Kampf dem Krach: Stadt Nürnberg will mehr Tempo-30-Zonen

17.5.2019, 06:00 Uhr
Kampf dem Krach: Stadt Nürnberg will mehr Tempo-30-Zonen

© Foto: Michael Matejka

Nur in Hannover und Frankfurt am Main ging es nach Ansicht des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik noch lauter zu als in Nürnberg. Fakt ist heute immer noch: "Wir haben viele Menschen, die mit Lärm belastet sind", so Umweltamtschef Klaus Köppel im Umweltausschuss des Stadtrats. Regelmäßig werden die Lärm-Richtwerte überschritten.

Immerhin hat der Lärm in den vergangenen Jahren nicht zugenommen, obwohl die Stadt gewachsen ist. "Es gibt insgesamt eine Tendenz nach unten", fuhr Köppel fort, ohne dabei allerdings in Jubel auszubrechen. Denn die Verbesserungen lägen nur im Promillebereich.

Für diese leicht positive Tendenz sind laut Köppel auch die Maßnahmen verantwortlich, die die Stadt ergriffen und im sogenannten Lärmaktionsplan festgeschrieben hat. Die Kommune ist nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz dazu verpflichtet, einen solchen Aktionsplan aufzustellen. Spätestens alle fünf Jahre muss er aktualisiert werden.

Das ist nun passiert – mit dem Ergebnis, dass die bisherigen Maßnahmen weiterlaufen sollen, nur in größerem Umfang. Sie zielen in erster Linie darauf, den Verkehrslärm zu reduzieren: So sollen nach dem Vorbild Südstadt, wo die Geschwindigkeit in der Gudrun- und Schuckertstraße sowie in der Markgrafenstraße aus Lärmschutzgründen auf Tempo 30 gedrosselt wurde, weitere zehn Straßen beziehungsweise -abschnitte auf 30 km/h begrenzt werden. Das Tempolimit in der Südstadt habe die Lage verbessert, so Köppel. Die Anwohner seien gerade in der Nacht entlastet worden.

Das Verkehrsplanungsamt schlägt zum Beispiel die Pirckheimerstraße, die Rollnerstraße oder den Kirchenweg in der Nordstadt für Tempo 30 vor; aber zum Beispiel auch Abschnitte auf der Schweinauer Hauptstraße, der Tafelfeldstraße oder An den Rampen in der Südstadt. Ein zweiter Ansatz ist der Asphalt: Bislang wurden in den vergangenen fünf Jahren 68 Straßen im Stadtgebiet mit lärmreduzierenden Belägen versehen. In den nächsten fünf Jahren sind weitere 38 Abschnitte vorgesehen: zum Beispiel in der Äußeren Bayreuther Straße, in der Erlanger Straße, auch auf dem Frankenschnellweg, in der Nopitschstraße oder in der Regensburger Straße. An diesen Stellen muss die Fahrbahn ohnehin saniert werden.

Bürgermeister Christian Vogel (SPD) warf jedoch ein, dass lärmreduzierender Asphalt "keine Geheimwaffe ist. Es kommt immer darauf an, wie ein Autofahrer fährt. Wenn er mit 120 km/h darüberbrettert, macht das immer noch Lärm." Die Rathaus-Parteien halten diese Maßnahmen für sinnvoll. SPD-Stadtrat Gerhard Groh betonte, dass der Tempo-30-Versuch in der Südstadt ein voller Erfolg gewesen sei. "Deshalb ist es sinnvoll, noch mehr Straßen auszuweisen, ohne dass man Autofahrer gängeln will. Die Durchschnittsgeschwindigkeit ist eh nicht schneller als 30 km/h."

ÖDP-Stadtrat Thomas Schrollinger mahnte an, dass man an die Quelle des Lärms heranmüsse, also an den Verkehr. Er plädierte dafür, mehr in Radwege zu investieren. Britta Walthelm, Vizechefin der grünen Stadtratsfraktion, freute sich über die geplante Ausweitung der Tempo-30-Bereiche. Der Dreh- und Angelpunkt sei aber, "wie wir es gebacken kriegen, dass insbesondere die Berufspendler auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen". Denn langfristig reichen Walthelms Ansicht nach die jetzigen Maßnahmen im Lärmaktionsplan allein nicht aus, um den Lärmpegel in einer wachsenden Stadt in den Griff zu bekommen.

Ein weiterer Baustein des Aktionsplans ist die finanzielle Förderung von Schallschutzfenstern. Die Nachfrage sei groß, so Köppel. Otto Heimbucher, umweltpolitischer Sprecher der CSU-Fraktion, regte an, das Programm auszuweiten. Der Umweltausschuss gab grünes Licht für den Lärmaktionsplan, der nun öffentlich ausgelegt wird. Das letzte Wort hat der Gesamtstadtrat.

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