Kaum Privatsphäre: Flüchtlinge trifft die Corona-Krise schwer

6.4.2020, 06:00 Uhr
Kaum Privatsphäre: Flüchtlinge trifft die Corona-Krise schwer

© Foto: Eduard Weigert

Weil sie Küchen und Bäder gemeinsam nutzen müssen, ist es besonders schwer, den geforderten Abstand zu anderen zu halten. "Die Menschen hocken dicht aufeinander", sagt etwa Ute Steckbeck vom Mögeldorfer Helferkreis, der 65 Frauen und Kinder im ehemaligen Tiergartenhotel betreut.

Wobei sich die Betreuung in der abgelegenen Unterkunft zurzeit auf intensive WhatsApp-Kontakte, Telefonate und hin und wieder auf Lebensmittellieferungen beschränken muss. Denn weder Freiwillige noch Besucher dürfen das Hochhaus im Reichswald betreten.

In den Fluren hängen – wie in allen Heimen – Hygiene-Hinweise in allen Sprachen aus. Zu der unfreiwilligen Isolation komme, dass die Betroffenen keinerlei Beschäftigung haben, so Steckbeck. "Das ist echter Zündstoff", sagt die Helferin.

Die Regierung von Mittelfranken, die in Nürnberg neben den knapp 50 Häusern der Kommune 16 Unterkünfte betreibt, hat die Bewohner aufgefordert, draußen soziale Kontakte zu reduzieren, den Mindestabstand einzuhalten und keine Gruppen zu bilden. Der Wachdienst überprüfe, ob die Regeln eingehalten werden. Essen wird laut einer Pressemitteilung nur noch zum Verzehr in den Wohnräumen ausgegeben.


Erster Coronafall im Ankerzentrum Zirndorf


Außerdem dürfen die Einrichtungen grundsätzlich nur von Bewohnern und Beschäftigten betreten werden, von Externen nur, wenn dies zwingend erforderlich ist. Zum Glück gebe es derzeit in den Gemeinschaftsunterkünften genug freie Kapazitäten, um die Situation zu entzerren, sagt Volker Wolfrum, der Leiter des Nürnberger Sozialamtes. Kommune und Regierung bauen bekanntlich seit längerem massiv Plätze ab, Nürnberg hat derzeit zwei leerstehende Häuser, die als Reserve für Quarantäne-Fälle genutzt werden könnten.

Derzeit gebe es noch keinen Corona-Fall unter den Asylbewerbern, heißt es im Sozialamt. Eine Person sei negativ getestet worden. Für die Betroffenen gälten ansonsten die gleichen Regeln wie für alle, so Wolfrum. Doch er sieht auch, dass das hier schwerer zu ertragen ist: "Die Menschen müssen irgendwie den Tag rumbringen."

Petra Volkart vom Mögeldorfer Helferkreis versucht gerade händeringend, möglichst viele Fernseher zu beschaffen, damit den Frauen und Kindern nicht die Decke auf den Kopf fällt.


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