Kontrollsystem will hohe Baukosten in Nürnberg verhindern

18.6.2015, 14:18 Uhr
Noch vor Baubeginn muss der Kämmerer vermelden, dass der Neubau der Feuerwache 1 in der Reutersbrunnenstraße über doppelt so viel kosten wird, als zunächst veranschlagt war.

© nn Noch vor Baubeginn muss der Kämmerer vermelden, dass der Neubau der Feuerwache 1 in der Reutersbrunnenstraße über doppelt so viel kosten wird, als zunächst veranschlagt war.

Kontrollsystem will hohe Baukosten in Nürnberg verhindern

Herr Riedel, hat das städtische Kontrollsystem angesichts der Kostenexplosion der Feuerwache 1 versagt?

Harald Riedel: Diese Frage stellt sich uns nicht. Denn die neuerliche Preissteigerung hat Ursachen, die wir auch trotz Controlling nicht hätten verhindern können. Zum einen sind es gestiegene Baukosten von 2,4 Millionen Euro, weil wir den Beginn des Umbaus nach hinten verschieben mussten. Zum anderen hat sich der Stand der Technik seit Beginn der Planungen 2008 geändert, weshalb die Neuerungen noch einmal mit  200.000 Euro zu Buche schlagen. Und schlussendlich sind die Honorare der Architekten aufgrund von Tarifreformen gestiegen. Das sind noch einmal 1,2 Millionen Euro mehr.

Ich bin der Auffassung, dass unser Kontrollsystem BIC ein wirksames Mittel ist, dass solche eklatanten Kostensteigerungen in Zukunft weitgehend vermieden werden können.

Das Baukontroll-Gremium BIC gibt es ja bereits seit 2010. Da wurde schon viel versprochen. Wie soll es nun tatsächlich besser funktionieren?

Riedel: Wir müssen noch viel mehr vergleichbare Kostenkennzahlen einbeziehen in unsere Berechnungen. Die anfängliche Kostenschätzung für die Feuerwache 1 in Höhe von 24 Millionen Euro war unrealistsisch niedrig angesetzt. Dies hat damals auch das Rechnungsprüfungsamt moniert. Es wurde kaum verglichen, welche Kosten für ähnliche, geplante Feuerwachen in anderen Städten veranschlagt wurden. Diese Vergleichskennzahlen benötigen wir für alle Bereiche bzw. Bauprojekte.

Was stimmt Sie so optimistisch, dass es künftig besser laufen wird in Sachen Kostenkontrolle?

Riedel: Jetzt erst werden Bauprojekte angegangen, die das BIC komplett durchlaufen haben, so zum Beispiel die Modernisierung der Küche in der Meistersingerhalle. Die ist mit zwei Millionen Euro veranschlagt und ich bin guter Dinge, dass die Kosten nicht wesentlich steigen werden.

Mir ist bewusst, dass der ganze Kontrollprozess noch nicht perfekt ist, aber wir arbeiten daran. Jeden Monat trifft sich eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Hochbauamt und Finanzreferat. Diese enge Kooperation und Absprache ist nötig und gut, diese Prozesse zu optimieren.

Von anderen Städten wie zum Beispiel Schwabach bekommen wir übrigens vermehrt Anfragen, wie unser Baukontroll-System funktioniert. Wir sind Vorreiter in der Einrichtung eines solchen Kontrollsystems und darauf können wir stolz sein, denke ich. Sagen wir so: Ich bin gebremst optimistisch, dass solche Kostenexplosionen der Vergangenheit angehören.

Graut Ihnen schon vor dem Bauvergabe-Ausschuss und den Reaktionen der Stadträte, was die Verkündung der Mehrkosten der Feuerwache 1 anbelangt?

Riedel: Kostenerhöhungen zu präsentieren, ist nie schön. Aber ich denke, sie sind nachvollziehbar. Deswegen bin ich recht optimistisch, dass es nicht allzu schlimm wird.

Das Bau-Investitions-Controlling hat die Stadt 2010 eingeführt. Alle städtischen Bauprojekte mit einem Investitionsvolumen ab 500.000 Euro werden von 5 - 6 Mitarbeitern, aus dem Hochbauamt und dem Finanzreferat überprüft. 15 Projekte haben den gesamten BIC-Prozess bisher durchlaufen, darunter auch die Planung der Feuerwache 1. 128 weitere Bauprojekte sind laut Stadtkämmerer Harald Riedel derzeit in Bearbeitung. Eine erste Bilanz zum tatsächlichen Erfolg des BIC, wird nach Schätzungen von Riedel erst in drei Jahren möglich sein.

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