Kalenderblatt

Kalenderblatt 11. Dezember 1971: Hochbetrieb bei der Post

11.12.2021, 07:00 Uhr
In dieser Halle neben dem Hauptbahnhof werden die ankommenden Pakete sortiert und weitergeleitet.

© Contino In dieser Halle neben dem Hauptbahnhof werden die ankommenden Pakete sortiert und weitergeleitet.

Denn die Paketflut hat in Nürnberg einen nie dagewesenen Rekord erreicht. Wurden im Dezember des vergangenen Jahres an Spitzentagen 380 000 Pakete umgeschlagen, so sind es heuer 422 000. Nürnberg steht damit ganz vorne in der Bundesrepublik, übertroffen lediglich von München mit 429 000 Paketen an besonders harten Tagen. „Schuld“ an dem hohen Umsatz in Nürnberg ist das wirtschaftlich potente Hinterland und natürlich das Versandhaus Quelle. Im Weihnachtsverkehr wächst die Zahl der Beschäftigten bei der Post von 1500 auf 1900 Frauen und Männer an.

Sie haben einen schweren Dienst, zumeist in der Nacht und häufig, ohne Rücksicht auf das Wetter, auch im Freien. Zu Nebel und Schneetreiben kommt die Gefahr am Bahnhof: beim Überqueren der Gleise mit den schweren Karren ist höchste Vorsicht geboten. Der Amtsvorsteher des Paketpostamtes, Oberpostdirektor Franz Leubner, erklärt dazu: „Leider läßt sich hier nichts rationalisieren. Ohne Handarbeit kommen wir nicht aus.“ Um so berechtigter ist die Bitte der Post, die Pakete so aufzuliefern, daß sie nicht auseinanderfallen, wenn man sie anlangt.

Tausende von Paketen müssen nett verpackt werden, was allein in Nürnberg in der Weihnachtssaison 100 000 DM Mehrkosten verursacht. Von der Schachtel aus leichtem Pappmaterial bis zum besseren Seidenpapier und der einfachen Tragetüte reicht die Skala der verwendeten Verpackungen. Voll abenteuerlichem Leichtsinn verpacken sorglose Postkunden ihre Weihnachtsgeschenke, darunter etwa Wein- oder Honiggläser, spitze Klingen, Kübel mit Lackfarbe und teure Nerzpelze in zerfledderte Schachteln.

Doch damit nicht genug: in der Fundstelle der Bundespost in Bamberg sammelt sich jährlich, besonders zur Weihnachtszeit, die aus geplatzten Paketen herausgefallenen Gegenstände. Sie reichen von Kosmetikartikeln über Maschinenteile, Schmuck, Medikamente, Blutproben, künstliche Gebisse, Prozeßakten, pornografische Bücher und Hefte, bis zu Schlager- und Klassikerplatten aller Art. Im Weihnachtsverkehr werden an manchen Tagen 120 Güterwagen entladen und 200 beladen abgesandt, Aneinandergekoppelt würden die abgehenden Güterwagen eine Länge von etwa zweieinhalb Kilometer haben. Die Auslandspackkammer bearbeitet Paketsendungen u. a. für die CSSR, UdSSR, Ungarn, die Volksrepublik China, die Mongolische Volkrepublik, für Nordvietnam, Nordkorea und Japan.

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