Ist die Grenze der Verträglichkeit erreicht?

13.12.2016, 15:30 Uhr
Ist die Grenze der Verträglichkeit erreicht?

© Foto: Daebel

„Wir wollen Bauen nicht verhindern. Aber wir wollen eine humane, eine verträgliche, Bebauung“, sagt Elmar Hönekopp, Sprecher der Stadtbild-Initiative. In deren Namen war zu zwei Führungen entlang der Regensburger Straße eingeladen worden. Rund 70 Interessierte nutzten das Angebot und ließen sich über die aktuellen Planungen, die derzeitige Nutzung und den historischen Hintergrund der Flächen informieren.

Man startete dort, wo Regensburger Straße und Hans-Kalb-Straße aufeinandertreffen. Hier gibt es ein 3,9 Hektar großes Eckgrundstück, das sich im Besitz des Freistaates Bayern befindet. Einen Ideenwettbewerb für das Areal hat es bereits gegeben. Ergebnis: Es könnten hier rund 500 Wohnungen entstehen. Diskutiert wird wohl ein elfstöckiger Bau und eine Geschossflächenzahl von 1,7.

Momentan ist im gültigen Bebauungsplan noch eine Geschossflächenzahl von 1,0 vorgesehen. „Das ist eine extrem dichte Bebauung. Irgendwo ist aber eine Grenze der Sozialverträglichkeit erreicht“, sagt Hönekopp und verwies auf die Auswirkungen, die der Bau etwa für die benachbarten, denkmalgeschützten „Künstlerhäuser“ haben würde. Sie würden dreiseitig in die Zange genommen werden.

Auch seien Fragen offen, die den Mitgliedern der Stadtbild-Initiative zufolge dringend beantwortet werden müssten. Und zwar noch vor dem ersten Spatenstich: Wo sollen die Kinder der zuziehenden Familien zur Schule gehen und wie kommen sie dorthin? Welche Freizeitmöglichkeiten gibt es für sie?

Die acht denkmalgeschützten Häuser des städtischen August-Meier-Heims mit 140 Pflege- und 50 Altenheimplätzen sollen zu Eigentumswohnungen umgebaut werden. In direkter Nachbarschaft soll ein Ersatzbau des Heims entstehen. Dafür hat sich die Stadt wegen enormer Kosten entschieden, die entstehen würden, wenn man den Bestand nach den neuen Richtlinien für Pflegeheime umbauen würde.

Bebaut werden soll zudem das Areal an der Regensburger Straße, wo seit den 80er Jahren Container für Asylbewerber stehen. Im Jahre 2024 laufen hier die Verträge aus, anschließend sollen die Bagger rollen. Dass man hier ebenfalls in die Höhe bauen werde, befürchtet Daniel Gencev, Vorsitzender des Vorstadtvereins Zabo. Die Häuser des Ritzmann-Kollektivs sieht man nicht gefährdet. Die Bewohner hätten langfristige Mietverträge.

Dass die Stadt aufgrund des Wohnungsmangels derzeit versucht, jede Lücke zu bebauen, und das möglichst dicht, ist den Mitgliedern der Stadtbild-Initiative ein Dorn im Auge. „Hier leben Menschen seit Jahrzehnten, aber man tut so, als würde es sie nicht geben“, sagte Brigitte Sesselmann von der Stadtbild-Initiative.

„Widerspruch äußern“

Was man als Bürger tun könne, wenn man mit den Plänen nicht einverstanden sei, wollte eine Teilnehmerin wissen. Sesselmann zufolge sollten sich mehr Bürger zu Wort melden. Und nicht erst, wenn die Bagger anrollen. Eine Möglichkeit dazu bestehe im Frühjahr. Dann werde voraussichtlich der Bebauungsplan für das Eckgrundstück an der Regensburger Straße geändert. „Jeder Bürger kann sich dazu äußern“, sagte Sesselmann.

Zeitnah soll es eine Veranstaltung im August-Meier-Heim geben, bei der über die Bebauungspläne informiert werden soll. Außerdem bemüht sich der Vorstadtverein gerade um einen Termin beim Oberbürgermeister, um eine Unterschriftenliste übergeben zu können. Mittlerweile haben rund 800 Bürger bekundet, dass sie ein Gesamtkonzept wünschen.

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