Karteln, Würfeln und Zocken im Pellerhaus

26.6.2013, 07:02 Uhr
Karteln, Würfeln und Zocken im Pellerhaus

© Berny Meyer

Das breite Grinsen kann der dicke Schnauzer in seinem Gesicht nicht verdecken. Christian Wallisch ist glücklich. Er sitzt auf der Galerie in dem großen Raum mit der Glasfront im Pellerhaus, ehemals auch Lesesaal, und lauscht. Unten, am Ende einer Wendeltreppe, sitzen an acht Tischen 30 Spielfreunde, zocken, quatschen, würfeln.

Es ist laut. Aber für Wallisch ist das Musik. Das Pellerhaus lebt. Auch weil der Spieleclub Ali Baba, Wallischs Verein, hier ein neues Zuhause hat. Seit Ende April sind die Zocker aus Leidenschaft im Pellerhaus untergekommen — und zeigen sich überglücklich mit der neuen Heimat.

„Groß, hell, freundlich“, sagt Wallisch und blickt sich um. An den Wänden stehen noch die Regale der Stadtbibliothek, die hier früher ihre historischen Bestände lagerte. Die Wandgestelle sind inzwischen sporadisch mit leeren Spielekartons geschmückt. „Ja, es ist noch viel zu tun“, sagt Wallisch. Es ist Arbeit, auf die er sich freut.

„Wir standen auf der Straße“

Denn: Die neue Unterkunft für den Spieleclub, der heute fast 200 Mitglieder zählt, war dringend notwendig. Die ehemaligen Räumlichkeiten im Spielehaus Rädda Barnen musste der Verein verlassen. Wegen Einsturzgefahr. „Wir standen auf der Straße“, sagt der Vorsitzende. Das habe man gespürt, zu den montäglichen Spieleabenden, die in der Zwischenzeit in einer Kneipe veranstaltet wurden, kamen nur noch um die 20 Leute. Heute sind es in allen Räumen über 50.

Nun also Pellerhaus. Und das, obwohl die Bauordnungsbehörde kurzzeitig einen Spielbetrieb hier verbieten wollte. Aber der Hilferuf der Spielefreunde wurde schnell gehört.

Helmut Schwarz nennt das Pellerhaus den „Ort der Wünsche“. Ein bisschen klingt das nach Harry Potter und doch trifft es zu. Auch das Deutsche Spielearchiv, das Schwarz als Leiter des Spielzeugmuseums unterstellt ist, hat im Pellerhaus seinen Platz. Damit versammeln sich hier über 33000 Brett- und Gesellschaftsspiele unter einem Dach. Und das Kontingent wächst, durch Zusendungen von Verlagen oder eigene Ankäufe.

„Wir wollen hier ein Spielezentrum sein“, sagt Schwarz, wohlwissend, dass sowohl Ali Baba als auch das Archiv nur als Zwischennutzung

auftreten. Denn für eine dauerhafte Unterkunft im Pellerhaus muss an dem Renaissance-Bürgerhaus einiges unternommen werden. Schon jetzt entsprechen nicht alle Räume den polizeilichen und brandschutztechnischen Anforderungen. „Für das Haus benötigt es ein Konzept“, sagt Schwarz.

An einen nächsten Umzug will Wallisch nicht denken. Denn: „Wir sind froh, hier zu sein. Es ist ein Ruck durch den Verein gegangen.“ Die neuen Möglichkeiten wollen er und die Spielefreunde auch nutzen, „für eine Inventur“ (erstmals hat Ali Baba ein echtes Lager), aber auch für Meisterschaften und Aktionen, gemeinsam mit dem Spielearchiv. Wie bei „Stadt-Land-Spielt“, dem ersten bundesweiten Tag des Spiels im September. Denn Brett- und Gesellschaftsspiele, sagt Wallisch, seien beliebt wie selten zuvor.

www.ali-baba-spieleclub.de und www.deutsches-spielearchiv.de

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