Klappernde Kastagnetten und rassige Rhythmen

23.10.2006, 00:00 Uhr
Klappernde Kastagnetten und rassige Rhythmen

Er ist ihre große Liebe und ihre Leidenschaft - und das seit 20 Jahren: Anabel Kuntz ist dem Flamenco restlos verfallen. Nicht umsonst hat sich die Kulturbeauftragte des Centro Espanol für das Erste Flamenco-Festival in Nürnberg so ins Zeug gelegt. Eine Woche prall gefüllt mit Flamenco wollten die Veranstalter den Fans des spanischen Volkstanzes bieten. In einem bunten Programm von Konzerten, Workshops, Filmen und Ausstellungen konnten die Nürnberger ein Stück spanisches Lebensgefühl hautnah miterleben.

«Amor Flamenco“, «Liebe Flamenco“, heißt die Gruppe des Centro Espanol, der auch Anabel Kuntz angehört. Temperamentvoll feurige Choreographie, ein Feuerwerk aus heißen Rhythmen, erstklassigen Tanzfiguren in einem schwarz-roten Farbenspiel der prachtvollen Kostüme präsentieren sie und ihre «Leidenschaftsgenossen“. Stolze Tänzerinnen und ein Caballero mit schmachtendem Blick, schwarzem Anzug und roter Schärpe wirbeln über die Bühne des Nürnberger Kulturzentrums K4 in der Königstraße. Seit zwanzig Jahren verzaubert die Gruppe schon ihr Publikum, zu ihrem persönlichen Festtag, dem «Dia del Flamenco“ , dem großen Highlight zum Abschluss des Festivals, zeigen sie sich in absoluter Höchstform Die Leute im K4 kreischen fast extatisch vor Begeisterung.

Doch nicht nur die «Amor Flamenco“ brachten das Publikum zum beben. Tänzerinnen wie die in Granada und Sevilla lebende Carina La Debla oder die Nürnberger Tänzerin Andrea Grüner alias «La Rubia“ sowie zahlreiche Flamenco-Gruppen versprühten mit ihren Auftritten spanische Lebensfreude pur.

Nicht nur ein Tanz - ein Gefühl als Bewegung

«Flamenco est un sentimento“ - «Flamenco ist ein Gefühl“, ein spanischer Spruch, den Anabel Kuntz wahrlich lebt. Sie ist zur Hälfte Spanierin und deshalb mit dem feurigen Tanz aufgewachsen. «Irgendwann ist es immer mehr geworden. Heute ist es mein Lebensinhalt“, verrät sie. Ihre Passion will sie nun nicht mehr nur Leben, sondern auch anderen vermitteln. Ehrenamtliche Tanzstunden gibt die Tänzerin und Kulturbeauftragte des Centro Espanol deshalb. Die Faszination liegt für Kuntz in der Technik, die vollen Körpereinsatz von Kopf bis Fuß verlangt. Man braucht enorme Körperspannung von den Zehen- bis in die Fingerspitzen. Das Besondere ist dann die Fußtechnik. «Das macht Flamenco einzigartig“, erklärt die Expertin.

Dies konnten die Teilnehmer der zahlreichen Workshops, die während der ganzen Woche im Centro Espanol in der Fürther Straße angeboten wurden, am eigenen Körper hautnah erleben. Ob Tango, Sevillanas - ein Volkstanz, der paarweise getanzt wird, Flamenco für Kinder, Rumba, Alegrias, Farruca, Flamenco für Männer - sogar das Spiel mit Kastagnetten oder an der Gitarre konnten Flamenco-Fans dort erlernen.

Wer dem spanischen Volkstanz - etwa nach solchen Kursen - mit Leib und Seele verfallen ist, der braucht natürlich auch passende Tanzoutfit. «In Nürnberg kann man solche Kleider nicht kaufen“, erklärt Kuntz allerdings. Deshalb konnten Freunde des spanischen Tanzes in einem Bazar und einem «Rastrillo Flamenco“ mit gebrauchten aber original spanischen Kleidern am «Dia del Flamenco“ stöbern, um sich richtig rassig und authentisch von Kopf bis Fuß einzukleiden. Mehr als dreihundert Euro muss man allerdings für ein prachtvolles Rüschenkleid rechnen. Für die passenden Schuhe muss man noch einmal um die Hundert Euro aufwärts hinlegen. «Sie sind vorne und hinten mit Nägeln beschlagen und sollten ein bequemes Fußbett haben.“ Deshalb sollte man gerade am Schuhwerk nicht sparen, rät Kuntz.

Außen braun, an der Rockunterseite gelb mit Punkten? Oder bauchfrei mit bunten Blüten? Wem die Auswahl der prachtvollen Kleider etwas schwer fiel, konnte sich in der Modenschau inspirieren lassen. Oder einfach nur das spanische Flair genießen. Dazu trugen auch die Fotoausstellung von Tina Deininger und Gerhard Jaugstetter mit dem Motto «Flamenco-Rhythmus Andalusiens“ und unzählige ohne Pause laufende Flamenco-Filme bei. Abgerundet wurde die Woche mit einer «Fiesta Grande“ - einer rassig-feurige Show bei der die Kastagnetten bis spät in die Nacht klapperten. Und wer auch nur einen Teil des bunten Programms des Festivals miterleben durfte, dem war klar: «El Flamenco vive!“ - «Der Flamenco lebt!“

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