Homeoffice: Würden Sie gerne von zuhause aus arbeiten?

1.8.2017, 05:32 Uhr
Einhellige Meinung in Nürnberg: Familie und Beruf lassen sich mit Homeoffice besser vereinbaren.

© Foto: colourbox.de Einhellige Meinung in Nürnberg: Familie und Beruf lassen sich mit Homeoffice besser vereinbaren.

So richtig durchgesetzt hat sich das Arbeiten im Homeoffice in Deutschland noch nicht. Trotz leistungsfähigem, auch mobilem Internet und besseren Datenzugriffsmöglichkeiten zeigen aktuelle Untersuchungen und Befragungen, dass bundesweit nur knapp ein Drittel der Angestellten gelegentlich von zu Hause arbeiten. Aber nach neuen Umfragen wünschen sich mehr als 85 Prozent der Arbeitnehmer mehr Flexibilität bei der Arbeitsgestaltung und würden gern regelmäßig im Homeoffice arbeiten.

Die meisten erwarten davon, Familie und Beruf besser in Einklang zu bringen, jeder Siebte erhofft sich eine bessere Work-Life-Balance – und 20 Prozent glauben sogar, sich in der heimischen Umgebung besser auf die Arbeit konzentrieren zu können. Natürlich eignet sich nicht jeder Job dafür, von zu Hause aus erledigt zu werden. Und viele Chefs, so bestätigt Daniel Arnold vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), "tun sich schwer damit, die Möglichkeit direkter Kontrolle aufzugeben". So konnten die ZEW-Forscher in einer Studie zeigen, dass Betriebe, die Arbeitsergebnisse und nicht den Arbeitsprozess kontrollieren, sich leichter damit tun, Homeoffice anzubieten: "In Deutschland herrscht also nach wie vor eine starke Anwesenheitskultur."

Keine Angst vor Kontrollverlust

Die Nürnberger Versicherung bietet ihren Mitarbeitern am Standort Nürnberg seit rund eineinhalb Jahren ein Homeoffice-Modell an. Aktuell nutzen rund fünf Prozent der Mitarbeiter diese Möglichkeit, und Pressesprecher Matthias Schenk rechnet mit "einem stetigen Anstieg". 

Auch bei dem Versicherungsunternehmen Universa funktioniert es. Natürlich muss sich das Aufgabengebiet für die Arbeit im Homeoffice eignen, aber dank Digitalisierung und dem Umstieg auf eine elektronische Versicherungsakte ist das möglich. Sebastian Wolff, Gruppenleiter in der Personalabteilung, sagt: "Dadurch kann der Mitarbeiter die gleichen Aufgaben in der gleichen Qualität wie im Büro auch von zu Hause aus papierlos erledigen." Und selbst die Arbeitszeiterfassung erfolgt am Computer, ähnlich wie im Büro. Bei der Universa kommen vor allem zwei Modelle zum Einsatz. Wolff erklärt: "Der Klassiker ist das kombinierte Modell, bei dem der Mitarbeiter zum Beispiel zwei Tage im Büro und einen Tag von zu Hause aus arbeitet."

Und das andere Modell wird in der Regel dann angewendet, wenn Mitarbeiter zusätzlich zu ihrer Arbeit in den Abendstunden oder an Wochenenden bestimmte Serviceaufgaben erledigen oder überwachen. Wolff betont: "Bei den Mitarbeitern, die einen Homeoffice-Arbeitsplatz nutzen, kommt das Angebot sehr gut an."

Positive Rückmeldungen registriert man auch bei der NürnbergMesse. Knapp zehn Prozent der Mitarbeiter nutzen die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. Messe-Manager Maximilian Hensel erzählt: "Insbesondere wird hervorgehoben, dass das Arbeiten im Homeoffice die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtert und bestimmte Arbeiten konzentrierter erledigt werden können."

Arbeitspsychologen und Personalmanager sind sich über den positiven Effekt auf Arbeitszufriedenheit, Motivation und Effizienz jedenfalls einig. Aber das Recht auf ein Homeoffice wollen die Arbeitgeber in Deutschland ihren Mitarbeitern nicht einräumen. Während beispielsweise in Holland Arbeitgeber schon gute Gründe haben müssen, um entsprechende Anträge ihrer Mitarbeiter abzulehnen, hat die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände Forderungen, einen Anspruch aufs heimische Büro gesetzlich zu verankern, bereits als "praxisfern und kontraproduktiv" zurückgewiesen.

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