Kroymann und Käßmann mit Toni-Pfülf-Preis ausgezeichnet

12.5.2019, 17:48 Uhr
Kroymann und Käßmann mit Toni-Pfülf-Preis ausgezeichnet

© Michael Matejka, NNZ

Alle zwei Jahre vergibt die Bayern-SPD und die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) den Preis für Frauen, deren Engagement in Politik oder Gesellschaft außergewöhnlich ist. Renate Schmidt, Jutta Speidel und Iris Berben zählen zu den Preisträgerinnen. Für ihre kluge Unterhaltung mit feministischem Anspruch wurde Kroymann geehrt. "Immer ins Schwarze treffend und dabei doch nie verletzend", formulierte es die SPD-Landesvorsitzende Natascha Kohnen, die die Laudatio auf Kroymann hielt.

Mit "Oh Gott, Herr Pfarrer" hatte die einst den Durchbruch, mit „Nachtschwester Kroymann“ folgte ihre eigene Kabarettsendung. Als sie in den 80er Jahren mit Kabarett begann, war das noch ein Novum, erzählte Kroymann, die auf der Bühne, lässig in Turnschuhen zum schwarzen Anzug, frei zum Publikum sprach. "Ich kannte vorher keine Frau, die ihre eigenen Texte vortrug.“ Man könne sich nur etwas trauen, wenn man ein Rolemodel, ein Vorbild habe. Kroymann traute sich – auch wenn sie bei den Mainstream-Fernsehmachern auf Ablehnung stieß. Oder viel mehr auf Ignoranz. "Obwohl die Einschaltquoten gut waren, wurden wir abgesägt." "Danke für Ihren Mut!", sagte Kohnen. Kaum eine Frau habe im Fernsehen auch so charmant gegen Homophobie Stellung bezogen.

Frauenthemen sind jetzt auf der Agenda

1993 hatte Kroymann im Stern öffentlich gemacht, dass sie lesbisch ist. 20 Jahre lang hatte sie im TV keine eigene Sendung bekommen. Umso mehr freue sie die Würdigung, die ihr jetzt, im Alter, "antizyklisch“ widerfährt. Erst vor Kurzem wurde die 69-Jährige für ihre Sendung "Kroymann" mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. "Frauenthemen sind jetzt auf der Agenda der Erwachsenenthemen angekommen“, meinte Kroymann. Den SPD-Preis nahm sie sichtlich gerührt entgegen. „Es ist eine große Ehre!"

Immer klar Kante gezeigt gegen Menschenrechtsverletzungen habe Margot Käßmann, sagte die SPD-Europaabgeordnete Kerstin Westphal über die zweite Preisträgerin des Abends. Auch die heute 60-Jährige hatte mit Klischees zu kämpfen: Nur pro forma habe man sie etwa bei der Wahl zum Bischofsamt damals gefragt. "Komm, lass dich aufstellen. Wählen wird dich eh keiner“, erzählte Käßmann. Nach Kroymann sprach auch sie spontan frei. "Wenn meine Rede jemanden interessiert, kann er sie gerne haben“, scherzte sie. Dass sie damals doch gewählt wurde, war eine Überraschung. Dass sie vier Kinder hat, sei ein Riesenthema in der Presse gewesen. "Dass mein Gegenkandidat Vater von fünf Kindern war, hat dagegen niemanden interessiert."

Ein echtes "Rolemodel"

Die Kirche sei reformbedürftig, betonte sie. "Nur weil ich im Ruhestand bin, habe ich ja kein Schweigegelübde abgegeben, nicht das zu sagen, was ich denke." "Sie sind ein echtes Rolemodel“, dankte ihr Micky Wenngatz, Vorsitzende der AsF. Vom Publikum gab es einen kräftigen Applaus für beide Preisträgerinnen. Die auch in puncto Lässigkeit ein echtes Vorbild waren. Miteinander plaudernd und scherzend, waren sie die Ersten, die zum Damentrio von "The Chartbreakers“ vor der Bühne tanzten.

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