Kita oder Jugendzentrum? CSU will Umnutzung der Kreuzkirche

23.4.2019, 05:53 Uhr
Kita oder Jugendzentrum? CSU will Umnutzung der Kreuzkirche

© Bernd Hafenrichter

In einem Antrag weisen die Christsozialen darauf hin, dass das Gebäude aus der Feder des bekannten Architekten Olaf Andreas Gulbransson ein "markantes Wahrzeichen des Ortsteils" sei. "Durch fehlende Instandhaltung besteht aber die Gefahr, dass die Kirche samt Glockenturm in den nächsten Jahren abgebrochen werden muss, da die Kirchengemeinde offensichtlich nicht in der Lage ist, die erforderlichen Sanierungsarbeiten durchzuführen", heißt es weiter.

Um das denkmalgeschützte Gebäude, das seit 2008 gesperrt ist, zu retten, regt die CSU-Stadtratsfraktion an, das Gotteshaus zu sanieren und künftig als Kindergarten, Jugendzentrum, Begegnungsstätte oder Seniorenzentrum zu nutzen. Schließlich, so die CSU, entstünden in der unmittelbaren Umgebung der Kirche viele neue Wohnungen, wodurch mit dem Zuzug mehrerer Hundert neuer Anwohner zu rechnen sei.

Daher fordert sie die Verwaltung auf, den aktuellen Sanierungsstand sowie – zusammen mit der Kirchengemeinde – die Möglichkeiten einer eventuellen Nachnutzung zu eruieren. Auch die Frage, ob eine Übernahme des Gebäudes durch die Stadt für eine soziale Nutzung möglich ist, soll untersucht werden.

Sorgfältige Einzelfallprüfung

Eine spontane Antwort darauf hat Harald Riedel, der Antrag und Objekt noch nicht im Detail kennt, nicht parat. Zwar könne die Stadt grundsätzlich – nach einer sorgfältigen Einzelfallprüfung – denkmalgeschützte Gebäude erwerben und in diese investieren. Anschaffungs- oder Sanierungskosten seien dabei auch nicht allein entscheidend, so der Stadtkämmerer. Faktoren wie die Qualität, Nutzen, Funktionalität und die zu erwartenden Folgekosten seien ebenso zu berücksichtigen.

Seit 2008 ist die Kreuzkirche im Nürnberger Stadtteil Schweinau gesperrt, die CSU-Stadtratsfraktion regt nun eine Sanierung an.

Seit 2008 ist die Kreuzkirche im Nürnberger Stadtteil Schweinau gesperrt, die CSU-Stadtratsfraktion regt nun eine Sanierung an. © Daut

Harald Riedel (SPD) hat allerdings Bedenken, dass ein Engagement, wie es die CSU im Fall der Kreuzkirche vorschlägt, Begehrlichkeiten wecken könnte. "Es gibt in der Stadt einige Gemeinden mit sanierungsbedürftigen Immobilien, für die sie eigentlich keine Verwendung mehr haben. Da kämen auf uns natürlich viele Fragen zu nach dem Motto: ,Kann die Stadt auch bei uns als Investor einsteigen?‘", erläutert Riedel.

Einer, der diese Frage nie stellen würde, ist ausgerechnet Dirk Wessel. Denn aus Sicht des Dekans, der für den Gemeindeverbund St. Leonhard-Schweinau und damit auch die Kreuzkirche zuständig ist, hat das Projekt keinerlei Erfolgsaussichten. In den mittlerweile elf Jahren, die das Kirchengebäude schon gesperrt ist, habe man sich mit dem Gedanken einer Umnutzung "schon intensiv auseinandergesetzt", berichtet Wessel.

Architekten winken ab

In Gesprächen mit Experten seien dabei viele kreative Ideen entstanden, was man aus dem markanten Gebäude alles machen könnte, sagt der Dekan. So zum Beispiel ein Gotteshaus für die junge Generation, ähnlich der Jugendkirche Lux am Nordostbahnhof. "Aber wenn sie das Gutachten des Statikers sehen, winken alle Architekten dankend ab."

Der Grund: Die Sanierung des einsturzgefährdeten Dachs kostet mehr als zwei Millionen Euro. Rechnet man hinzu, dass ja auch der Umbau eines denkmalgeschützten Gebäudes in der Regel deutlich teurer ist als ein entsprechender Neubau, steht für Wessel fest, dass sich eine Umnutzung, egal welcher Art, finanziell für niemanden rechnen kann. Der Dekan betont zwar. "Wir wären sofort dabei, wenn eine tragfähige Lösung in Sicht wäre." Doch die gibt es auch elf Jahre nach der Schließung nicht.

"Wir hatten sogar überlegt, das Dach abzutragen und die Kreuzkirche als Open-Air-Kirche für Gottesdienste unter freiem Himmel zu nutzen", berichtet er. "Doch selbst das hätte mehr als eine Million Euro gekostet", berichtet Wessel. Zu viel für die 6500-Seelen-Gemeinde, die mit dem Pfarrsaal der Kreuzkirche, der St.-Leonhards-Kirche und der Gethsemanekirche mehr als genug Platz habe für die regulären Gottesdienste – selbst wenn viele zusätzliche Familien in das Viertel ziehen sollten. Denn: "Erfahrungsgemäß sind davon nur rund 15 Prozent evangelisch."

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