Im Visier des Verfassungsschutzes: Einbürgerung Fehlanzeige

24.7.2017, 11:06 Uhr
Die Islamische Gemeinde Nürnberg ist seit Jahren im Visier des bayerischen Verfassungsschutzes.

© dpa/Fredrik von Erichsen Die Islamische Gemeinde Nürnberg ist seit Jahren im Visier des bayerischen Verfassungsschutzes.

Eigentlich suchte Mondher Gharbi nur nach einer Möglichkeit, seinem ältesten Sohn Arabischunterricht zukommen zu lassen. Der Kleine sollte sich bei Besuchen in der früheren Heimat seiner aus Tunesien stammenden Eltern mit seinen Großeltern unterhalten können.

Eine der wenigen Einrichtungen in der Region, die einen solchen Unterricht für Kinder anbietet, ist die Islamische Gemeinde Nürnberg. Also begleitete der in Fürth lebende Mondher Gharbi seinen Sohn jeden Samstag in die Räume der IGN in der Hessestraße in Gostenhof. Und als eine Art Elternbeirat übernahm der 35-Jährige für die Einrichtung das Führen der Schülerlisten und die Kontrolle der Unterrichtsgebührenzahlung.

Einbürgerungsantrag abgelehnt

Dieses kleine Engagement soll den bestens integrierten Diplomingenieur für Elektrotechnik jetzt die Möglichkeit kosten, nach 14 Jahren Aufenthalt im Land die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen. Die Regierung von Mittelfranken hat seinen Einbürgerungsantrag mit dem Hinweis abgelehnt, er sei "Funktionär" der IGN, die seit Jahren im bayerischen Verfassungsschutzbericht auftaucht, wo ihr vorgeworfen wird, eine Untergliederung der sunnitisch-extremistischen Islamischen Gemeinde Deutschlands (IGD) zu sein.

Die IGN bestreitet das beharrlich und fällt seit Jahren eher durch große Offenheit beim interreligiösen Dialog und durch klare Abgrenzung gegenüber extremen islamischen Strömungen auf.

Der Münchner Anwalt von Mondher Gharbi, der ehemalige FDP-Bundestagsabgeordnete Hildebrecht Braun, hat vor einem halben Jahr Klage gegen den Ablehnungsbescheid der Regierung von Mittelfranken eingereicht. Einen Tag vor der angesetzten mündlichen Verhandlung beim Verwaltungsgericht Ansbach wurde der Termin mit der Begründung verschoben, der Verfassungsschutz wolle jetzt doch noch ausführlicher Stellung zu dem Fall nehmen.

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