Komplexer, später und teurer: Dauerbaustelle Wöhrder See

15.8.2014, 11:00 Uhr
Derzeit bewegt sich am Wöhrder See wenig. Enten nehmen den neu angelegten Sandstrand in Beschlag.

© Berny Meyer Derzeit bewegt sich am Wöhrder See wenig. Enten nehmen den neu angelegten Sandstrand in Beschlag.

Im November 2010 sprach der damalige Umweltminister Markus Söder von zehn Millionen Euro an Sanierungskosten. 2012 waren es schon 13 und 14 Millionen Euro. In einem Interview vor wenigen Tagen im Frankenfernsehen stieg die Summe auf 15 Millionen Euro. Der Betrag bezieht sich allein auf den finanziellen Anteil des Wasserwirtschaftsamts. Der Anstieg erfolgte, obwohl im Lauf der Jahre deutliche Abstriche gemacht wurden: Von einer Seebühne oder einer Insel mit Aussichtsturm ist schon lange nicht mehr die Rede.

Eine Umweltstationen für Kinder ist noch immer nicht finanziert und von den Plänen für die Umgestaltung des Oberen Wöhrder Sees mit Hochseilgarten und Fischschleuse wurde stillschweigend Abschied genommen. Auch die Stadt muss für die Aufwertung der Wege, die auf eine Entflechtung von Flächen für Radfahrer und Fußgänger hinausläuft, sowie für den Wasserspielplatz deutlich tiefer in die Tasche greifen: Statt 2,5 werden es über fünf Millionen Euro sein.

Der Grund, warum die Aufwertung und Sanierung des Wöhrder Sees so schwierig ist und sich verzögert, liegt an den riesigen Mengen von Schlamm, die sich angesammelt haben und die für das Algenwachstum verantwortlich sind. Die Hoffnung der Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamts, dass ein Teil des Schlamms getrocknet wird und dann als Baustein für einen Fußgängerdamm im See wieder Verwendung findet, wurde enttäuscht: Der organische Anteil im Schlamm ist so hoch, dass er nicht fest wird. Der Schlamm wird deshalb weggefahren.

Jede technische Maßnahme, die das Wasserwirtschaftsamt am Unteren Wöhrder See durchführt, hat zum Ziel, die Fließgeschwindigkeit der Pegnitz zu erhöhen, damit die Partikel, die im Wasser für das Algenwachstum sorgen, ausgeschwemmt werden: Auch der Sandstrand und der Fußgängersteg sind im Grunde Bauwerke, die mit glatten Stahlflächen ins Wasser reichen und die Pegnitz schneller machen sollen. Dass beide Bauwerke auch noch genutzt werden können, ist zwar Absicht, aber nicht die Hauptsache. Auch die für die Mitte des Wöhrder Sees geplante Insel, die unsichtbar bleibt, sowie der Leitdamm, der die Norikusbucht abgrenzen wird, sollen den Querschnitt des Sees verringern, damit die Pegnitz schneller fließt.

„Für den Bereich des Wasser ist das Wasserwirtschaftsamt zuständig und für den Grünbereich wir. Beide sind voneinander abhängig“, sagt Ronald Höfler, kaufmännischer Werkleiter vom Servicebetrieb öffentlicher Raum (Sör). Nachdem die Entschlammung sich aber verzögert, will die Stadt erst das Ende der Arbeiten des Wasserwirtschaftsamts abwarten, bevor sie mit der Sanierung von Wegen und Grünanlagen beginnt. „Sonst wird doch alles wieder zerstört“, so Höfler. Doch auch die Stadt hat noch nicht alles finanziert. Für die beiden Bewegungsparcours am Süd- und Nordufer werden Sponsoren gesucht. Es fehlt auch ein Betreiber für die ganzjährige Gastronomie beim Sandstrand. Erst wenn der zweite Teil des Sandstrands fertig ist, soll die Gastronomie mit WC realisiert werden. „Die Situation ist nicht glücklich“, so Höfler. Erschwert wird die Suche nach einem Betreiber dadurch, weil dieser die Investition für den Imbissstand selber tragen soll.

Knut Weidenhammer, der bei Sör die Abteilung Planung und Bau leitet, berücksichtigt bei seinem Konzept auch die Kanada-Gänse, die Sandstrand und Grünflächen verunreinigen: „Wir schauen uns die Erfahrungen an, die im Fränkischen Seenland gemacht wurden, um Gänse abzuhalten, Land zu erobern.“ Gänse mögen es nicht, wenn sie keine freie Sicht haben oder Höhenunterschiede bewältigen müssen. Es werden deshalb Hecken gepflanzt und Abstufungen im Grünbereich angelegt. „Der neue Wasserspielplatz wird zusammen mit Kindern entworfen“, verspricht Weidenhammer. Aber erst 2016.

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