Grüne wagen sich als Erste aus der Deckung

Kongresshalle soll Ausweichspielstätte für Oper werden

12.8.2021, 06:00 Uhr
Der Innenraum der Kongresshalle hat Platz für eine Interimspielstätte der Oper. Sie könnte nach der Sanierung des Opernhauses weiter kulturell genutzt werden.

© imago images/imagebroker, NN Der Innenraum der Kongresshalle hat Platz für eine Interimspielstätte der Oper. Sie könnte nach der Sanierung des Opernhauses weiter kulturell genutzt werden.

In einer gemeinsamen Erklärung des Stadtratsfraktion und der Landtagsabgeordneten Verena Osgyan heißt es, dass die Kongresshalle die Ideale Lösung für ein Ausweichquartier während der Sanierungsarbeiten ist. „Das wäre nun die Gelegenheit für die Stadt, der Staatsoper eine Lösung für die Fortführung des Spielbetriebs während der Sanierung des Opernhauses zur Verfügung zu stellen und gleichzeitig die Kongresshalle für den Kunst- und Kulturbetrieb zu öffnen“, stellt Osgyan fest.

"Keine Angst vor Entscheidungen"

Die Erinnerungskultur in Nürnberg dürfe nicht dazu dienen, sich aus Angst vor Entscheidungen hinter dem reinen Bewahren eines Status Quo zu verstecken. Vorausgegangen war eine Sitzung der Opernhauskommission Ende Juli. In der nicht-öffentlichen Sitzung wurden insgesamt neun mögliche Standorte vorgestellt.


Ein Mega-Projekt


Wie berichtet kamen am Ende drei Standorte für ein Ausweichquartiere in die engere Wahl: die Kongresshalle, das ehemalige Schöller-Gelände und die Messe. Für die Kongresshalle spricht, so Osgyan, dass sie der Stadt gehört und keine Miete gezahlt werden muss.

Andere Standorte sind zu teuer

Außerdem besteht die Möglichkeit, die NS-Hinterlassenschaften rund um das Reichsparteitagsgelände durch Kunst und Kultur zu transformieren. Für die Kongresshalle als Ausweichspielstätte treten auch mehrere Mitglieder der Grünen-Stadtratsfraktion ein. Cengiz Sahin hält den finanziellen Aufwand, die ehemalige Schöller-Industriehalle zu einer Ausweichspielstätte umzubauen, für viel zu teuer. Auch bei den anderen Standorten müsste im Grunde eine komplett neue Spielstätte errichtet werden.

Zugang für die freie Szene

Uwe Scherzer plädiert dafür, Teile der Kongresshalle für die freie Kultur- und Kunstszene umzubauen. Die Einrichtung von Ateliers unterstützt auch Natalie Keller, kulturpolitische Sprecherin der Grünen im Stadtrat: „Die Stadt muss im Zuge der Überlegungen dazu auch endlich ihre zahlreichen Versprechen, die freie Szene zu unterstützen und nachhaltige Synergien zwischen den unterschiedlichen Kultursparten zu schaffen, einlösen – bisher sind dies nur Lippenbekenntnisse.“ Die Grünen halten eine neue Messehalle, die vorübergehend als Ausweichspielstätte eingesetzt wird, für zu teuer.

Spätestens 2024/2025 muss mit der Sanierung des Opernhauses begonnen werden, sonst droht die Schließung,

Spätestens 2024/2025 muss mit der Sanierung des Opernhauses begonnen werden, sonst droht die Schließung, © Günter Distler, NNZ

Mindestens acht Jahre Umbauzeit

Für den Standort Kongresshalle als Ausweichspielstätte hat sich bislang nur Kulturbürgermeisterin Julia Lehner ausgesprochen. Die SPD möchte noch etliche Fragen geklärt wissen. Grundsätzlich ablehnend steht sie dem Vorhaben aber nicht gegenüber. Über den Standort der Ausweichspielstätte muss noch in diesem Jahr eine Entscheidung getroffen werden.

Auf der Sitzung der Opernhauskommission wurden noch weitere Einzelheiten bekannt. Aufgrund einer groben Schätzung sollen Sanierung und Erweiterungsbauten der Oper 800 Millionen Euro kosten. Die Interimsspielstätte wird auf bis zu 200 Millionen Euro veranschlagt. Die Sanierungszeit soll mindesten acht Jahr dauern.

Fischbach beschädigt Grundmauern

Dass es so teuer wird, liegt auch daran, dass der Fischbach, der unter dem Opernhaus durchfließt, die Grundmauern stark angegriffen hat. In den Kosten ist die Sanierung des Parkhauses am Richard-Wagner-Platz noch nicht enthalten. Mitglieder der Opernhauskommission berichten davon, dass Fragen laut wurden, ob es nicht auch eine Nummer kleiner geht. Die Staatsoper wünscht sich drei Bühnen und ein 100 mal 100 Meter großes Verwaltungsgebäude.

Vorgeschlagen wurde, ob die Verwaltung der Staatsoper nicht auf Dauer im Schuckert–Haus gegenüber dem Opernhaus unterkommen kann. Auch ist das alte Arbeitsamt mit einem Aufführungssaal am Ring wieder auf dem Markt, nachdem sich die Hotelpläne zerschlagen haben. Derzeit rechnet die Stadt mit einer Förderung vom Freistaat von 400 Millionen Euro.

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