Immer mehr Nachtflüge in Nürnberg: Stadtrat ist alarmiert

20.9.2018, 05:53 Uhr
Immer mehr Nachtflüge in Nürnberg: Stadtrat ist alarmiert

© Eduard Weigert

Die statistische Kurve der Nachtflugbewegungen am Airport Nürnberg geht seit 2012 wieder nach oben. Damals war bei 16 Starts und Landungen zwischen 22 und 6 Uhr im Jahresdurchschnitt ein Tiefpunkt erreicht worden: Nur noch die Hälfte der Anzahl der Hochphase anno 1995 und 1997, als speziell die "Kracher" der Frachtflugfirma DHL für massive Beschwerden sorgten und zu einer neuen Nachtflugregelung führten, die ab 1998 die Belastung der Anwohner schrittweise sinken ließ.

Weil 2017 die Nachtflugbewegungen wieder auf dem Niveau von 2006 angekommen sind, hat es im Umfeld des Flughafens schon ein kräftiges Rumoren gegeben. Noch heftiger waren die Proteste im Frühsommer: Die Fluglärm-Schutzgemeinschaft, die Gegenmaßnahmen fordert, hat im Schnitt 48 Starts und Landungen während der Pfingstferien gezählt, was eine Zunahme von 17 Prozent bedeutete.

Die Grünen-Stadtratsfraktion hat als Konsequenz einen aufgeschlüsselten Bericht über die Nachtflüge gefordert, verbunden mit einem konkreten "Maßnahmenplan", um mit Blick auf die wissenschaftlich seit langem nachgewiesene Gefährdung der Menschen durch nächtlichen Fluglärm eine Reduktion der Belastung zu bewirken. Auch die Fluglärm-Schutzgemeinschaft soll eine Stellungnahme dazu abgeben, heißt es in dem Grünen-Antrag für den Stadtrat.

Wetterbedingte Verspätungen

Auch SPD-Fraktionsvize Thorsten Brehm, der Mitglied des Aufsichtsrats der Flughafen GmbH ist, sieht mit einer gewissen Besorgnis die gestiegenen Zahlen nach "langen Jahren der Stagnation". Aus seiner Sicht sollte unbedingt die nächtliche "Kernzeit" zwischen 0 auf 5 Uhr weitgehend flugfrei gehalten werden. Nach seinen Erkenntnissen hat es in den letzten Monaten wiederholt wetterbedingte Verspätungen in die Zeit nach 22 Uhr gegeben, zudem sei die Zahl der Flüge in die Türkei wieder gestiegen, die verstärkt in den frühen Morgenstunden abheben. Fehlendes Personal bei der Deutschen Flugsicherung sei ein weiteres Problem, so Brehm.

Beim Blick auf die ihm bekannte Beschwerdenliste sieht der SPD-Stadtrat, der selbst in Airport-Nähe in Buch wohnt, die Crux, dass sich immer wieder die gleichen Leute melden würden, zugleich aber viele Betroffene nicht bei der Beschwerdestelle des Luftamts Nordbayern anrufen. Auffallend sei in diesem Sommer gewesen, dass wegen der meteorologischen Ostwind-Verhältnisse vermehrt Düsenjets nach Osten gestartet seien, weshalb ihm aus dem Bereich Ziegelstein, Buchenbühl, Erlenstegen und Schwaig verstärkt Beschwerden über (Nacht-)Fluglärm zu Ohren gekommen sind.

Grundsätzlich sieht Brehm aber das Bestreben des Flughafens, "steuernd einzugreifen", um die Nachtflugbelastung möglichst niedrig zu halten. Dazu gehören fünfmal so hohe Gebühren für die Zeit nach 22 bis 6 Uhr, aber auch regelmäßige Gespräche mit Airlines, Flüge zur späten Stunde zu vermeiden. Im Übrigen werden in der Flug- und Reisebranche schon länger größere Flugzeuge gewünscht, um zu den Haupturlaubszeiten mit weniger Starts und Landungen auszukommen.

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