"Ich freue mich, wenn die Menschen ihn nutzen"

30.10.2017, 16:28 Uhr

© Fotos: Ralf Rödel, N-Ergie, Hagen Gerullis

Herr Kronberger, von Ihnen stehen zwölf Trinkwasserbrunnen in Nürnberg. Damit sind Sie der Künstler, von dem aktuell die meisten Brunnen in Nürnberg stehen. Haben Sie noch andere Brunnen entworfen?

Markus Kronberger: Nein, sonst gibt es keinen mehr.

Wie sind Sie damals auf die Idee für den Trinkwasserbrunnen gekommen?

Kronberger: Der Wettbewerb der Ewag (heute: N-Ergie) ist damals an zwei Hochschulen ausgeschrieben worden — an der Georg-Simon-Ohm-Hochschule und an der Akademie der Bildenden Künste, wo ich damals ein Aufbaustudium für Kunst im öffentlichen Raum absolvierte. Die Idee kam mir in den Bergen beim Entlanglaufen an einem Bachbett. Bei der Naturbeobachtung mir ist der Kreislauf des Wassers aufgefallen, wie er verläuft und wieder versickert. Danach habe mich für ein modulares System entschieden — mit einem größeren Stein für Erwachsene, einem kleineren für Kinder und einer Schale für Hunde. Ich habe den Wettbewerb damals gewonnen, weil es ein Konzept war, das auf jedem Platz etwas anders umgesetzt werden konnte — je nach Raumgröße und Platzsituation.

© Eduard Weigert

Was für ein Gefühl haben Sie, wenn Sie an einem Ihrer Brunnen vorbeikommen?

Kronberger: Ich freue mich, wenn ich Menschen sehe, die ihn nutzen und das Wasser trinken, und besonders, wenn Kinder da sind. Es ist dann so, wie man es aus südlichen Ländern kennt. Das gibt ein Stück Lebensqualität, die kostenlos ist und mit einer gewissen ästhetischen Form verbunden ist.

Gibt es bei den Trinkwasserbrunnen ein Einheitsmodell oder sind es individuelle Variationen?

© Hagen Gerullis

Kronberger: Alle sind unterschiedlich, weil ich mich auf jeden Platz eingelassen und versucht habe, das städtebauliche Optimum herauszuholen. Nicht nur in der Innenstadt, wie in der Karolinenstraße und am Hallplatz, sondern auch in den Stadtteilen, wie in Zabo, Ziegelstein, Moorenbrunn oder Kornburg konnte der Brunnen in unterschiedliche Konstellationen aufgestellt werden. Für alle Brunnen habe ich eine Kombination aus Edelstahl und Granit-Stein genommen, der aus der Passauer Gegend stammt.

© N-Ergie/PR

Welcher der zwölf Trinkwasserbrunnen gefällt Ihnen denn am besten?

Kronberger: Das kann ich nicht sagen. Sie sind immer wieder anders. Mal stehen die zwei Steine nebeneinander, mal gegenüber, mal in einem anderen Winkel zueinander. Wichtig ist, dass er an dem jeweiligen Standort optimal zur Geltung kommt und die Menschen anspricht.

Gab es schon mal Probleme mit Vandalismus oder Schmierereien?

Kronberger: Hier tauchte schon mal ein Graffiti auf oder dort wurde ein Rohr verbogen, aber von Vandalismus weiß ich nichts.

Bisher sind es zwölf Trinkwasserbrunnen, anfangs war von bis zu 20 die Rede, die aufgestellt werden könnten. Werden es noch mehr?

Kronberger: Die Stadt wollte noch mehr, aber ich fand, dass es wichtiger ist, sich um die vorhandenen zu kümmern und sie über eine lange Zeit nutzbar zu halten. Deshalb hat es mich auch gefreut, dass der Erste, der damals am Südklinikum aufgestellt worden war, jetzt nach dem baustellenbedingten Abbau wieder an einem neuen Ort auf der Laufachse beim Haupteingang platziert und derzeit montiert wird. Im Frühjahr 2018 wird er dort wieder in Betrieb genommen.

Stand einmal zur Diskussion, dass Ihr Modell auch in anderen Städten aufgestellt wird?

Kronberger: Tatsächlich hat sich mal eine Kommune dafür interessiert. Aber die Ewag hat dann entschieden, dass dieser Trinkwasserbrunnen nur in Nürnberg stehen soll.

Abgesehen von Ihren eigenen: Welche drei Brunnen in Nürnberg gefallen Ihnen am besten?

Kronberger: Der Schöne Brunnen, weil er etwas Besonderes ist und mit der Stadt- und Kunstgeschichte Nürnbergs zu tun hat; dann die Wasserspiele beim Spielzeugmuseum und der Brunnen am Leipziger Platz, der auch sehr stimmig ist.

Beim Leipziger Platz waren Sie damals auch beim Wettbewerb eingeladen, Wie sah denn Ihr Entwurf für den Platz aus?

Kronberger: Es wären Wasser- und farbige Lichtspiele gewesen, mit wechselnden Fontänen in einzelnen Becken — und diese waren auf die städtebauliche Situation der dahinter liegenden wbg-Siedlung am Nordostbahnhof bezogen.

Was gehört aus Ihrer Sicht denn grundsätzlich zu einem guten Brunnen?

Kronberger: Dass er in sich — samt der Form- und Materialsprache — stimmig ist und er die Platzsituation bereichert. Er sollte zudem einladend sein, ein visuelles Erlebnis bieten und die Geräuschkulisse sollte auch dazu passen.

Wenn Sie den Blick in die Ferne schweifen lassen — gibt es ein "WasserWerk", das Sie für besonders sehenswert halten?

Kronberger: Da empfehle ich den Fastnachtsbrunnen des Schweizer Künstlers Jean Tinguely in Basel — er ist was ganz anderes.Interview: JO SEUSS

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