Kommunales Krankenhaus wird 125 Jahre alt

Klinikum Nürnberg feiert Jubiläum mit Zukunftsplänen und Personalfragen

Isabel Lauer

Lokalredaktion Nürnberg

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9.5.2022, 16:37 Uhr
Die Aufnahme aus der Zeit zwischen 1900 und 1915 zeigt, wie die typischen Krankensäle des Städtischen Klinikums bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts aussahen.

© Klinikum Nürnberg Die Aufnahme aus der Zeit zwischen 1900 und 1915 zeigt, wie die typischen Krankensäle des Städtischen Klinikums bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts aussahen.

Wer in den blechgesäumten Straßen von St. Johannis einen Parkplatz sucht, kann davon nur träumen: Als hier, zwischen der heutigen Heimerichstraße und dem Kirchenweg, das neue Städtische Krankenhaus den Betrieb aufnahm, war es auf drei Seiten von Acker und Wiese umgeben. Das, was der Nürnberger heute Nordklinikum nennt, stand bei der Eröffnung am 5. September 1897 auf freiem Feld.

125 Jahre ist das her, und im Jubiläumsjahr zieht Vorstandsvorsitzender Prof. Achim Jockwig sein Zwischenfazit: "Wir sind vielleicht ein bisschen müde, aber fit. Wir haben keine Altersbeschwerden." 2200 Betten an zwei Standorten, 115.000 stationäre Patienten im Jahr. Dazu eine Privatuniversität mit aktuell 250 Medizinstudierenden, Lauf und Altdorf als Tochterkrankenhäuser: Aus der "Städtischen Krankenanstalt" hat sich eines der größten kommunalen Krankenhäuser in Deutschland entwickelt.

Jockwig führt das Klinikum Nürnberg seit 2017, und wie alle seine Vorgänger wird er es weiter wachsen sehen. Schon um 1900 begann das Aufstocken, Anbauen, Auslagern, das bis heute anhält. Nun rücken die drei nächsten großen Bauvorhaben näher. Der Neubau der Kinder- und Geburtsklinik am Standort Langwasser soll im Herbst beginnen, am Neubau für die Psychiatrie und Psychosomatik am Standort Nord wird geplant, und über ein neues Notfallzentrum im Süden wird noch verhandelt.

Noch milder Personalmangel

Aus den anfänglich 160 Mitarbeitern sind 125 Jahre später 6500 geworden, inklusive 600 Auszubildenden und Tochterunternehmen sogar 8700. In das allgemeine Klagelied über den Pflegemangel will Personalvorstand Peter Schuh in der Pressekonferenz zum Jubiläum nicht einstimmen. "Wir haben nach wie vor eine gute Nachfrage in allen unseren Ausbildungsberufen." Ja, auch er könne Personalengpässe nicht wegdiskutieren, aber sie gestalteten sich immer noch "einigermaßen erträglich", so Schuh.

Leiharbeit zum Beispiel sei kein Thema. Übers Jahr verteilt, fülle das Klinikum höchstens mal mit zehn Zeitarbeitskräften Lücken. Dagegen arbeiteten aktuell rund 140 im Ausland rekrutierte Pflegekräfte im Haus. Auch zu Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine stehe man bereits in Verbindung, sobald diese ihre Deutschkenntnisse aufgeholt hätten, "nehmen wir sie sofort an Bord". Die meisten Pflegekräfte, die vorzeitig den Dienst quittieren, seien über 60 oder zwischen 20 und 30 Jahre alt, sagt Schuh.

Festakt mit Ministerpräsident

Zur Historie der Einrichtung gehört auch der beständige Kampf gegen die roten Zahlen mit entsprechenden Konsolidierungsrunden. In den 1990er Jahren schlug das Klinikum im Stadthaushalt immer wieder mit einem zweistelligen Millionendefizit zu Buche. Trotzdem entschied sich der Stadtrat nie für eine Privatisierung. Seit sich 1998 die Rechtsform änderte und das Klinikum als selbstständiges Kommunalunternehmen firmiert, wirtschaftet es erfolgs- und konkurrenzorientierter.

Blick auf das Städtische Klinikum Nürnberg von Osten im Jahr 1898. Bei seiner Erbauung war das Krankenhaus an der Flurstraße im Osten, Westen und Norden noch von Feldern umgeben. In der Bildmitte das heutige Haus 1, links daneben das damalige Direktoren-Wohnhaus.

Blick auf das Städtische Klinikum Nürnberg von Osten im Jahr 1898. Bei seiner Erbauung war das Krankenhaus an der Flurstraße im Osten, Westen und Norden noch von Feldern umgeben. In der Bildmitte das heutige Haus 1, links daneben das damalige Direktoren-Wohnhaus. © Ferdinand Schmidt, Stadtarchiv Nürnberg

Doch das Problem von Unterdeckungen in der Krankenhausfinanzierung ist mitnichten gelöst. Als Maximalversorger, der rund um die Uhr viele Leistungen anbietet, die private Häuser streichen können, muss es hart optimieren und sparen. Die Stadt Nürnberg, die in letzter Instanz bis heute haftet, gleicht indirekt immer wieder Verluste aus.

Aktuell jedoch herrsche da Ruhe, sagt ein entspannter Vorstandschef Jockwig: Die Corona-Ausgleichszahlungen von Bund und Land hätten ihren Zweck erfüllt. "Wir sind relativ stabil durchgekommen." 5200 Covid-19-Kranke hat das Klinikum seit Beginn der Pandemie behandelt. Diese "extreme Herausforderung" belaste den Arbeitsalltag bis heute.

Beim Feiern soll diese schwere Zeit in den Hintergrund rücken. Am kommenden Freitag wird zum Festakt im Rathaus Ministerpräsident Markus Söder erwartet. Bei der Langen Nacht der Wissenschaften am 21. Mai präsentiert sich das Nordklinikum als Schauplatz. Am 2. Juli ist ein Familien-Sommerfest auf dem Spielplatz des Südklinikums geplant.

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