gerne als Investorin gehabt hätte, aber dass er nicht wusste, für was Dagmar Wöhrl überhaupt stehe." 

Frank Thelen steht für digitale Deals, Ralf Dümmel interessiert sich für Produkte, die er im Einzelhandel gut unterbringen kann. Wofür stehen Sie?

Wöhrl: "Als Familienunternehmen sind wir breiter aufgestellt als die anderen Löwen. Wir treten mit unserer Intro Invest GmbH als Team auf und sind nicht nur auf spezielle Bereiche fixiert sondern im Prinzip für alles offen, es gibt keine Ausschlusskriterien - was es natürlich für die Gründer schwierig macht. " 

Wie sind Sie von den anderen "Löwen" aufgenommen worden?

Wöhrl: "Ich bin zwar in ein eingespieltes Team hineingekommen, aber die anderen Juroren haben mich super aufgenommen. Sicher ärgert man sich, wenn man einen Deal mal nicht bekommt, aber die Zusammenarbeit ist sehr freundschaftlich und harmonisch." 

Sie haben bisher in Flowerbox und MovEAid investiert. Wie geht es im Fall eines Deals weiter? Kümmern Sie sich persönlich um die Gründer?

Wöhrl: "Nach einem Deal hat man im Prinzip 20 Minuten Zeit, um mit den Gründern Adressen und Termine auszutauschen und sich auf den neuen Pitch vorzubereiten. Weil das Zeitfenster so kurz ist, trifft man sich mit manchen Gründern auch noch am Abend, um den weiteren Ablauf zu vereinbaren. Die intensive Finanzprüfung, die Due Diligence kommt später. Natürlich kümmere ich mich um meine Gründer. Dafür haben sie mich ja ausgewählt. Ich bin für alle jederzeit telefonisch erreichbar, um mit Rat zur Seite zu stehen oder bei einem Problem einen Tipp zu geben. Mehrmals treffen wir uns auch, um Strategien gemeinsam zu besprechen." 

Die Gründer von MovEAid haben mit ihrem Pitch bislang für den emotionalen Höhepunkt der aktuellen Staffel gesorgt. Und Sie haben in das tragbare künstliche Gleichgewichtsorgan investiert. Wie ging es mit MovEAid weiter?

Wöhrl: "Ich glaube, MoveAid war der emotionale Höhepunkt aller bisherigen Staffeln und ich bin froh, dass dieser Deal geklappt hat. Im Moment sind letzte Feinheiten an der Hardware zu ändern, bevor das Gerät in die Prüfung für die Medizinische Zulassung geht. Wenn alles gut läuft, können wir das Gerät nächsten Sommer auf den Markt bringen. Wir bekommen viel Zuspruch von Personen, die sich durch dieses Gerät eine Wiederherstellung ihrer Lebensqualität erhoffen. Deshalb geben wir hier auch richtig Gas."

Sie wollten sich nach Ausstrahlung der ersten Folgen entscheiden, ob Sie in der nächsten Staffel noch einmal mitmachen. Zu welcher Entscheidung sind Sie gekommen?

Wöhrl: "Wir sind momentan in den Verhandlungen. Abgeschlossen ist aber noch nichts. Ich gehe davon aus, dass ich noch einmal mitmachen werde, wenn sich der Sender dazu entschließt, noch eine weitere Staffel zu drehen." 

Haben Sie sich eigentlich eine finanzielle Obergrenze für die Staffel gesetzt?

Wöhrl: "Ja, klar haben wir das gemacht. Die Familie hat sich im Vorfeld zusammengesetzt und darüber diskutiert, wie viel wir ausgeben wollen. Ich kann Ihnen sagen, dass ich mein Budget in der Staffel ausgeschöpft habe. Wir haben aber festgestellt, dass es ohne Zuschuss von Working Capital nicht geht. Man kann zwar planen, in welcher Höhe man Beteiligungen eingeht, aber es braucht im Nachhinein noch viel mehr Geld, z.B. für Produktion oder Einkauf. Jeder Deal ist anders." 

Sie waren 23 Jahre im Bundestag. Hilft Ihnen diese Zeit auch für die Verhandlungen mit Gründern weiter?

Wöhrl: "Ich war ja schon im Wirtschaftsbereich tätig, als ich in den Bundestag gekommen bin. Als Staatssekretärin hatte ich mich dann auch intensiv mit dem Gründertum beschäftigt. Dass ich meine Erkenntnisse und Erfahrungen jungen Menschen mit Ideen, die etwas umsetzen wollen, zur Verfügung stellen kann, ist eine tolle Sache. " 

Im neuen Bundestag ist der Frauenanteil so gering wie zuletzt vor 19 Jahren. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Wöhrl: "Nicht positiv. Gerade Frauen sind in der Politik unglaublich wichtig. Sie haben immer einen guten Instinkt für das Machbare und sind kompromissbereiter als Männer. Sie holen immer das Beste aus einer Situation heraus, auch wenn es schwierig erscheint und verlieren dabei nie den Menschen aus dem Blick." 

