Kräftige Kaltblüter und stolze Lipizzaner: Der Pferdetag in Buch

18.8.2019, 18:06 Uhr
Im Essedum mit vier kräftigen Kaltblütern ging es über den Festplatz.

© Roland Fengler Im Essedum mit vier kräftigen Kaltblütern ging es über den Festplatz.

Da soll mal jemand sagen, beim Pferdetag im Knoblauchsland gebe es keine prominenten Gäste. Am Sonntag reiste sogar Shakira nach Buch. Jawohl. Und wie es sich für eine Diva gehört, war die hübsche Blondine hypernervös. Immer wenn ein Flugzeug über den Festplatz donnerte, also ziemlich oft, zuckte sie mit den Ohren und trippelte unruhig im Geschirr. Sohn Bently schaute sie mit großen Fohlenaugen an, also wollte er fragen: Ist alles okay hier im wilden Nürnberger Norden?

Klar, die Shakira in Buch war nicht die Pop-Sängerin von den Bahamas. Aber ein Star ist sie auch. Einer von insgesamt 100, die am Sonntag unter der prallen Knoblauchsländer Sonne ein fünfstündiges Showprogramm vom Feinsten hinlegten. Die Haflingerstute bestritt im Gespann des Auracher Kutschers Friedrich Uysmüller und mit drei anderen Wagen eine gekonnte Quadrille. Trotz der Düsenjets, die im Übrigen viele Rösser nervös machten.

Den Kaltblütern von Erich Kißlinger und seinem Sohn Franz war der Lärm jedoch herzlich egal. Schließlich sind sie ihn gewohnt, leben sie doch in Buch und damit im pferdeverrückten Nürnberger Norden. Hier sind 90 Kaltblüter und Haflinger daheim. "Pferde sind wie Hasch", sagt Kißlinger senior, der den Pferdetag erneut moderierte. "Man kommt nicht mehr von ihnen los." Im Knoblauchsland scheint die Sucht besonders verbreitet zu sein.

Traditionelles Holzrücken

Kißlingers besitzen 29 Kaltblüter. Sam ist sieben Jahre alt, wiegt massige 950 Kilogramm und gehört zur Rasse der Percherons. Franz Kißlinger, wie sein Vater Wanderschäfer und mit Schafen wie Pferden eng verbunden, zeigte auf dem Bucher Festplatz mit Sam, wie das mit dem Holzrücken funktioniert. Mit Vierbeinern Baumstämme aus dem Wald ziehen, das macht heutzutage doch keiner mehr? "Ja, genau, und deshalb wollen wir den Leuten zeigen, wie das funktioniert, damit das Wissen nicht verloren geht", sagt der 36-Jährige. Tradition verpflichtet. Für die Pferde sei das Holzrücken übrigens wie Fahrradfahren. "Wenn sie das ein paar Mal gemacht haben, können sie es." Wobei es geduldige Pferde wie Sam braucht, die aufs Wort hören. "Wist" ist das Kommando für linksherum, "hott" für rechts. Und mit viel Geschick ziehen Sam und seine Kollegen die Stämme über den Platz.

Hitze gut verkraftet

Wie jedes Jahr zog es wieder einige Hundert Besucher zum Pferdetag. Dicht gedrängt unter den Sonnenschirmen bewunderten sie Ponys, die Streitwagen zogen, und Kaltblüter, die Robin Hood eine Mitfahrgelegenheit in ihrer Kutsche boten, damit er Süßes an die Kinder verteilen konnte. Hitze packten Pferde übrigens gut weg, sagt Ingrid Ferstl, die schon mit zehn Jahren unter der Obhut ihres Urgroßonkels Pferdekutsche fuhr.

Sie liebt die Vierbeiner so sehr, dass sie vor ihrem Umzug von Kraftshof auf den Milchviehbetrieb ihres Mannes in der Oberpfalz von diesem verlangte, ihr einen Pferdestall zu bauen. Ihren ersten Pferdetag erlebte sie mit 13 Jahren. "Was war ich damals aufgeregt", sagt die 40-Jährige und lacht so herzlich, dass klar wird: Auch nach all den Jahren spürt sie sie noch, die Vorfreude auf den Pferdetag. Am dritten Sonntag im August 2020 ist es wieder so weit.

Dieser Artikel wurde um 18.05 Uhr aktualisiert.


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