Kreative Ideen helfen gegen Resignation

19.12.2009, 00:00 Uhr
Kreative Ideen helfen gegen Resignation

© Niklas

«Es ist wichtig, die Kreativität leben zu können, die in einem steckt», ist eine weitere Maxime von Eva Brenner, der sie seit ihrer MS-Diagnose immer hartnäckig gefolgt ist. Sie absolvierte die Meisterschule für Mode in München, arbeitete als Gewandmeisterin am Erlanger Theater und studierte anschließend Textilkunst an der Akademie für Bildende Künste.

Reise nach Indien markierte einen Wendepunkt

Ein entscheidender Einschnitt stellte das Jahr 2000 dar. «Damals ging es bergab, ich konnte nichts mehr selbst machen und litt auch immer mehr unter dem Fatique-Syndrom». Statt zu resignieren und sich zu Hause einzuigeln, brach Eva Brenner nach Indien auf und ließ sich in ayurvedischen Kliniken behandeln. «Dort haben sie mich wieder hingekriegt.» Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland entschloss sie sich, die Förderung des Miteinanders von Menschen mit und ohne Behinderung zu ihrem Hauptanliegen zu machen.

In Christine Löwer fand sie eine ideale Mitstreiterin: «Wir wollen mit unserem Verein zeigen, dass wir sehr wohl in der Lage sind, Dinge zu machen, die man schwerbehinderten Menschen gar nicht zutraut.»

In diesem Punkt hat sie selbst schon immer wieder Erfahrungen gesammelt. Da sie seit ihrer Geburt an einer Sehbehinderung leidet, schien ihr Berufswunsch, als Schneiderin zu arbeiten, lange Zeit unerfüllbar. Ihr wurde immer nur gesagt: «So etwas wird nicht gefördert» und stattdessen die «Standards» wie Masseur oder Telefonistin vorgeschlagen. Erst in Nürnberg erhielt sie die Chance, ihren Wunsch zu verwirklichen. Die Hartnäckigkeit, mit der sie das erreicht hat, will sie nun zusammen mit Eva Brenner im Verein «einfachLEBEN» auch für andere Menschen einsetzen.

«Wir haben es uns auf die Fahne geschrieben, das Leben noch lebenswerter zu machen – und zwar für uns selbst und den Rest der Welt auch» – lautet ihr unbestrittenes Haupt-Motto. Dabei wollen sie auf ein Konzept setzen, das durch Entschleunigung, der Förderung von Gemeinsamkeit und der Suche nach maßgeschneiderten Lösungen ein Gegengewicht setzt zur «absoluten Vernutzung von Mensch und Umwelt.»

Mit der Arbeit entsprechend der individuellen Befähigungen und Berufungen wollen sie integrativ wirken, gegen Behinderten-Klischees antreten, das Miteinander fördern und auch individuelle Lösungen vorantreiben: «Es gibt zwar schon Bekleidung für Rollstuhlfahrer, aber die ist ausschließlich auf Funktionalität ausgerichtet», nennt Eva Brenner ein Beispiel.

Individualität spielt aber auch bei allen anderen Produkten von «einfachLEBEN» eine große Rolle, wie etwa den Lampen «Knirpse an die Macht»: Das Gestell eines Klapp-Regenschirms wird mit einem achtteiligen Schirm aus laminierten Erinnerungstücken, von denen der Kunde Fotos per E-Mail einschickt, in ein echtes Original verwandelt.

Im Zuge ihres Engagements «für mehr Behindertengerechtigkeit als auch weniger Behindertenungerechtigkeit» wollen Eva Brenner, Christine Löwer und bald hoffentlich möglichst viele Mitstreiter auch andere «maßgeschneiderte» Produkte für Menschen mit und ohne Handikap anbieten.

Geplant ist etwa ein Begleitservice, der Behinderten spontan die Möglichkeit bietet, einen Ausflug oder einen Einkaufsbummel zu unternehmen und so am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Auf der im Aufbau befindlichen Seite www.einfach-leben-online.de kann man sich über die Zielsetzung des Vereins informieren. Produkte findet man im Internet auf der Seite www.dawanda.de wenn man in die Shop-Suchmaske einfachLEBEN eingibt.

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