Jobcenter, Medizin, Energie: Erneut Streiks in Franken

19.10.2020, 16:12 Uhr
Beschäftigte der Nürnberger Bundesagentur für Arbeit haben an diesem Montag ihre Arbeit niedergelegt. 

Beschäftigte der Nürnberger Bundesagentur für Arbeit haben an diesem Montag ihre Arbeit niedergelegt. 

Sie fordern allesamt 4,8 Prozent mehr Lohn, hatten laut der Gewerkschaft verdi auch angeboten, im Gegenzug für eine Einmalzahlung die Tarifrunde aufgrund des hohen Arbeitsaufkommens während der Pandemie ins nächste Jahr zu verlegen. Laut verdi hätte das die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) jedoch abgelehnt, auf dem Tisch liegt ein über drei Jahre gestrecktes Angebot von 3,5 Prozent.


Die Bundesagentur für Arbeit streikt: "Applaus macht nicht satt"


Verdi bezeichnet dieses Angebot in einem Flugblatt als "fast schon bösartig" und rief zum Streik: Die Aktionen, die zum Teil bis heute fortgesetzt werden, gehen durch alle Regierungsbezirke und betreffen alle Arten von Dienststellen, von Krankenhäusern über die Verwaltung bis zu Kindergärten, so ein Gewerkschaftssprecher.


Kommentar zum Klinik-Streik: Gesundheit muss mehr wert sein


Entsprechend versammelten sich Mitarbeiter unterschiedlicher Dienststellen der Städte Nürnberg, Fürth, Erlangen, Herzogenaurach, Ansbach und weiterer mittelfränkischer Gemeinden. Die N-Ergie, die Kommunale Verkehrsüberwachung, die Stadtwerke Erlangen und die Infra Fürth legten ihre Arbeit nieder. Mit einer Menschenkette am Rathaus haben sich auch Beschäftigte der Fürther Stadtverwaltung und von kommunalen Tochterunternehmen am bayernweiten Streik beteiligt.

Im Bereich Gesundheit streikt die Lebenshilfe Nürnberg, die Norisinklusion, das Nürnbergstift, Anregiomed und das Klinikum Fürth. Außerdem ist das BA-IT Systemhaus und das Wasserschifffahrtsamt Nürnberg zum Streik aufgerufen. Kindertageseinrichtungen sind zum größten Teil nicht davon betroffen. In Forchheim und Eggolsheim gingen jedoch auch Kita-Mitarbeiter auf die Straße.

Fünfmal pro Tag die Briefkästen geleert

Sie hätten, so schildert etwa BA-Mitarbeiterin Anna Heinze-Lahcalar, in den vergangenen Monaten ein Vielfaches ihrer sonstigen Arbeit verrichtet, die Anfragen zum Kurzarbeitergeld seien an einem Tag bisweilen so hoch gewesen wie sonst in einem Jahr. Sie und die beiden anderen Redner nennen weitere Beispiele: fünfmal am Tag habe man die Briefkästen aufgrund der zahlreichen Anfragen geleert, im Mai habe es 44,4 Prozent mehr Anträge auf ALGII gegeben, als noch im Jahr zuvor, auch das Aufkommen an Anrufen und Mails sei kaum mehr zu bewältigen.

Es sei schön gewesen, so auch Redner Rafael Rose, dass etwa die Politik ihm und seinen Kollegen aus den Jobcentern und in der BA zu Beginn der Pandemie öffentlich gedankt hätte. Aber, und da sind sich die Streikenden einig: "Applaus macht nicht satt."

Am 22. Oktober werden die Verhandlungen in dritter Runde fortgesetzt.

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