Die SPD, die Grünen und die Linken haben eine Frauenquote, die CSU wehrt sich dagegen. Würde eine Frauenquote ihrer Partei guttun?

Wöhrl: "Ich war noch nie ein Fan der Quote. Ich bedauere die Entwicklung in der CSU, dass so wenige Frauen als Direktkandidaten für den Bundestag aufgestellt wurden. Es tut einer Partei nicht gut, wenn keine Ausgewogenheit zwischen Männern und Frauen vorhanden ist." 

Wie könnte die CSU das Problem dann lösen?

Wöhrl: "Man kann nur hoffen, dass eine zukünftige neue Spitze auf diesen Punkt mehr Wert legt und dann mehr Frauen als Mandatsträgeraufgestellt werden." 

Haben Sie sich für die "Höhle der Löwen" vorgenommen, verstärkt auf weibliche Gründer zu setzen? 
Wöhrl: "Ich freue mich immer, wenn eine Frau als Gründerin vor mir steht. Denn: Eine gut wirtschaftende Frau hat auch immer die Kosten im Blick. Das vermisse ich ab und an bei manchen Männern, oft wird deren Finanzaufstellung nicht der Realität gerecht. Frauen sind, gerade was Finanzen angeht, viel bodenständiger." 

Die Staffel ist abgedreht und ihre Zeit im Bundestag ist vorbei. Sehen wir Sie jetzt öfter in Talkshows?

Wöhrl: "Talkshowmensch war ich noch nie. Auch als Politikerin habe ich viele Einladungen nicht angenommen. Ich glaube nicht, dass ich jetzt öfter zu Markus Lanz oder anderen Talkshows gehen werde, dazu habe ich viel zu viel mit meinen Gründern, meinen Stiftungen und dem Tierschutz zu tun." 

Apropos Tierschutz, wie bewerten Sie eigentlich die Entscheidung des Nürnberger Nordklinikums in Zukunft Tierversuche durchzuführen?

Wöhrl: "Ich bin ein absoluter Gegner von Tierversuchen. Es werden noch viel zu viele Tierversuche gemacht, meist noch doppelt und das muss man verhindern. Tierversuche müssen auf ein Minimum beschränkt werden, denn sie sind nur noch für ganz wenige Dinge wirklich notwendig."

Wie ist es um den Tierschutz in Deutschland bestellt?

Wöhrl: "Da muss sich noch viel entwickeln. Ich habe ja als Politikerin immer dafür gekämpft, aber leider sind wir nur in Trippelschritten vorangekommen. In der letzten Legislaturperiode habe ich den Parlamentskreis Tierschutz ins Leben gerufen, der parteiübergreifend agiert. Aber vor allen Dingen meine eigene Partei muss in Sachen Tierschutz endlich in die Puschen kommen. Da muss einfach mehr getan werden, wir brauchen dringend einen Tierschutzbeauftragten auf Bundesebene. Denn Tiere haben nun mal keine Stimme, aber sie haben ein Anrecht, dass man für sie eintritt." 

Ihre Partei befasst sich lieber mit anderen Themen wie der Obergrenze. Finden Sie das gut?

Wöhrl: "Ich bedauere es, dass wir inzwischen als Obergrenzen-Partei dargestellt werden. Dabei hat die CSU so viel mehr zu bieten. Für mich ist Obergrenze ein rein symbolischer Wert, schließlich kann man nicht sagen, wir nehmen 200.000 Flüchtlinge auf und was mit dem 200.001 passiert, interessiert uns nicht. Wir haben internationale Vereinbarungen, wie die Genfer Flüchtlingskonvention, die eingehalten werden müssen. Aber natürlich muss der Integrationswille bei den Flüchtlingen auch vorhanden sein. Integration ist keine Einbahnstraße. Natürlich muss aber auch die Integrationsfähigkeit des Staates berücksichtigt werden. Denn alles hat seine Grenzen." 

Es ist aber immer wieder die CSU selbst, die dieses Thema in der Öffentlichkeit forciert. 

Wöhrl: "Ob man sich damit einen Gefallen tut, dass muss die Parteispitze selbst entscheiden. Es geraten dadurch aber viele gute Themen in den Hintergrund, für die die CSU steht und ein Alleinstellungsmerkmal hat." 

Wäre ihr Nürnberger Parteikollege und Finanzminister Markus Söder ein guter Ministerpräsident?

Wöhrl: "Auf jeden Fall. Er hat gezeigt, dass er die Interessen von ganz Bayern vertreten kann. Als bayerischer Heimat- und Finanzminister hat er auch gezeigt, dass er Themen setzen und durchdrücken kann."

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