"Katastrophe": Immer wieder landen Militär-Maschinen in Nürnberg

7.9.2019, 06:00 Uhr

© Eduard Weigert

Der Nürnberger Flughafen wird häufig für militärische Zwecke genutzt. Jede Woche kommt es dort zu etwa zehn bis 20 Starts und Landungen von Militär-Maschinen. Für das Nürnberger Friedensforum ist das "eine Katastrophe". "Ich kann als Stadt der Menschenrechte doch keine Truppentransporte protegieren", sagt Hans-Günther Schramm vom Friedensforum.

Die Flugzeuge, die militärischen Zwecken dienen, verstecken sich hinter dem nebulösen Begriff "Sonderverkehre". Sie kommen mitunter in zivilem Gewand daher und sind so für Laien kaum zu erkennen. Andere Maschinen wiederum sind auch von Zaungästen eindeutig als Militär-Flugzeuge zu identifizieren.

So fliegt zum Beispiel die Bundeswehr den Airport immer wieder an. Sei es, um hochrangige Politiker wie die Bundeskanzlerin mit der Flugbereitschaft nach Nürnberg zu bringen. Oder die Bundeswehr steuert Nürnberg zu Übungszwecken an. Der Eurofighter fliegt regelmäßig nach Nürnberg, damit die Feuerwehr an ihm trainieren kann, wie es heißt. Auch der neue deutsche Transporter A400M fliegt Nürnberg zu Übungszwecken an, landet aber nur selten tatsächlich. Beobachter berichten auch von Maschinen der belgischen, englischen, französischen oder der litauischen Luftwaffe.

Ein großer Kunde scheint die US-Air-Force zu sein. Die amerikanische Luftwaffe ist immer wieder am Airport zu sehen. Sie nutzt Nürnberg, um Truppenkontingente von ihrem Standort in Grafenwöhr zu verlegen.

Übung auf dem Balkan

Erst vor einem Monat machten große Transportflugzeuge der Air-Force im Knoblauchsland einen Zwischenstopp, sogenannte Flying Jennys. Laut Internet handelt es sich um C-130 Super-Hercules-Maschinen. Genaue Informationen zu den Flugzeugen und ihrer Mission erhält man von der Presseabteilung der USArmy jedoch nicht. Auch zur Häufigkeit der Nutzung des Albrecht-Dürer-Airports gibt es keine Auskunft.

Es erfolgt lediglich der Hinweis, dass zuletzt einige kleinere Flugzeuge den Airport angeflogen hätten, darunter einige Hubschrauber zur Unterstützung der Übung "Saber Guardian 2019". Im Mai und Juni fanden auf dem Balkan und in der Schwarzmeerregion gleich drei große US-geführte, multinationale Übungen statt, darunter die genannte "Saber Guardian 2019".

Hochphase rund um die Golfkriege

Exakte Zahlen, wie viele Flüge mit militärischem Hintergrund im Knoblauchsland abgewickelt werden, kann oder will der Albrecht-Dürer-Flughafen nicht nennen. Der Grund: Das wird nach Angaben des Flughafens nicht eigens erfasst. Jan Beinßen, stellvertretender Sprecher, schätzt die Zahl der Starts und Landungen von Militärmaschinen, darunter auch zivile Flugzeuge, grob auf zehn bis 20 pro Woche. "Zum Vergleich: Insgesamt zählen wir pro Woche 1200 Starts und Landungen."

Heuer sei die Zahl der sogenannten Sonderverkehre im Vergleich zum Vorjahr leicht rückläufig, fährt Beinßen fort. Ein Trend könne sich daraus aber nicht ableiten lassen. "Dieses Jahr ist es weniger, aber dies hängt immer vom jeweiligen Bedarf und aktuellen Einsätzen ab. Eine Hochphase gab es zum Beispiel rund um die Golfkriege." Generell sei der Sonderverkehr sehr kurzfristig und schwer planbar, so Beinßen weiter.

"Das beißt sich mit dem Image, das Nürnberg sich geben will"

Dem Nürnberger Friedensforum sind die Militärflüge schon lange ein Dorn im Auge. Für Hans-Günther Schramm ist die militärische Nutzung des Albrecht-Dürer-Airport nicht vereinbar damit, dass sich Nürnberg als Stadt des Friedens und der Menschenrechte bezeichnet. Man könne doch von hier aus keine Truppentransporte unterstützen. "Das beißt sich mit dem Image, das Nürnberg sich geben will." Und Ewald Ziegler, ebenfalls aktiv im Friedensforum, bringt noch ein anderes Argument ins Spiel: den Klimaaspekt. Dass Militärflüge genauso wie andere Flüge die Umwelt schädigten, werde in der aktuellen Klima-Diskussion überhaupt nicht berücksichtigt, kritisiert er.

Der Flughafen und die Stadt Nürnberg begegnen dieser Kritik mit dem immer gleichen Argument: Der Airport sei Bestandteil der Verkehrsinfrastruktur wie Schiene, Straße und Wasser. Für diese würden im Prinzip die gleichen Regeln gelten. "Als Flughafen haben wir eine Betriebspflicht: Jedes für den europäischen Luftverkehr zugelassene Luftfahrzeug darf hier starten und landen, das gilt auch für Sonderverkehre", so Beinßen. Die Gebühren würden entsprechend der Gebührentabelle berechnet.

Verwandte Themen


25 Kommentare