Sorgenkind in Bayern

Kommentar: Sorgenkind Nürnberg braucht Hilfe bei der Corona-Bekämpfung

10.5.2021, 17:09 Uhr
Viele Landkreise in der Region liegen knapp über oder unter der 100er Marke, doch die Stadt Nürnberg entwickelt sich immer mehr zu einem Corona-Hotspot.

© NEWS5 / Fricke, NEWS5 Viele Landkreise in der Region liegen knapp über oder unter der 100er Marke, doch die Stadt Nürnberg entwickelt sich immer mehr zu einem Corona-Hotspot.

Offene Biergärten, Restaurants, die im Außenbereich Gäste versorgen: Wovon die Menschen lange nur träumen konnten, wird jetzt wahr. In Erlangen, Schwabach und Bamberg etwa. Denn dort liegt die Sieben-Tage-Inzidenz stabil unter 100. Weitere Lockerungen folgen in den nächsten Tagen, denn viele Landkreise in der Region liegen knapp über oder sogar unter der 100er-Marke. Ganz anders sieht es dagegen in Nürnberg aus - die Frankenmetropole entwickelt sich immer mehr zum Corona-Hotspot.


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Drei Gründe sind es vor allem, die den verantwortlichen Kommunalpolitikern und Behördenleitern Sorgen bereiten: Zum einen sind in der Noris überdurchschnittlich viele Arbeitnehmer in der Produktion beschäftigt. Homeoffice verbietet sich in der Industrie naturgemäß, weshalb eine Ansteckung am Arbeitsplatz im ein oder anderen Fall schlicht nicht vermieden werden konnte.

Zum anderen weist die Sozialstruktur Nürnbergs viele Wohnbereiche auf, in denen auf engem Raum vergleichsweise viele Menschen zusammenleben. Für das Sars-CoV-2-Virus ein gefundenes Fressen. Denn die Übertragbarkeit kann bei beengten Wohnverhältnissen signifikant ansteigen - allen Vorsichtsmaßnahmen zum Trotz.

Schließlich dürfte das größte Gemüseanbaugebiet der Region eine potentielle Gefahrenquelle darstellen. Zumindest liegt die Vermutung nahe, dass die vielen Hilfskräfte, die im Knoblauchsland etwa als Erntehelfer tätig sind, einen Teil zu den überdurchschnittlich hohen Fallzahlen beitragen. In der Summe sind es unter anderem diese Faktoren, die zu einer sehr hohen Inzidenz beitragen.

Am Montag lag der Nürnberger Wert für die Sieben-Tage-Inzidenz bei 222 und somit zählte die Kommune zu den am stärksten betroffenen Regionen Bayerns. Auch wenn Messfehler das Ergebnis verschlechtert haben, stellt sich die Frage, ob Nürnberg mit Hilfe des Freistaats durch den Bund zusätzliche Impfkontingente zugeteilt bekommen sollte.

Zusätzliche Kontingente

Keiner der drei Punkte ist von der Stadt zu verantworten beziehungsweise entscheidend zu beeinflussen. In der Vergangenheit ist dies beispielsweise in besonders von Corona betroffenen Landkreisen in Sachsen aber auch in Bayern (entlang der Grenze zu Tschechien) so praktiziert worden. Die zusätzlichen Dosen trugen jeweils zu einer signifikanten Senkung des Inzidenzwerts bei.

Modellprojekte gibt es aber auch in anderen Großstädten. In Köln beispielsweise werden Menschen in den örtlichen Hotspots mit eigens aufgelegten Impfprogrammen aufgesucht. Auch hier geht es um ein Absenken der Werte im Großraum der Rheinmetropole. Auch Nürnberg hat Hilfe nötig. Andernfalls droht die Stadt noch lange auf den hohen Werten zu verharren. Mit entsprechenden Folgen: Schulen würden dann auch nach den Pfingstferien - bei einer anhaltenden Entspannung der Infektionslage dürfte fast überall in Bayern der Schulbesuch wieder möglich sein - geschlossen bleiben. Für etliche Kinder würde dies fatale Folgen nach sich ziehen.

Es ist also an der Zeit, nach einer Sonderlösung für die Corona-Hotspots in Bayern Ausschau zu halten.


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