Horch amol: "Der Club-Fan kokettiert gern mit dem Drama"

31.3.2021, 21:44 Uhr

Die Verantwortung für die Finanzen beim 1. FC Nürnberg zu tragen ist nicht unbedingt vergnügungssteuerpflichtig. War es wohl nie, aber gerade in den vergangenen beiden Jahren war der Job noch bisschen nervenaufreibender als je zuvor. Wäre für diese Aufgabe da nicht ein kühler Rechner der Richtige ? Niels Rossow ist seit Oktober 2018 der kaufmännische Vorstand des Vereins und für ihn ist klar: "Es geht nicht darum, dass ich einen Job habe, sondern dass ich in meiner Stadt für meinen Verein tätig sein darf", sagt er im Podcast "Horch amol".

Herzblut gehört demnach dazu, wenn es um den 1. FC Nürnberg geht und das ist dem 44-Jährigen seit seiner Kindheit bewusst. "Der Club ist ein generationenübergreifender Verein", stellt er fest. Die Zuneigung wird quasi vom den Urgroßeltern über die Eltern an die Kinder vererbt. Rossow konstatiert, dass der Club-Fan "gern mit dem Drama kokettiert". So werde die ein oder andere "vermeintliche Verfehlung" durchaus "zelebriert". Dass wiederum, sei keineswegs negativ gemeint, sondern zeige nur, welche Bedeutung der Verein für die Menschen in der Region habe. Rossow glaubt daran, dass der Club nicht zuletzt "inspiriert", weil "er öfters hingefallen, aber immer wieder aufgestanden ist".

Dass in der Vergangenheit nicht alles Gold beim FCN war, was glänzte, darüber ist der Vorstand sich durchaus im Klaren. "Die Mischung aus Hochmut und Erfolglosigkeit ist eine toxische", so lautet seine Analyse. Die "Entfernung von den Menschen" hat er noch in Zeiten als einfacher Clubfan wahrgenommen. Gerade deshalb ist es ihm wichtig, "das Grundvertrauen in den Club wieder aufzubauen". Dies gelte sowohl im Umgang mit den Fans als auch mit den Partnern des Vereins.

Ein wichtiger Schritt sind dabei die Aktivitäten, die der FCN mit seiner Profimannschaft unterstützt oder zum Teil selber initiiert. "Wir haben eine riesige Reichweite und Aufmerksamkeit", sagt Rossow und damit können Themen angesprochen werden, "die über die 90 Minuten hinausgehen". Dieser Verantwortung ist man sich bewusst und will dieser Rolle auch gerecht werden.

In wirtschaftlicher Hinsicht bezeichnet Rossow die Lage des Vereins "als sehr ernst". Warum beim Club im Vergleich zu anderen, durchaus erfolgreicheren Mannschaften, ein auffällig hohes Gehaltsniveau herrschte, begründet er damit, dass der Verein als einer galt, der zwischen erster und zweiter Liga pendelt und "man da gutes Geld verdienen kann." Die "neue Realität" bringt aber automatisch die Frage mit sich, "können wir die Gehälter, die in der Vergangenheit angeboten wurden, auch in Zukunft noch bezahlt werden", sagt Rossow. Der Umbau der Mannschaft kann dabei schon als eine Art Antwort auf diese Frage gesehen werden.

Mit dem Abstieg wird der Club dennoch nichts zu tun haben, davon ist der "Cluberer" Rossow überzeugt. Seine Prognose: Vier oder sechs Punkte in den nächsten beiden Spielen, Platz 12 in der Abschlusstabelle und ein Aufstieg in zwei bis drei Jahren. Klare Ansagen des kaufmännischen Vorstands eines Vereins, dem er als großer Fan selbst ganz fest die Daumen drückt. Doch hören Sie selbst...

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