Homeoffice nur eingeschränkt möglich

Im digitalen Mittelalter: Nürnberger Stadtteil hat immer noch keinen Breitbandanschluss

30.7.2021, 09:48 Uhr
Auch der Nürnberger Stadtteil Birnthon hofft auf eine schnelle Internetverbindung mit Glasfaser.

© Jens Büttner/dpa Auch der Nürnberger Stadtteil Birnthon hofft auf eine schnelle Internetverbindung mit Glasfaser.

In 99 Prozent der Haushalte in Nürnberg sind 50 Mbit/s verfügbar, in 90 Prozent der Haushalte stehen sogar 1000 Mbit/s zur Verfügung: Wer den Breitbandatlas des Bundesverkehrsministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur studiert, sieht, dass die zweitgrößte Stadt Bayerns eigentlich recht gut mit schnellem Internet versorgt ist.

Eigentlich, denn ganz im Südosten der Großstadt befindet sich ein weißer Fleck auf der Karte: Im Stadtteil Birnthon ist die Internetverbindung ungenügend: Breitbandverfügbarkeit null bis zehn Prozent, so die Statistik.

Was das bedeutet, haben Bewohnerinnen und Bewohner im Frühjahr 2020 gegenüber der Lokalredaktion geschildert: Sie greifen notgedrungen auf Daten über das Handy-Netz zurück. Das ist jedoch vergleichsweise teuer und auch die Kapazitäten reichen mitunter nicht, wenn mehrere Personen gleichzeitig Homeschooling und Homeoffice mit Video-Konferenzen zu bewältigen haben, berichteten die Betroffenen.

Ausschreibungsfrist endete

Nun scheinen die Chancen auf den Anschluss an zeitgemäße Technik aber zu steigen: Die Stadt Nürnberg hat den Breitbandausbau für Birnthon ausgeschrieben. Bis 19. Juli hatten Unternehmen die Möglichkeit, Angebote abzugeben. Derzeit sichten die Mitarbeiter des zuständigen Wirtschaftsreferenten Michael Fraas die Eingänge. Wer sich alles beworben hat, darf er aus rechtlichen Gründen freilich nicht sagen.

Durchgesickert ist, dass die Feuchter Gemeindewerke ihren Hut in den Ring geworfen haben. Deren Leiter, Raimund Vollbrecht bestätigte dies auf Anfrage der Lokalredaktion.


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Das kommunale Unternehmen engagiert sich schon seit Jahren im Glasfaserausbau in der Marktgemeinde. Im Ortsteil Moosbach, der nicht mal drei Kilometer Luftlinie von Birnthon entfernt liegt, werden seit etwa sieben Jahren Glasfaserleitungen verlegt.

Klar ist: Eine bestehende Kupferleitung, die von Moosbach nach Birnthon führt, reicht nicht, um den Bewohnerinnen und Bewohnern schnelles Internet zu liefern. Es müsste also ein Glasfaserkabel durch den Reichswald verlegt werden. Das würden die Feuchter Gemeindewerke in enger Abstimmung mit den Staatsforsten erledigen, so ihr Geschäftsführer.

"Wir sind flexibler"

Raimund Vollbrecht ist sich sicher, dass das kommunale Unternehmen zeitnah einen Breitbandanschluss liefern könnte, sollte es zum Zuge kommen. "Wir sind flexibler als ein Großunternehmen", sagt er.

Ärger mit der Telekom

Mit einem solchen Großunternehmen gab es in der Vergangenheit immer wieder Ärger: Die Deutsche Telekom hatte sich im Jahr 2017 verpflichtet, Birnthon mit schnellerem Internet zu versorgen. Angeblich aufgrund "technischer Probleme" zog das Unternehmen seine Zusage zurück. Vermutet wird indes, dass es sich für den Platzhirsch einfach nicht gelohnt habe, den Stadtteil anzuschließen. Ein Telekom-Sprecher sagte dazu im Frühjahr gegenüber der Lokalredaktion: "Dazu müsste die Zuführung auf zwölf Kilometer durch Glasfaser ersetzt werden. Die Kosten dafür sind erheblich. Wirtschaftlich rechnet sich der Anschluss von den etwas über 30 Haushalten in Birnthon nicht."

Stadtrat entscheidet

Wer den Zuschlag bekommt, soll im Herbst der Nürnberger Stadtrat entscheiden. Anschließend beantragt die Stadt noch Fördermittel bei der Regierung von Mittelfranken. Wirtschaftsreferent Michael Fraas hofft, dass diese den Antrag schnell bearbeitet. "Dann könnte noch Ende 2021 die Vertragsunterzeichnung mit dem erfolgreichen Bieter stattfinden und die Ausbauarbeiten im Jahr 2022 beginnen", so Fraas.

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