Immer mehr Läden in der Nürnberger Nordstadt schließen

19.7.2019, 10:32 Uhr
Immer mehr Läden in der Nürnberger Nordstadt schließen

© Foto: Roland Fengler

Aus und vorbei: Für den kleinen Laden "Holla, zwei Waldfeen" an der Bucher Straße ist Ende September Schluss. "Ich habe von meinem Vermieter die Kündigung erhalten", sagt Inhaberin Daniela Auer. Der hatte vor kurzem ein Angebot im Briefkasten liegen: Jemand habe ihm 250 Euro mehr Miete pro Monat geboten, wenn er den Laden bekommt.

Daniela Auer muss ihren Laden "Holla, zwei Waldfeen" schließen, der Vermieter hat ihr gekündigt. Nun sucht sie nach einer Alternative.

Daniela Auer muss ihren Laden "Holla, zwei Waldfeen" schließen, der Vermieter hat ihr gekündigt. Nun sucht sie nach einer Alternative. © Foto: Christina Heinig/Bilder vom Leben

Seit sechs Jahren führt Auer das kleine Geschäft in den Verkaufsräumen der ehemaligen Tankstelle in der Bucher Straße 71. Sie hat den kleinen Laden renoviert und liebevoll eingerichtet. Das Sortiment besteht aus Handgemachtem und Vintage-Produkten, es gibt etwa Taschen und Jutebeutel, Postkarten, Notizbücher, Schmuck, Haarbänder, Stoffe, Tassen und Mützen.

"Mein Herzblut steckt in dem Laden", sagt Auer. Deshalb raffte sie sich auch wieder auf, als vor zwei Jahren ein Autofahrer in ihr Schaufenster fuhr – während die 43-Jährige im Geschäft stand. "Das war ein traumatisches Erlebnis." Zweieinhalb Monate musste "Holla, zwei Waldfeen" für die Sanierung schließen.

Aufgeben ist keine Option

Und nun kam die Kündigung – für Auer der nächste Schock. Doch aufgeben kommt nicht infrage. "Schon als Kind habe ich von einem eigenen Laden geträumt." Von ihren Kunden bekommt sie viel Zuspruch – und Tipps, wo ein Laden frei wäre. "Das Problem ist, dass es schnell gehen muss", sagt Auer. Außerdem möchte sie nicht zu viel Zeit und Geld in eine weitere Renovierung stecken. "Recht viel mehr als Wände streichen oder einen neuen Boden verlegen ist momentan nicht drin."

Während es in dem Laden an der Bucher Straße wohl weitergeht – wenn auch mit neuen Mietern und einem neuen Geschäft –, gerät die Nordstadt allgemein immer mehr ins Hintertreffen, sagt Thomas Henze. Er ist Vorsitzender des Vereins "Meine Nordstadt", einem Zusammenschluss von 30 Einzelhändlern im Stadtnorden.

"Als Einkaufsquartier gehen wir langsam den Bach runter." Schon lange stehe etwa die ehemalige Falken-Apotheke in der Bucher Straße 82 leer und verfalle zusehends. Nun ist auch noch die Drogerie Rossmann in der Bucher Straße 86 umgezogen – ins Einkaufszentrum Vogelherd an der Kölner Straße.

Wenn dann noch die "Neue Mitte Thon" – das Areal auf und rund um die ehemalige Straßenbahn-Wendeschleife – ein eigenes Einkaufszentrum bekommt, ziehe es die Menschen da hin, fürchtet Henze. "Da gibt es dann Parkplätze und ein buntes Warenangebot."

Hilfsgesuch an das Wirtschaftsreferat

Händler ziehen um, Läden stehen leer: "Die Nordstadt bröckelt langsam vor sich hin, das Nahversorgungszentrum wird immer lückenhafter – wir müssen etwas tun", fordern Henze und seine Mitstreiter. Sie befürchten ein "Downgrading" ihres Viertels. "Wenn immer mehr Spielhallen kommen – welcher Einzelhändler will dann daneben noch einen Laden eröffnen?"

Die Initiative ist deshalb bereits ans Wirtschaftsreferat herangetreten und hat um Hilfe gebeten. In den nächsten Wochen werden seine Mitarbeiter sich die Lage vor Ort ansehen und mit den Einzelhändlern reden, verspricht Wirtschaftsreferent Michael Fraas (CSU). Es gehe dabei vor allem um das nördliche Ende, etwa im Bereich der Juvenellstraße. "Da franst es langsam aus."

Das Quartier darunter sieht der Wirtschaftsreferent gut aufgestellt. "Wenn wir woanders in der Stadt eine solche Vielfalt an verschiedenen Einzelhändlern hätten, wären wir froh."

Dennoch wolle er sich die von den Einzelhändlern beklagten Ecken genau anschauen. "Denn die Nordstadt hat eine wichtige Funktion auch für die umliegenden Quartiere."

Wer einen Laden in der Nordstadt kennt, der für Daniela Auers Vintageladen passen könnte, kann sie über Facebook kontaktieren: www.facebook.com/hollazweiwaldfeen. Am 20. Juli stellen sich die Einzelhändler beim Sommerfest "Meine Nordstadt" auf dem Schillerplatz vor (10–17 Uhr).

11 Kommentare