Im Video: So geht's auf auf einem Frachtschiff zu

15.7.2017, 15:41 Uhr
Ein Schiff bahnt sich auf dem Main-Donau-Kanal im Landkreis Neumarkt langsam seinen Weg. Wir haben einen der Binnenschiffer begleitet.

© André De Geare Ein Schiff bahnt sich auf dem Main-Donau-Kanal im Landkreis Neumarkt langsam seinen Weg. Wir haben einen der Binnenschiffer begleitet.

Wenn man mit neun Kilometern pro Stunde den Kanal enlangtuckert, hat man Zeit, sich ein wenig umzusehen. Viel Zeit. Man sieht: Den meist schnurgeraden Kanal vor sich, ein paar Mal am Tag ein entgegenkommendes Schiff, graue Betonbrücken, sie sich sehr langsam nähern und ebenso langsam wieder entfernen.

Da ist man schon mal dankbar für ein paar "Stimmungsaufheller", wie Schiffsführer Otto Stürzer sie nennt. Denn die Sonnenanbeterinnen am Ufer des Kanals werden schnell zur Wohltat für die von der Monotonie der Wasserstraße ermüdeten Augen.

Übel nehmen kann man das dem Schiffsführer des 185 Meter langen Koppelverbandes "Heinz Hofmann" der Mainschifffahrtsgesellschaft nicht unbedingt.

Schließlich muss er sein Schiff 16 Stunden am Tag konzentriert auf Kurs halten. "Da kann man nicht mal ein oder zwei Minuten träumen. Sonst kracht man schnell ans Ufer", verdeutlicht Stürzer. 16 Stunden, in denen der Schiffsführer höchstens mal kurz an einen der beiden Steuerleute übergeben kann, wenn er sich schnell etwas zu Essen zu machen muss.

Stürzer hat immer Echolot und Radaranlage im Blick, während er seine Hand fest auf dem Steuerknüppel hat. Über seinen monströsen Drehstuhl hat er ein Badetuch gehängt. "Das mache ich immer so. Bei dem Kunstleder schwitzt man so stark, das mag ich nicht", sagt er.

Heute hat Stürzer 3000 Tonnen Müllschlacke geladen, die er von Regensburg nach Krefeld schafft. Eine ungewöhnliche Ladung. Meist transportiert die "Heinz Hofmann" Kohle, Bleche oder Futtermittel.

"Wenn in Ungarn Erntezeit ist, holen wir da oft Raps, Sonnenblumenkerne, Mais oder Weizen", erzählt Stürzer und flucht noch ein wenig über die stechwütigen Mücken, die in Ungarn ihr Unwesen treiben. Vor allen Türen und Fenstern sind Fliegengitter angebracht, um die lästigen Blutsauger zumindest aus den Wohnräumen herauszuhalten.

Zwei Wohnungen gibt es an Bord. Eine für den Schiffsführer und eine, die sich die beiden Steuerleute und der Schiffsjunge teilen. Küche, Spül- und Waschmaschine, Trockner - es fehlt an nichts in der einfach und funktional eingerichteten Wohnung.

Für die Besatzung gibt es immer etwas zu tun: Streichen, schleifen, hämmern, alle 500 Kilometer das Öl der Generatoren wechseln, das Schiff in die Schleusen navigieren und dort festmachen, die Ladung löschen, den Frachtraum reinigen.

Zwar wird dieser von den Mitarbeitern der Ladestation gesäubert, aber eben nur besenrein übergeben. "Wenn wir zuvor Kohle geladen haben und danach Weizen transportieren sollen, sind wir schon mal einen Tag damit beschäftigt, den Frachtraum zu schrubben", erzählt Schauer.

Zwei Besatzungen teilen sich die "Heinz Hofmann". Vier Wochen ist eine Crew jeweils an Bord, dann geht es für vier Wochen nach Hause. "Meine Lebensgefährtin versteht und akzeptiert das", sagt Stürzer.

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