"Hol(l)a die Kochfee": Bloggerin aus Diepersdorf startet durch

22.6.2017, 21:02 Uhr

© Michael Matejka

Er sieht saftig aus, der "White Chocolate Cheesecake". Das Wasser läuft einem im Munde zusammen. Bitte nur ein Stück! Petra Hola-Schneider lächelt: "Normalerweise backe ich ihn ,Low Carb’ mit Mandelmehl und Birkenzucker!", sagt sie. Vor etwa sechs Jahren begann die 49-Jährige aus der Nähe von Diepersdorf, sich für "Metabolic Balance" zu interessieren. "Ich wollte abnehmen", sagt sie trocken. Und das tat sie mit der Diät. Fast zwei Jahre aß sie keine Kohlenhydrate, trank keinen Alkohol. "Ich fand das toll, hatte 20 Kilo verloren!" Bis es ihr immer schlechter ging. "Zu viel Eiweiß", vermutete ihr Arzt und riet dazu, wieder Kohlenhydrate zu essen.

Mit dem Wohlbefinden kehrten auch die Kilos zurück. Die Leidenschaft für Süßes hatte sie während ihrer Metabolic-Zeit komplett unterdrücken müssen. "Ich bin gebürtige Tschechin und liebe die ganzen Mehlspeisen", sagt die sympathische Blondine und seufzt.

Auf der Consumenta kam sie erstmals mit kohlenhydratfreien Backwaren in Berührung: Jasmin Mengele von der aus Nürnberg hatte dort einen Stand. Toll, dachte sich Hola-Schneider, das muss ich auch ausprobieren. Statt Weizen-, verwendete sie also Mandeloder Walnussmehl. Statt raffiniertem Zucker Birkenzucker.

Einfach gepostet

Facebook kannte Petra Hola-Schneider nur als "das, was meine Kinder dauernd beschäftigt". Doch als sie immer mehr Low-Carb-Gerichte ausprobierte, begann es sie zu jucken: "Ich hatte keine Ahnung von Social Media. Und habe einfach mein Mittagessen fotografiert und gepostet", sagt sie lachend. Prompt kamen die ersten Likes und Kommentare – Hola-Schneider war völlig verblüfft von ihrem Erfolg.

"Vielleicht hatte es auch damit zu tun, dass ich unter die Fotos immer gleich die Rezepte geschrieben habe", meint sie heute. Nachdem die Facebook-Seite wuchs, gab ihr ein Freund den Tipp, sie sollte doch lieber einen Blog starten. Nun ist die 49-Jährige eigentlich genug ausgelastet – mit zwei (mittlerweile erwachsenen) Kindern, Mann und Hund. Und einem "Brotjob", der mit Essen rein gar nichts zu tun hat: "Ich bin selbstständig und vermittle technisches Personal, vor allem in die Automobilzulieferung", erklärt sie. Gekocht hat sie schon immer mit viel Leidenschaft – ob low carb oder "ganz normal".

Einen Blog also – "ich wusste gar nicht, was das eigentlich ist!" Mittlerweile gehört "Hol(l)a die Kochfee" mit zu den Meistgelesenen im deutschsprachigen Raum. 2,5 Millionen Leser hat der Blog, der im September 2014 startete, bislang. Mehr als 100.000 pro Monat scrollen über den Blog, bleiben bei "Blumenkohlpizza mit Zucchini und Feta" hängen. Vor allem Low-Carb-Rezepte findet man. Aber auch die "normale Version" des "Cheesecake mit weißer Schokolade". "Low Carb ist ein großes Thema – gerade für Leute, die abnehmen wollen", sagt sie. Aber auch Diabetiker oder Menschen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten will sie ansprechen. Von Waffeln bis Kuchen finden die Naschkatzen Rezepte ohne Kohlenhydrate.

Stressfreie Rezepte

Nicht nur auf dem Blog: Im vergangenen Jahr erschien Petra Hola-Schneiders erstes Backbuch "Low Carb Backen". Stressfreie Rezepte mit wenig Kohlenhydraten sind in dem Buch versammelt. Und die Autorin ist wahnsinnig stolz darauf: "Als ich das Buch im Laden gesehen habe, war das schon sehr ergreifend!" Es ist nicht das letzte Werk: Das Buch hat sich so gut verkauft, dass gleich zwei weitere auf den Markt kommen. Im September "Low Carb schnell & easy" und im Frühjahr 2018 ein drittes, dessen Motto noch geheim bleiben soll.

© Michael Matejka

Im Herbst 2017 passiert dann der nächste Coup: Im Bordrestaurant der Deutschen Bahn steht Hola-Schneiders "Hirschrahmgulasch mit Steinpilzen" auf der Speisekarte – natürlich "Low Carb". Der DB-Konzern hatte sieben bekannte deutsche Food-Blogger um Rezepte gebeten, die sich in einer DB-Küche, die nur aus Dampfgarer und Mikrowelle besteht, realisieren lassen. Die Kochfee war mit dem Resultat sehr zufrieden: "Mein Hirschgulasch hat so geschmeckt, als hätte ich es gerade gekocht!"

Als Star sieht sich die fröhliche Blondine aber nicht – auch wenn alle im Dorf Bescheid wissen. "Ich muss keine Autogramme geben und werde auch nicht belagert." Dass ihr Fulltime-Job ein "putziges Hobby" sei, dagegen wehrt sie sich: "Ich arbeite fünf bis sechs Stunden pro Tag an Blog, Facebook oder jetzt den Kochbüchern! Und ich poste täglich das, was wir essen." Drei bis vier Beiträge schreibt sie wöchentlich für "Hol(l)a die Kochfee".

Wichtig ist der Köchin, dass ihre Rezepte so einfach wie möglich gehalten sind: "Große Experimente schrecken nur ab. Das Rezept muss gelingen!", sagt Hola-Schneider. So darf es gerne eine Zeit weitergehen, meint die 49-Jährige. "Aber wenn der Hype irgendwann vorbei ist und mein Blog stirbt – dann ist das eben so!" Endlich schneidet sie den Käsekuchen an. Und freut sich, wie es dem Gast schmeckt.

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