Kommunalwahl: Bei den Grünen soll’s eine Frau richten

24.4.2019, 06:00 Uhr
"Wenn man mich fragt, würde ich es nicht ausschließen", erklärt die Landtagsabgeordnete Verena Osgyan in Bezug auf die Kommunalwahl.

© Roland Fengler "Wenn man mich fragt, würde ich es nicht ausschließen", erklärt die Landtagsabgeordnete Verena Osgyan in Bezug auf die Kommunalwahl.

Die Grünen wittern Morgenluft. Die Voraussetzungen für ein Spitzenergebnis bei der Kommunalwahl sind so gut wie lange nicht. Deutschlands beliebtester OB Ulrich Maly (SPD), der auch die Grünen viele Stimmen gekostet hat, tritt 2020 nicht mehr an. Die SPD muss einen neuen Kandidaten aufbauen, genauso geht es der CSU. "Die Karten werden völlig neu gemischt", sagt Nürnbergs Grünen-Chef Daniel Arnold.

Noch dazu schwimmen die Grünen auf einer Welle der Zustimmung. In den letzten Umfragen kamen sie in Bayern auf 23 Prozent. Das eröffne eine Riesenchance, heißt es intern. Statt ein Ergebnis unter ferner liefen sei das Ziel bei der OB-Wahl 2020 mindestens die Stichwahl, so Arnold optimistisch.

Keine "Schlipsträger"

Auf dem Weg dorthin setzen die Grünen auf eine Spitzenkandidatin. Eine Frau soll’s richten, sie soll sich abheben von "den Schlipsträgern", wie es eine Grüne formuliert. Mit "Schlipsträger" sind SPD-OB-Kandidat Thorsten Brehm und der erst noch zu kürende Kandidat der Konservativen gemeint. Denn so wie es aussieht, geht auch die CSU mit einem Mann ins OB-Rennen.

Darf sich durchaus Hoffnungen machen: Grünen-Stadträtin Andrea Bielmeier.

Darf sich durchaus Hoffnungen machen: Grünen-Stadträtin Andrea Bielmeier.

Im Unterschied zu manch anderer Partei haben die Grünen offensichtlich nicht das geringste Problem, bei der Kandidatinnen-Suche auch fündig zu werden. Der Grünen-Vorsitzende Arnold spricht denn auch von einer "Luxus-Situation". Gleich vier Frauen werden immer wieder genannt: die Landtagsabgeordnete Verena Osgyan und drei Stadträtinnen: Britta Walthelm, Andrea Bielmeier und Andrea Friedel.

Bei der Frage nach einer Kandidatur winkt keine von ihnen sofort ab. "Wenn man mich fragt, würde ich es nicht ausschließen", erklärt die Landtagsabgeordnete Osgyan. Sie ist wohl die Prominenteste und im Wahlkampf Erprobteste der möglichen Kandidatinnen. Das sei aber Sache der Partei, betont Osgyan im selben Atemzug. Ähnlich vorsichtig hört sich das auch bei den anderen potenziellen OB-Kandidatinnen an.

"Ein offener Prozess"

"Es schließt niemand etwas für sich aus", meint Britta Walthelm, Vizechefin der Stadtratsfraktion. Das gelte auch für sie selbst. Wobei die Stadträtin, die sich mit Umweltpolitik profiliert hat und Vizevorsitzende des Umweltausschusses im Stadtrat ist, auch im Zusammenhang mit der Neubesetzung des Umweltreferats genannt wird. Das wird frei, weil Peter Pluschke (Grüne) 2020 in den Ruhestand geht. Für diese Stelle haben die Grünen das Vorschlagsrecht. Walthelm, die gerade eine Doktorarbeit in Politikwissenschaft schreibt, hält sich bedeckt.

Auch Stadträtin Andrea Bielmeier wird von manchen für eine OB-Kandidatur ins Spiel gebracht. Bielmeier, die auch im Bezirkstag sitzt, ist noch dabei, sich eine Meinung zu bilden, ob eine Kandidatur für sie überhaupt infrage kommt. Bis zum Ende der Osterferien wolle sie zusammen mit ihrer Familie eine Entscheidung treffen, sagt die Krankenschwester. "Wobei das ein ganz offener Prozess ist innerhalb der Partei."

Britta Walthelm, Vizechefin der Stadtratsfraktion.

Britta Walthelm, Vizechefin der Stadtratsfraktion.

Ihre Stadtratskollegin Andrea Friedel, deren Name ebenfalls fallengelassen wird, wenn man sich bei den Grünen umhört, findet es "ganz schwierig", zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt etwas zu sagen. Sie würde aber "generell nicht gleich Nein sagen", wenn die Frage nach einer möglichen Kandidatur an sie herangetragen würde. "Ich würde in mich gehen und das mit meiner Familie absprechen", so die Hebamme.

Um die passende Kandidatin auszuwählen, haben die Nürnberger Grünen in ihrer Mitgliederversammlung ein Findungsteam bestimmt, das sich sowohl um die OB-Kandidatin als auch um die Listenaufstellung kümmern soll. Es besteht aus erfahrenen Alt-Grünen und jungen Leuten, die selbst keine größeren Ambitionen haben bei der Kommunalwahl.

Im Team sitzen Elke Leo als Vertreterin der Stadtratsfraktion, Grünen-Mitglied Bernhard Jehle, früherer Chef des Instituts für Pädagogik und Schulpsychologie der Stadt, die beiden ehemaligen Grünen-Vorsitzenden Jutta Deinbeck und Wolfgang Klemm, Vertreter der Grünen Jugend und Ida Hiller, die ehemalige Frauenbeauftragte der Stadt.

Partei hat das letzte Wort

"Wir hatten bei den letzten Wahlen immer solche Findungsteams", sagt Elke Leo. "Wir sprechen mögliche Kandidatinnen an. Es ist aber nicht so, dass kein Mann eine Chance hätte", fährt sie fort. Nur wahrscheinlich ist es eben nicht.

Grünen-Stadträtin Andrea Friedel.

Grünen-Stadträtin Andrea Friedel.

Den Grünen ist es wichtig zu betonen, dass die Mitglieder die letzte Entscheidung treffen. "Wir wollen es breiter aufstellen und nicht jemanden par ordre du mufti präsentieren", heißt es aus der Partei in Anspielung auf die SPD. Die hat ihren Kandidaten Thorsten Brehm so schnell aus dem Hut gezaubert hat, dass manchen Genossen die Spucke wegblieb.

"Wir wollen keine Hauruck-Aktion", sagt Parteichef Arnold. Die Grünen wollen ihre OB-Kandidatin bei der Jahreshauptversammlung Ende Juni küren.

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