In Nürnberger Café: Obdachloser flüchtet vor Kälte - und bekommt einen Job

21.11.2019, 17:46 Uhr
Birgit Wegner von "Mr. Bleck" vermittelte Willi Vogelbacher (li.) einen Job.

© Sabine Ebinger Birgit Wegner von "Mr. Bleck" vermittelte Willi Vogelbacher (li.) einen Job.

Das Leben auf der Straße ist hart, aber das Obdachlosenheim war für ihn keine Option: "Da wird geklaut, viele trinken. Ich will nicht in dieses Fahrwasser kommen." Sein bisschen Hab und Gut – acht Tüten sind es – bunkert der 62-Jährige in der Wohnung eines Bekannten in der Nordstadt, um eine Schlafgelegenheit will er ihn aber nicht bitten: "Mein Bekannter ist alleinerziehender Vater, er hat genug zu tun." Nur abends holt er sich den Schlafsack aus der Wohnung und liefert diesen am nächsten Tag wieder ab. Von seiner Bank sind es nur einige Meter zum "Mr. Bleck"-Coffeshop: Zum Aufwärmen trank er dort einen Kaffee, saß mitunter stundenlang vor der leeren Tasse – und blockierte so eben auch einen Sitzplatz.

Dies bemerkte irgendwann Birgit Wegner, Prokuristin der sieben Filialen von "Mr. Bleck". Und sie sagt: "Aus unternehmerischer Sicht ist ein Gast wie Willi natürlich schwierig." Die 42-Jährige sprach ihn an und wollte ihn eigentlich auf ihr Problem aufmerksam machen. Doch das Gespräch entwickelte sich anders als geplant. Der 62-Jährige erzählte freimütig, wie er erst den Job, dann die Mietwohnung verloren hatte. "Er ist so sympathisch", so Birgit Wegner. Auch viele Stammgäste haben ihn ins Herz geschlossen, spendieren regelmäßig eine Mahlzeit oder einen Kaffee.

Birgit Wegner gab dem Obdachlosen 20 Euro für den Besuch beim Friseur: Eine Mitarbeiterin begleitete ihn und war dabei, als die langen weißen Haare und der Rauschebart gestutzt wurden. Dann vermittelte die Prokuristin den Kontakt zu einer Großbäckerei, die ihm schließlich eine Helfertätigkeit im Bereich Reinigung anbot. Am Montag fängt Willi Vogelbacher dort an: "Ich freue mich schon, bin aber auch ein bisschen aufgeregt." Jetzt fehlt nur noch eine kleine Wohnung für das große Glück. Birgit Wegner: "Ich drücke ihm die Daumen, dass dies auch noch klappt!"

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