Islamische Gemeinde Nürnberg lockt Kletterer in Moschee

11.11.2013, 08:54 Uhr
Islamische Gemeinde Nürnberg lockt Kletterer in Moschee

© Stefan Hippel

Das Projekt, das vom Bayerischen Landessportverband (BLSV) finanziell und fachlich unterstützt wurde, trägt den Titel „Schicht im Schacht“. Die Redewendung aus der traditionsbewussten Bergmannsprache, die das Ende der Arbeitszeit und das Auslöschen der Lichter beschreibt, erklärt das Integrationsprojekt jedoch nur sehr unzureichend. Nicht das Ende steht im Blickpunkt, sondern der Anfang, nicht die Schließung, sondern die Öffnung nach außen.

Der ehemalige Aufzugschacht ist hell erleuchtet. Drei Kletterer können gleichzeitig in die 15 Meter hohe Wand einsteigen. Sechs Routen mit Schwierigkeitsgraden von 4 bis 8 sind ausgewiesen. Die 230 fest installierten Klettergriffe lassen aber noch weitere Routen zu. „Allein die Höhe ist sehr anspruchsvoll“, sagt Hamet Katari von der IGN.

Sport genauso grenzenlos wie der Islam

Katari arbeitet seit Jahren mit Mark Sauerborn, dem Regionalkoordinator des Programms „Integration durch Sport im BLSV“, zusammen. Jugendliche aus der Islamischen Gemeinde nahmen an Fußballturnieren, Kanufahrten, Höhlenwanderungen und Klettertouren teil. Rund 15 von ihnen wurden zu „Minitrainern“ ausgebildet, die Sportangebote im Stadtteil betreuen können. So entstand die Idee, den alten Fahrstuhlschacht, der an den Jugendraum angrenzt, in eine Kletterwand umzuwandeln. „Wir wollen, dass unsere Jugendlichen eine Beschäftigung haben und sich in der Gesellschaft engagieren“, erklärt Katari das Engagement. Mit Hilfe von Sponsoren und fachlicher Beratung durch den Deutschen Alpenverein konnte das Projekt verwirklicht werden. Die Installation der Trainingswand übernahmen Gemeindemitglieder mit Kletterausrüstung. Ein Gerüst wäre zu teuer gekommen.

Als Schlosser Manfred Cieply von den Arbeitsbedingungen in dem 15-Meter-Schacht erfuhr, bot er spontan seine Hilfe an. Mit drei Greifzügen konstruierte er eine Arbeitsbühne, die sich stufenlos verstellen ließ. „Ich wohne seit 40 Jahren in dem Viertel und wusste gar nicht, dass es hier eine Moschee gibt“, bekennt Cieply. Die unkomplizierte und unbürokratische Zusammenarbeit habe ihn schwer beeindruckt.

„Bekanntlich kennt der Sport keine Grenzen“, sagt Aliassin Mamoumi, erster Vorsitzender der Islamischen Gemeinde Nürnberg in der Hessestraße 12–14. Der Sport sei genauso grenzenlos wie die Religion, wie der Islam. Die Islamische Gemeinde setze mit der Kletterwand ein starkes Zeichen für den interkulturellen Austausch in Nürnberg.
 

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