Konzert mit 16 Glocken: Lorenzkirche nimmt Sonderstellung ein
1.4.2021, 17:20 Uhr
Anfragen aus ganz Deutschland, warum es keine Toneinspielung der Glocken gibt, hatten zu dem seltenen Ereignis geführt: Jeder Klangkörper wurde einzeln und anschließend im Zusammenklang mit den anderen aufgenommen.
Es war gar nicht so einfach, dafür ein geeignetes Datum zu finden. An Werktagen ist rund um die Lorenzkirche viel Lieferverkehr unterwegs, dessen brummende Geräusche nicht verewigt werden sollten. Und an vielen Sonntagen gab es laute Großereignisse.
Störungsfreier Termin
In Absprache mit der Stadtverwaltung, der Polizei und der Flugsicherung konnte man schließlich einen störungsfreien Termin vereinbaren.
Mit Geläute an Corona-Tote erinnert
Das Geläute hatte in der Gotik mit drei Klangkörpern begonnen und wurde über die Jahrhunderte erweitert und erneuert. Im Ersten Weltkrieg musste St. Lorenz eine 1851 gegossene Totenglocke als Metallreserve abgeben. Im Zweiten Weltkrieg blieb die Kirchengemeinde verschont: Im Gegensatz zu vielen anderen landeten ihre Bronzeinstrumente nicht auf dem großen Hamburger Glockenfriedhof, um eingeschmolzen zu werden.
Einführungsort für Landesbischöfe
Nach dem Ende der NS-Zeit sollte St. Lorenz als größte evangelische Kirche Bayerns und Einführungsort für die Landesbischöfe einen umfangreicheren Klangteppich erhalten. Der Glockensachverständige Johannes Mehl entwarf eine weitgespannte Disposition.
Glockengießer Friedrich Schilling machte sich um das jetzige Geläute verdient. Er sorgte nicht nur für den einzigartigen Klang, sondern auch für den Erhalt einer besonderen Glocke. Die aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammende "Feyerglocke" wurde 1945 kurz vor Kriegsende durch Artilleriebeschuss schwer beschädigt.
Stumm, aber sichtbar
Sie steht als älteste Nürnberger Glocke heute stumm, aber für jeden Besucher sichtbar, im Westportal der Lorenzkirche - während das große Geläute zwar deutlich hörbar, aber verborgen in den Türmen hängt.
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