Im Gedenken an NSU-Opfer: Kundgebung in Nürnberg

4.11.2014, 20:21 Uhr
Im Gedenken an NSU-Opfer: Kundgebung in Nürnberg

© Roland Fengler

Ursprünglich sah die Installation vor, Aussagen und Zitate der Ermittlungen direkt an die Wand des Polizeipräsidiums zu projizieren. „Leider ist man sich dort noch immer jeglicher Kritik zu schade“, sagt Timo Schreiner, der Sprecher der Initiative.

Stattdessen hat die Organisation nun die Tatorte mit Projektoren vor die Tür des Polizeipräsidiums gebracht. Die Initiative kritisiert das „rassistische Ausmaß der polizeilichen Ermittlungen“. Dieses habe aus Opfern vermeintliche Täter gemacht und die Angehörigen als „kriminelles Milieu“ stigmatisiert.

Neben der audiovisuellen Installation benannte die Initiative gestern auch die Ludwigstraße in „Theodoros-Boulgarides-Straße“ um. Der griechischstämmige Einzelhändler wurde am 15. Juni 2005 in München ermordet. Die Ludwigstraße hat insofern Symbolcharakter, schließlich führt sie zum Plärrer, wo die „Soko Bosporus“ ihren Sitz hatte. Die Umbenennung war Teil einer bundesweiten Aktion mehrerer Initiativen und Einzelpersonen, die die Opfer des Terrortrios wieder ins öffentliche Bewusstsein rücken sollte.

„Hätte die Selbstenttarnung nicht stattgefunden, wären die Betroffenen wahrscheinlich bis heute noch nicht von der Verdächtigung und Gängelung der deutschen Behörden befreit und als Opfer rassistischer Gewalt anerkannt“, heißt es in einer Mitteilung des bundesweiten Bündnisses aus Initiativen und Einzelpersonen.

Die Organisatoren der Umbenennungen kritisierten zum gestrigen Jahrestag der Enttarnung erneut die Bundesanwaltschaft, die von einer Einzeltrio-These ausgeht. Dies setze der Aufklärung im NSU-Prozess sehr enge Grenzen, so die Organisatoren. Stattdessen fordern sie eine lückenlose Aufklärung der Hintergründe und der Verwicklung staatlicher Behörden.

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