In Nürnberger Pflegeheimen gibt es erhebliche Mängel

10.6.2018, 06:06 Uhr

Ein "erheblicher Mangel" liegt dann vor, wenn durch Fehler etwa bei der Pflege oder der Arzneimittelvergabe die Gesundheit der Bewohner gefährdet wird. Für 2016 stellte die im Gesundheitsamt angesiedelte "Fachstelle Qualitätsentwicklung und Aufsicht" (FQA), wie die Heimaufsicht inzwischen heißt, 59 solcher Mängel fest, schon damals bedeutete das mehr als eine Verdopplung gegenüber 2015. Nun ging die Zahl nochmals rasant nach oben.

Die FQA legt in ihrem Bericht für den Gesundheits- und Sozialausschuss des Stadtrats Wert auf die Feststellung, dass die Ergebnisse der Einrichtungsbegehungen "keine repräsentative Gesamtaussage über die Pflege- und Betreuungsqualität der Einrichtungen in Nürnberg" zuließen. Man habe aufgrund fehlender personeller Kapazitäten 24 Einrichtungen der Altenhilfe und fünf der Behindertenhilfe gar nicht aufsuchen können. Eigentlich schreibt der Prüfauftrag des bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege vor, dass Einrichtungen im Jahr mindestens einmal begangen werden müssen. Insgesamt war die FQA 2017 für 108 Einrichtungen zuständig, darunter 59 Pflegeheime.

Pfleger reagieren nicht auf Notrufe

Erhebliche Mängel, die die FQA in ihrem Bericht benennt, sind zum Beispiel der falsche Umgang mit Wunden oder Stürzen. So reagierten Pfleger nach dem Sturz eines Bewohners, der eine Schenkelhalsfraktur nach sich zog, verspätet auf die Schmerzen des Bewohners und informierten den Arzt zu spät. Wunden wurden mit gebrauchtem Verbandsmaterial verbunden, weil kein frisches zur Verfügung stand. Die FQA bemängelt in dem Bericht aber auch, dass sich Bewohner am Bettgitter verletzten, weil dieses nicht abgepolstert war, und dass Pfleger auf Notrufe 30 Minuten und länger nicht reagierten.

Auch beim Umgang mit Arzneimitteln musste die FQA Rügen aussprechen. So kritisierte die Fachstelle 16-mal Fehler bei der Insulinbehandlung. Es wurde entweder falsch dosiert oder trotz ärztlicher Anordnung gar nicht erst verabreicht.

Die FQA führte im vergangenen Jahr 125 Prüfungen durch, einige Heime mussten wegen vermehrter Beschwerden oder notwendiger Kontrollen mehrmals besucht werden. Die Heimaufsicht verhängte in neun Fällen einen Aufnahmestopp.

Die Einhaltung der Mindestfachkraftquote von 50 Prozent war bei den Begehungen kein großes Thema, lediglich in fünf Fällen musste die FQA hier Mängel feststellen. Dennoch, so der Bericht, sei der Gewinn von ausreichend Pflegepersonal weiterhin eine große Herausforderung.

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