Illegale Diskotheken in der Nürnberger Altstadt?

27.5.2014, 05:57 Uhr
Bar oder doch Club? Das Ordnungsamt nimmt verschiedene Lokalitäten in Nürnbergs Altstadt unter die Lupe. (Symbolbild)

© Symbolbild: dpa Bar oder doch Club? Das Ordnungsamt nimmt verschiedene Lokalitäten in Nürnbergs Altstadt unter die Lupe. (Symbolbild)

Die Information schlug ein: Die Diskothek „Planet“ schließt, am 18.Juni läuft die letzte Veranstaltung. Geschäftsführer Hanno Schuster, einer der drei Gesellschafter, ist überrascht von der Flut an Mails und Anrufen, Facebook- und Twitter-Kanäle laufen bei diesem Thema heiß. Tenor der Absender: Bedauern.

Seit dem Jahr 2000 gibt es die Großraumdisco auf dem Klingenhofareal — in direkter Nachbarschaft zur „Rockfabrik“, „Resis Nachtclub“ und dem „marquee Club“. Sie ist für 4000 Besucher ausgelegt. Die Gründe, dass der Tanztempel dicht macht, „sind vielschichtig“, erklärt Schuster gegenüber der Lokalredaktion.

„Goldene Zeiten sind vorbei“

Zum einen läuft der Mietvertrag für das Gebäude an der Klingenhofstraße 40 in diesem Jahr aus. Um den Betrieb auf einer Fläche von 1800 Quadratmeter (ohne Garten und Lounges) zu halten, müssten die Gesellschafter mehrere Hunderttausend Euro in die Hand nehmen. Toiletten, Leitungen, Be- und Entlüftung sind in die Jahre gekommen, eine Sanierung wäre laut Schuster unumgänglich. Hinzu kommt der Besucherschwund. „Die goldenen Zeiten sind vorbei“, sagt der 39-jährige, zweifache Familienvater. „Es wird immer schwerer, die Leute an den Stadtrand zu bekommen.“

Ein weiterer Grund für das Aus: Die wachsende Dichte kleinerer Tanzbetriebe in der Altstadt: Bars, Kneipen, Clubs. Es seien heimliche Discos, deren Legalität äußerst fragwürdig sei, kritisiert Schuster und spricht vom „Wildwuchs“ solcher „Mikroclubs“ mit DJ, Sound, Tanzfläche und bis zu 400 Gästen.

Das Ordnungsamt nimmt diese Entwicklung ernst. Nach Kontrollen landeten zwölf Lokale in der Innenstadt auf einer internen Liste. Die verdächtigen Kneipen werden genauer unter die Lupe genommen. „Uns geht es um die Sicherheit des Publikums“, erklärt Robert Pollack, stellvertretender Leiter im Ordnungsamt. Und die ist möglicherweise nicht in jedem der Clubs gewährleistet.

Doch ab wann endet der Gaststätten- und beginnt der Discobetrieb? „Das ist nicht einfach. Aber grob unterscheiden wir, ob die Leute in das Lokal gehen, um sich zu unterhalten oder um mit Musik unterhalten zu werden.“ Im zweiten Fall kann eine illegale Nutzungsänderung vorliegen. Das Lokal ist dann also keine Gaststätte, sondern eine Vergnügungsstätte — wie eine Disco. Trifft das zu, sind die Auflagen strenger. Der Betreiber müsste für Umbaumaßnahmen tiefer in die Tasche greifen, auch die Versicherung wird teurer.

Zweifel in manchen Fällen

Um die Grenzen zwischen Tanzschuppen und Gaststätte schärfer zu ziehen, arbeitet das Ordnungsamt mit der Bauordnungsbehörde zusammen. Baureferent Daniel Ulrich zählt auf, mit welchen Auflagen Betreiber heimlicher Discos rechnen müssen: Fluchtwege müssen breiter angelegt und die Zahl der Toiletten nach oben korrigiert werden. Hinzu kommt der Einbau eines geeigneten Rauchabzugs sowie einer vorgeschriebenen Belüftung. Ulrich: „Wir wollen nicht, dass das wie eine Razzia verstanden wird. Wir wollen nur wissen, ob alles ordentlich läuft.“ Und da gebe es in manchen Fällen eben Zweifel.

Vielleicht aber haben die Großraumdiscos an den Randgebieten der Städte generell ausgedient? „Die Attraktivität beim Nachtleben hat in Innenstädten tatsächlich zugenommen“, so Robert Pollack vom Ordnungsamt. Im Zentrum können Nachtschwärmer wegen der Kneipen-Dichte die Lokale öfter wechseln. „Will ich vom Klingenhofareal in die Altstadt, muss ich eine Stunde Fahrtzeit in Kauf nehmen.“

Bestätigt sich dieser Trend, werden sicher auch die Anwohner in Klingenhof aufatmen. Schmutz, Lärm und Randale bis in die frühen Morgenstunden ist hier seit Jahren ein Dauerthema. Seit Herbst 2012 wird deshalb an Wochenenden die Martinstraße gesperrt. Dennoch rissen bis heute die Klagen über Vandalismus und Unruhe nicht ab.

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