Kampf gegen Feinstaub

17.12.2017, 19:48 Uhr
Kampf gegen Feinstaub

© Foto: Timm Schamberger/dpa

Geschafft. Marion Grau ballt die Hand zur Faust. Aus neun verschiedenen Bauteilen hat sie ein Feinstaub-Messgerät zusammengesetzt. "In meiner Praxis haben wir erschreckend viele Kinder mit Bronchitis und Erkrankungen der oberen Atemwege", sagt die Kinderärztin. "Eine Rolle spielt dabei sicher auch die Luftverschmutzung." Deshalb habe sie sich für den Workshop "Feinstaub-Messgeräte selbst bauen" im Nürnberger Kunst- und Kulturquartier angemeldet.

"Das ist richtige Bürgerbeteiligung", findet Thomas Ostrowski vom Nürnberger Verein BluePingu. Ostrowski leitet den Workshop. Er ist fasziniert von der Idee, dass viele mit selbst gebastelten Geräten bei sich zu Hause die individuelle Feinstaubbelastung messen und so ein Bild von der Luftqualität ihrer Stadt oder Gemeinde zeichnen. Damit würden detaillierte wissenschaftliche Daten geschaffen, um bei der jeweiligen Stadtverwaltung Verbesserungen einzufordern. Bundesweit gebe es inzwischen 800 private Messstationen, sagt Ostrowski, der das Projekt Frankenstaub des Vereins BluePingu initiiert hat. "Der Workshop sollte jetzt nur ein Auftakt sein", so der Informatiker.

"Viel ist über Feinstaub ja auch noch nicht bekannt, außer, dass er wohl tiefer in den Körper eindringt als gröberer Staub und dort etwa Lunge und Herz-Kreislauf-System schädigt", berichtet Kinderärztin Grau. Ihr fertiges Messgerät steckt zum Schutz vor Wettereinflüssen in einem grauen Rohr. Die Ärztin will es vor einem Fenster ihrer Praxis nahe einer stark befahrenen Straße im Norden Nürnbergs anbringen. Die Messergebnisse will Grau dann auch im Wartezimmer aushängen. Schließlich fragten viele Eltern, die zum wiederholten Male mit ihrem hustenden Kind zu ihr kommen, was sie für die Gesundheit ihres Nachwuchses tun könnten.

Konzipiert wurden die Feinstaub-Messgeräte Marke Eigenbau vom sogenannten OK Lab in Stuttgart, in dem sich Internet-Experten für Transparenz und offene Daten im Internet einsetzen. Mit seinem Projekt Frankenstaub will Ostrowski an deren Erfahrungen anknüpfen.

In Nürnberg gibt es neben den privaten Messstellen derzeit drei offizielle Messstellen – eine vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) und zwei von der Stadt. Während die amtlichen Prüfgeräte auch die Art des Feinstaubs erfassten, könnten die selbst gebauten nur die Menge und Größe des Feinstaubs messen, sagt Ostrowski. "Dafür können Sie jede Minute bei sich zu Hause oder im Internet gucken, wie der Wert ist."

Bayerns Spitzenreiter bei Feinstaub-Überschreitungen sind nach Angaben des Landesamts für Umwelt die Messstellen München und Würzburg, an denen heuer an 23 Tagen zu hohe Werte festgestellt wurden. Es folgt die Messstelle in Nürnberg (Von-der-Tann-Straße) mit 22 Tagen. Pro Jahr sind 35 Überschreitungen erlaubt.

Keine Kommentare