In der Pflege gibt es immer noch zu viele Mängel

1.12.2018, 05:56 Uhr
Auch im laufenden Jahr hat die Heimaufsicht der Stadt Nürnberg anhaltend viele Pflegemissstände zu beanstanden. (Symbolbild)

© Daniel Reinhardt/dpa Auch im laufenden Jahr hat die Heimaufsicht der Stadt Nürnberg anhaltend viele Pflegemissstände zu beanstanden. (Symbolbild)

Die Zahl der sogenannten anlassbezogenen Beschwerden und Begehungen sei 2018 weiter gestiegen, sagte Heimaufsichts-Leiterin Andrea Brouer in einer Zwischenbilanz für den Gesundheitsausschuss des Stadtrats. 77-mal rückten die Mitarbeiter des Gesundheitsamts seit Jahresbeginn in eine Pflegeeinrichtung aus, um einem Hinweis nachzugehen. "Die Beschwerden bestätigen sich zu mindestens 50 Prozent zumindest teilweise, sind also berechtigt", so Brouer.

61 weitere Einrichtungen wurden zusätzlich turnusgemäß überprüft. Erfreulich sei, dass die Heimaufsicht durch eine Stellenaufstockung etwas intensiver kontrollieren konnte. Insgesamt aber immer noch weit zu wenig – sie verfehlt wie seit Jahren wieder das Ziel, alle 73 Altenhilfeeinrichtungen einmal jährlich zu begutachten. Neben den Heimen sind dies zwei Hospize und 14 Wohngemeinschaften.

Insgesamt stellten die Kontrolleure rund 90 sogenannte erhebliche, das heißt gesundheitsgefährdende Mängel fest – das entspricht dem Niveau des Vorjahrs. Größtenteils handelte es sich um Pflegefragen, seltener um Probleme bei Hygiene, Arzneimitteln oder Dokumentation. Auch die Quote der ordnungsrechtlichen Verfahren gegen Pflegeeinrichtungen bleibt hoch.

"Ein Stück weit deprimierend"

Gesundheitsamtsleiter Fred-Jürgen Beier bezeichnete es als "ein Stück weit deprimierend, dass wir bestimmte Faktoren wie die Fachkraftquote nicht beeinflussen können". Sieben Einrichtungen wurden in diesem Jahr aktenkundig, weil sie nicht genügend qualifizierte Pflegekräfte beschäftigen. Grünen-Stadträtin Andrea Friedel bedauerte, dass die knapp besetzte Heimaufsicht auch weiterhin die sozialpädagogische Betreuung der Senioren bei ihren Kontrollen ausklammern müsse. "Das ist sehr schade. Satt und sauber ist nicht alles."

Zusätzlich zur Heimaufsicht überwachen auch Kontrolleure des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) die Pflegeheime. Bei ihrem Vorgehen stehen größere Änderungen wegen der angekündigten bundesweiten Reform des "Pflege-Tüv" bevor. Im Gesundheitsamt läuft derzeit eine Organisationsuntersuchung, um die Arbeit und Personaldecke der Heimaufsicht auf den Prüfstand zu stellen.

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